DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
05-12-2025 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.12.2025 um 10.30 UTC
Sehr milde Woche, dabei im Süden trockener und sonniger als im unbeständigen und
windigen Norden.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.12.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am Montag liegt Deutschland im Einflussbereich einer
zonal geprägten Strömungskonfiguration. Ein Kurzwellentrog schwenkt rasch über
das Land hinweg, während sich nachfolgend ein flacher Rücken aufwölbt. Über
Westeuropa und dem Atlantik befindet sich bereits der nächste Langwellentrog,
sodass die Westströmung zunächst bestehen bleibt. Im Bodendruckfeld liegt ein
umfangreiches Tief über dem Atlantik, an dessen Vorderseite sich mehrere
Randtiefs angliedern. Eines davon beeinflusst direkt Deutschland: Sein Kern
liegt über dem Norden Dänemarks und zieht rasch nach Südschweden.
Das okkludierte Frontensystem überquert das gesamte Land, lediglich im Süden
schleift die Kaltfront, die über Frankreich in die Warmfront übergeht. Somit
gestaltet sich das Wetter zunächst sehr wechselhaft. Die anfänglichen frontalen
Regenfälle ziehen im Tagesverlauf ostwärts ab; rückseitig folgen nur vereinzelte
Schauer, und die Sonne kommt zeitweise zum Vorschein. Lediglich im Süden kann es
bis zum Abend weiter regnen. In der kräftigen südwestlichen Strömung steigen die
Temperaturen auf milde 11 bis 17 Grad. Dabei treten im Nordwesten starke bis
stürmische Böen aus Südwest auf; an der Nordsee und in Schleswig-Holstein sind
Sturmböen zu erwarten. Gleiches gilt für die Hochlagen, wo der Brocken seine
obligatorischen orkanartigen Böen verzeichnet.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt ein flacher Rücken über Deutschland hinweg
und sorgt für Zwischenhochdruckeinfluss. Dadurch lockern die Wolken auf. Jedoch
erreichen von Westen her bereits die Wolken der Warmfront des nächsten Tiefs das
Land, welches sich weiter vertieft und nach Schottland zieht. In den Frühstunden
setzt im Nordwesten leichter Regen ein. Im Südosten bleibt es länger klar,
sodass sich dort Nebel bilden kann. Es wird im Nordwesten eine sehr milde Nacht
mit zweistelligen Tiefstwerten; Frost tritt nur in einigen Alpentälern auf. Der
Wind lässt etwas nach, bleibt aber an der Nordsee und in den Hochlagen weiterhin
stark mit stürmischen Böen.
Am Dienstag liegt Deutschland vollständig in der südwestlichen Strömung an der
Vorderseite eines Langwellentroges über dem Nordatlantik. Der Rücken hat das
Land überquert und liegt mit seiner Achse knapp östlich von uns. Während der
Norden von der schleifenden Kaltfront des inzwischen zum Nordmeer ziehenden
Tiefs beeinflusst wird, befindet sich der Süden im Warmsektor, wo sich schwacher
Hochdruckeinfluss bemerkbar macht. Hier scheint zeitweise die Sonne, und an der
unteren Donau hält sich länger Nebel. Mit dem lebhaften Südwestwind erreichen
die Höchstwerte 10 bis 17 Grad; nur an der unteren Donau bleibt es im
einstelligen Bereich. Erwähnenswert ist erneut der Wind: An der Nordsee und im
Bergland treten Sturmböen auf, auf dem Brocken schwere Sturmböen. In der Nacht
zum Mittwoch kommt die Front kaum weiter nach Südosten voran, da sie zunehmend
strömungsparallel liegt und der Trog zurückhängt bzw. negativ geneigt ist. Im
Süden kann sich bei klarem Himmel Nebel bilden, und in einigen Alpentälern tritt
leichter Frost auf. Unter den dichten Wolken bleibt es frostfrei.
Am Mittwoch nähert sich der Trog weiter an, und die Kaltfront erreicht am Abend
auch den Süden des Landes und bringt etwas Regen. Im Norden hingegen lockern die
Wolken auf. Es wird etwas kühler, aber weiterhin deutlich zu mild für die
Jahreszeit. In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog über Deutschland
hinweg, sorgt für kräftigere Hebung und aktiviert die Front im Süden. Bei
sinkenden Temperaturen fällt die Schneefallgrenze auf etwa 1300 m.
Am Donnerstag folgt ein Rücken, der für Wetterberuhigung sorgt. Die letzten
Regenfälle ziehen ostwärts ab, und von Westen her zeigt sich zunehmend die
Sonne. Am Boden bildet sich ein Hoch mit Schwerpunkt über dem Südwesten des
Landes. Der Norden bleibt hingegen weiterhin in der Nähe der Frontalzone, wobei
der nächste Kurzwellentrog bereits im Anmarsch ist und die Region in der Nacht
zum Freitag beeinflusst.
Ab Freitag wölbt sich ein Rücken über Mitteleuropa auf, begünstigt durch eine
Austrogung über dem Atlantik. Dadurch dreht die Strömung zunehmend auf südliche
Richtungen und wird antizyklonal konturiert. Dies führt zu ruhigem Herbstwetter
mit zunehmender Inversionslage und ausgeprägter Nebelproblematik, insbesondere
in der Mitte und im Süden. Der Norden profitiert von dieser Lage und erhält mehr
Sonnenschein, auch wenn teils dichtere Wolkenfelder durchziehen.
