Thema des Tages
13-10-2025 13:50
Wetter aktuell
HB: Die Hochrandlage
Mit HB - Hoch Britische Inseln - wird die aktuelle Wetterlage in der
Synoptischen Übersicht kurz und knapp zusammengefasst. Schon an der
Bezeichnung wird deutlich, dass das Wetter durch ein Drucksystem
fernab von Deutschland maßgeblich beeinflusst wird. Das kommt zwar
immer wieder vor, doch solche "Randlagen" haben durchaus ihre
Eigenheiten, wie im heutigen Thema des Tages näher beschrieben werden
soll.
Der Blick auf die Wetterkarte für Europa lässt eigentlich Euphorie
zum Wochenstart aufkommen: Ein großräumiges Hochdruckgebiet bei den
Britischen Inseln, dessen Einflussbereich bis nach Deutschland
hineinragt, bestimmt maßgeblich die Witterung über West- und
Mitteleuropa. Anders als es die Lehrmeinung jedoch darstellt, ist das
Hochdruckwetter heute und auch in den kommenden Tagen für einige
nicht von einem goldenen Oktober gekennzeichnet (von regionalen
"Ausnahmen" wie heute dem Osten einmal abgesehen). Ganz im Gegenteil,
teils kommt es zu viel Einheitsgrau am Firmament, zu dem sich lokal
und zeitweise auch noch Sprühregen gesellt. Eine regional wirklich
usselige Kombination.
Dies liegt an der besonderen Konfiguration der Wetterlage. Während
sich vor allem über großen Teilen von Frankreich, näher am
Hochzentrum, die Sonne durchgesetzt hat und trockene Luftmassen das
Wetter bestimmen, ist es bei uns vom Nordwesten bis in den Südosten
grau und vor allem in den unteren Luftschichten ziemlich feucht. Dies
wiederum liegt am Ursprung der Luftmasse, der Strömung und nicht
zuletzt an der Stärke des Hochs. Die Luftmasse über Deutschland wird
derzeit über vielen Regionen aus einer nördlichen bis nordwestlichen
Richtung herangeführt und besitzt demnach einen maritimen Ursprung.
Damit befindet sich ausreichend Feuchte in der unteren Troposphäre,
die zu Nebel, Hochnebel oder sonstigen tiefen Wolken neigt. Eine
starke, sogenannte Absinkinversion darüber, also eine
Temperaturzunahme mit der Höhe statt einer -abnahme, lässt die tiefe
Luft immer weiter mit Feuchte anreichern. Ist diese feuchte Schicht
mächtig genug, dann kann sich darin sogar kleintropfiger Regen
bilden, den wir am Boden als Sprühregen wahrnehmen. Und ist das Hoch
nicht stark genug, um diese Absinkinversion in Bodennähe zu bringen,
so bleibt es einfach grau.
Deutlich wird das mit Blick auf drei Prognose-Radiosondenaufstiege
(Soundings). Über dem Nordosten Frankreichs, genauer gesagt in
Troyes, ist das Hoch etwas kräftiger und die Luftmasse nicht mehr
ganz so feucht, womit die Absinkinversion tiefer liegt und sich
gleichzeitig weniger Feuchte anreichern kann, die in weniger oder
keiner signifikanten Bewölkung resultiert.
Über der Mitte Deutschlands (Fulda) ist ersichtlich, dass die
Absinkinversion deutlich höher ansetzt, das Hoch hier nicht mehr ganz
so kräftig in Bodennähe wirken kann und die feuchte Schicht
wesentlich mächtiger ist. Ergo wird es schwer, für sonnige Abschnitte
im Tagesverlauf zu sorgen, außerdem ist diese feuchte Schicht
vertikal mächtig genug, um vor allem nachts und morgens Sprühregen
auszubilden.
Über dem Nordosten Deutschlands macht sich durch die überwiegend
nördliche Strömung zwischen Hoch SIEGLINDE und Tief GERHARD über
Westrussland ein weiterer wichtiger Effekt bemerkbar, und zwar der
sogenannte Skandinavien-Föhn, ausgelöst durch die Überströmung des
skandinavischen Gebirges und der Abtrocknung auf seiner Leeseite. Im
Prognosesounding wird deutlich, dass die Luftmasse hier in den tiefen
Schichten gut abtrocknen konnte und es im Osten heute daher wolkenarm
und sonnig ist - ein goldener Oktobertag.
In den kommenden Tagen ändert sich an der Grundkonstellation zunächst
wenig: Hoch SIEGLINDE verharrt über den Britischen Inseln, womit wir
weiterhin in der Randlage verbleiben werden und immer wieder ein
Schwall feuchter Luft nach Deutschland geführt wird. Damit wird es
weiterhin Nebel, Hochnebel und Sprühregen geben, was die Tage in
einigen Regionen trist und grau gestalten wird. Anders sieht es
hingegen beispielsweise am morgigen Dienstag südlich der Mainlinie
aus: SIEGLINDE kommt hier ein wenig mehr zum Tragen, gleichzeitig
reißt die Zufuhr der sehr feuchten Luft vorübergehend etwas ab, was
Wolkenauflösung und mehr Sonnenschein forciert. Auf solche regionalen
Besonderheiten kommt es dann auch in den Folgetagen an, wenn man
einen Blick auf die Sonne erhaschen möchte, was aber nicht immer
möglich sein wird - trotz Hochdruckeinfluss in der Wetterkarte.
M.Sc.-Met. Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.10.2025
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