DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
            29-05-2020 11:01
          
          
            
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.05.2020 um 10.30 UTC
Zunächst ruhiges und oft freundliches Wetter. Dabei zunehmend warm bis sehr 
warm. Ab Donnerstag im Westen und Nordwesten, ab Freitag in weiten Teilen 
Deutschlands wechselhafter mit örtlichen Schauern und Gewittern. Dabei von 
Westen kühler.    
__________________________________________________________
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 05.06.2020
Am Montag und Dienstag liegt Deutschland am Südrand einer hochreichenden 
blockierenden Antizyklone mit Kern über Südskandinavien im Zustrom mäßig warmer 
Festlandsluft aus Ost- und Nordosteuropa, die sich auf ihrem Weg nach Südwest 
weiter erwärmen kann. Dabei setzt sich die Trockenheit fort.
Am Mittwoch wird das blockierende Hoch in den vom westlichen Mittelmeer 
ausgehenden Höhenkeil, der sich nach Mitteleuropa ausdehnt, einbezogen. 
Gleichzeitig zieht ein aus einem Nordmeertrog hervorgegangenes Cut-Off-Tief vom 
Seegebiet dicht südwestlich von Irland zum Seegebiet westlich von Portugal und 
ein flaches Tief weitet sich von Südwesteuropa nach Frankreich aus. Dabei strömt
von Südosten deutlich wärmere Luft nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen von
10 bis 15 Grad.
Am Donnerstag stößt der Nordmeertrog nach Süden zur Nordsee vor und der 
mitteleuropäische Höhenkeil schwächt sich weiter ab und sein Nordteil verlagert 
sich nach Osteuropa. Auf der Vorderseite des Troges erreicht eine Kaltfront 
abends Nordwestdeutschland. 
Am Freitag weitet sich der schmaler werdende Höhentrog unter Abtropftendenz nach
Westeuropa aus und an der über Nordwestdeutschland liegenden Kaltfront 
entwickelt sich eine Tiefdruckrinne, die bis zur Bretagne reicht und an deren 
Südostseite weiterhin sehr warme Luft nach Mitteleuropa strömt. 
__________________________________________________________
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der neue Lauf vom IFS simuliert ähnlich wie die beiden gestrigen Modell-Runs ab 
Donnerstag/Freitag die Wetterumstellung von einer Hochdrucklage auf eine 
zyklonale Lage. 
Im Detail ergeben sich aber Unterschiede: Im aktuellen Lauf trifft eine 
Kaltfront am Donnerstag verspätet in Norddeutschland ein und der 
korrespondierende Höhentrog erreicht nur die Nordsee und lediglich in 
abgeschwächter Form Deutschland.
Im gestrigen 00-UTC-Lauf erreicht die Kaltfront eines Südskandinavientiefs 
bereits abends die Alpen und recht kalte Luft kommt nach Deutschland (im Norden 
teils knapp unter null Grad und der kräftige Höhentrog erreicht Mitteleuropa).
Der 12-UTC-Lauf ist zwar nicht ganz so forsch und auch nicht ganz so kalt, aber 
er unterscheidet sich nur marginal.
Am Freitag tropft im neuen Lauf der Trog nach Großbritannien ab und vorderseitig
bildet sich in Nordwestdeutschland eine Tiefdruckrinne. Südwestlich davon würde 
nochmal sehr warme und schwüle Luft in den Osten und Süden Deutschlands 
einströmen.
Der 12-UTC zeigt zwar auch eine Abtropftendenz nach England und zur westlichen 
Nordsee, aber insgesamt sind die gestrigen Läufe um 5 Grad und mehr kälter.
__________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
ICON zeigt heute die größte Abweichung zum operationellen Lauf des IFS. Dabei 
tropft über Westeuropa bis Freitag ein Höhentrog nach Südwesteuropa ab, so dass 
die Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands bis Freitag andauern würde und 
Schauer und Gewitter würden danach lediglich den äußersten Westen und Südwesten 
am Freitag betreffen und die sommerliche Wärme würde andauern. Diese Version 
wird vom gestrigen Lauf des CMA gestützt.
Dagegen greift NAVGEM die Variante vom gestrigen IFS-Lauf von 00 UTC auf, indem 
der Höhentrog (der bei ICON nach Südwesteuropa abtropft) bereits bis Donnerstag,
00 UTC Mitteuropa erreicht, sodass schon am Mittwoch die korrespondierende 
Kaltfront Nordwestdeutschland überquert.
Die anderen Globalmodelle weichen dagegen nur wenig vom IFS-Lauf von heute ab.  
__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute 5 Cluster, wobei 4 in eine Lage 
´Atlantischer Rücken´ übergehen (Ausnahme 4. Cluster, der aber auch einen Keil 
über dem Nordostatlantik zeigt). Dabei bringen der 2., 3. Und 5. Cluster ein 
recht frühes Übergreifen eines Troges/Höhentiefs nach Mitteleuropa mit insgesamt
27 Modellläufen. Beim Rest der Cluster findet ein Abtropfen des Höhentroges nach
Südwesteuropa statt, so dass es in weiten Teilen Deutschlands noch bis Freitag 
warm bleiben würde.
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man im Kurzfristzeitraum zunächst noch 
ein leichtes Absinken der Temperatur in 850 hPa auf unter 5 Grad. Ab Montag wird
es deutlich wärmer mit den höchsten Werten am Mittwoch und Donnerstag (zwischen 
10 und 15 Grad). Am Freitag sinken bereits bei rund 25 Prozent der Läufe die 
Temperaturen ab und am Wochenende deutet sich eine Bifurkation an, d. h. rund 
die Hälfte der Modellruns bleiben noch warm. 
Die EPS-Meteogramme spiegeln die Unsicherheit ab Freitag wieder: Hier ist der 
50-Prozent Bereich der Temperatur sehr breit, das Mittel der Temperatur sinkt 
aber zum Wochenende langsam ab. Die Regenwahrscheinlichkeit ist ab Donnerstag 
erhöht. 
_________________________________________________________
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist dank 
Hochdruckeinfluss bis Mittwoch gering. Am Donnerstag steigt im Westen und 
Nordwesten das Gewitterrisiko, wobei auch markante Entwicklungen möglich sind.
________________________________________________________
Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
________________________________________________________
VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Olaf Pels Leusden