Am Wochenende bleibt Deutschland an der Vorderseite eines Langwellentroges über
Westeuropa in einer südlichen Strömung. Das Bodenhoch verlagert sich nach
Osteuropa, während die Tiefdruckgebiete mitsamt ihrer Frontensysteme höchstens
den Westen des Landes tangieren. An den Alpen stellt sich eine Föhnlage ein. Da
die Strömung weiterhin aus Süden kommt, ist winterliches Wetter nicht zu
erwarten. Sicher erscheint zumindest, dass bis zur Monatsmitte kein
Wintereinbruch in Sicht ist. Frost tritt allenfalls im Süden bei längerem
Aufklaren auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der IFS-Läufe ist bis weit in den mittelfristigen Zeitraum hinein
gut. Uns erwartet eine sehr milde Woche, da Deutschland sich im Einflussbereich
einer umfangreichen Tiefdruckzone über dem Atlantik sowie über West- und
Nordeuropa befindet. Mit einer südwestlichen Bodenströmung gelangt sehr milde
Luft nach Mitteleuropa. Dadurch werden zweistellige Höchstwerte und frostfreie
Nächte erwartet.
Während der Süden häufig auf der antizyklonalen Seite liegt und sich das Wetter
daher vergleichsweise freundlich präsentiert, dominiert im Norden unbeständiges
und windiges Wetter mit wiederholten Regenfällen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen Modelle nehmen uns jede Hoffnung auf der Jahreszeit
entsprechendes Winterwetter. Bis Donnerstag zeigen sich kaum Unterschiede
zwischen den Modellen. Ab Freitag jedoch tritt eine Abweichung zwischen dem IFS
und den übrigen Modellen auf. Nach dem IFS käme es zu keiner Austrogung über
Westeuropa, sodass das leicht mäandrierende Strömungsmuster erhalten bliebe.
Nach den anderen Modellen, ICON, GFS und GEM, wölbt sich hingegen ein Rücken
über Mitteleuropa auf, während über Westeuropa eine Austrogung stattfindet. Dies
bedeutet für uns eher ruhiges Herbstwetter anstelle von windigem und
unbeständigem Wetter. Sicher erscheint lediglich, dass keine der beiden
Varianten winterliches Wetter bringt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Die Rauchfahnen zeigen den bevorstehenden milden Wetterabschnitt, wobei der
Spread sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotential vergleichsweise groß
ausfällt. Dies liegt jedoch weniger an einer grundsätzlich unsicheren
Vorhersage, sondern vielmehr an den Phasenunterschieden der durchschwenkenden
Kurzwellentröge sowie an der Entwicklung des Sturmtiefs, das am
Dienstag/Mittwoch über Großbritannien entsteht. Ab Mittwoch gehen sowohl das
Geopotential als auch die Temperatur im Mittel wieder leicht zurück. Wirklich
kalte Lösungen mit winterlichem Charakter sind jedoch bis weit in die erweiterte
Mittelfrist hinein nicht vertreten. Das Nord-Süd-Gefälle bei den
Niederschlagssignalen spiegelt sich ebenfalls in den Ensembles wider.
Bemerkenswert ist zudem, dass es bis zum 15. Dezember, also innerhalb der
kommenden zehn Tage, keine kalten Ensemble-Mitglieder mit 850-hPa-Temperaturen
unter -5 °C gibt.
In den Clusteranalysen werden die Ensemblemitglieder im Zeitraum t+72 bis t+96
Stunden in vier Cluster eingeteilt, wobei sich der Haupt- und der Kontrolllauf
in Cluster 3 befinden. Wenig überraschend dominiert eine positive NAO als
großräumiges Zirkulationsmuster. Im Zeitraum t+120 bis t+168 Stunden werden fünf
Cluster angeboten, mit Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2. Die Lösungen sind
insgesamt ähnlich: Das übergeordnete Muster bleibt erhalten, Unterschiede zeigen
sich lediglich in der stärkeren Aufwölbung des Rückens über Mitteleuropa sowie
einer ausgeprägten Geopotentialanomalie über dem zentralen Mittelmeerraum. In
der erweiterten Mittelfrist (t+192 bis t+240 Stunden) werden sechs Cluster
berechnet; Haupt- und Kontrolllauf liegen dort in Cluster 5, das der Wetterlage
Wz zugeordnet ist. Es existieren weitere Cluster mit ähnlichem Muster, jedoch
favorisiert die Mehrheit eine antizyklonale Lösung mit Rückenaufwölbung über
Mittel- und Südeuropa und einer Austrogung über Westeuropa. Wie bereits bei den
Rauchfahnen gilt auch hier: Ein winterliches Szenario ist nicht vertreten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Trotz der wechselhaften Wetterlage halten sich signifikante Wettererscheinungen
in Grenzen. Am Montag und weniger am Dienstag ist es vorübergehend recht windig
und es sind insbesondere im Nordwesten einzelne stürmische Böen bis in tiefere
Lagen möglich. Ansonsten beschränken sich stürmische Böen und Sturmböen auf die
Nordsee und die Hochlagen der Mittelgebirge.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta