DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-10-2025 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.10.2025 um 10.30 UTC



Bis zum Wochenende Fortdauer des hochdruckdominierten, ruhigen Wettergeschehens.
Dabei aber ansteigende Nachtfrostgefahr. Nächste Woche von Westen wahrscheinlich
unbeständiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.10.2025


Bis einschließlich des kommenden Wochenendes setzt sich das sehr ruhige, teils
freundliche, teils trübe Wetter fort. Allerdings kommt langsam aber sicher etwas
Bewegung in das zuvor äußerst stabile Muster.

Das verantwortliche, blockierende Höhenhoch findet man zu Beginn der Mittelfrist
am Donnerstag (16. Oktober) zunächst mal noch dort, wo man es auch in der
Kurzfrist verortet haben wird, nämlich im Bereich der Britischen Inseln. Es
markiert den Schwerpunkt eines von Grönland bis nach Westeuropa reichenden
Rückens, der ein ebenso umfangreiches Bodenhochdruckgebiet stützt, dessen
Divergenzachse diagonal über Deutschland verläuft. Die Hochdruckzone wird von
einem hochreichenden Cut-Off über dem mittleren Nordatlantik und einem
Langwellentrog über Nord- und Osteuropa flankiert und zunehmend in die Mangel
genommen. Denn zum einen schwenkt das Cut-Off-Tief bis Sonntag (19. Oktober)
langsam ostwärts Richtung Irland, zum anderen erfolgt rückseitig eines kräftigen
Barentssee-Tiefs ein vom Nordmeer nach Skandinavien gerichteter Kaltluftvorstoß,
was eine quasi retrograde Verlagerung des Langwellentroges zur Folge hat. Rücken
und Hochdruckzone werden demnach über dem Nordmeer gekappt und das Höhenhoch
nach Süden Richtung Frankreich gedrückt, wo es sich dann schließlich auflöst.
Das Rückenresiduum schwenkt nach Mitteleuropa und stützt eine Hochparzelle,
dessen Schwerpunkt sich über Mittel- nach Südosteuropa verlagert.

Ausläufer des skandinavischen Kaltlufteinbruchs erreichen Deutschland am
Donnerstag und Freitag von Norden her in Form einer schwachen Kaltfront. Im
antizklonalen Umfeld erweist sie sich aber als kaum wetterwirksam
(mehrschichtige Bewölkung und vereinzelt etwas Regen) und wird sich über dem
Süden des Landes bereits wieder auflösen. An der See besteht mit Winddrehung auf
Nord am Freitag vorübergehend eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische
Böen. Postfrontal gelangt ein Schwall maritime Polarluft zu uns (T850 auf +2 bis
-3 °C absinkend), die die zuvor wetterbestimmende, milde, aber sehr feuchte und
wolkenreiche Luftmasse zumindest aus der Nordhosthälfte ausräumt. Am Tage
dürften die Sonnenanteile demnach am Wochenende zunehmen, in den Nächten kann es
bei verbreiteterem Aufklaren und windschwachen Verhältnissen allerdings auch
leichten Nachtfrost geben.

Nächste Woche nimmt das Cut-Off-Tief zumindest nach IFS-Lesart Kontakt mit dem
Trog über Nordeuropa auf und wird beschleunigt über die Britischen Inseln nach
Südskandinavien geführt. Das korrespondierende Frontensystem würde Deutschland
erreichen und mit Niederschlägen und kräftigem, auf Südwest bis West drehenden
Wind (im Bergland und an der Nordsee stürmische Böen möglich) ostwärts über
Deutschland hinwegziehen. Damit würde allerdings auch wieder mildere
Atlantikluft herangeführt werden und Frostgefahr bestünde nicht mehr.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Sonntag kann dem IFS noch eine gute Konsistenz bescheinigt werden. Danach
laufen die Simulationen aber stark auseinander. In den gestrigen Läufen von 00
und 12Z nahm das Cut-Off-Tief noch keine Verbindung zum Nordeuropatrog auf. Im
00Z-Lauf zog das Tief ohne jeglichen Einfluss auf Deutschland über West- nach
Südwesteuropa, womit sich das trockene, aber kühle Hochdruckwetter bei uns
fortsetzen konnte. Auch im 12Z-Lauf zog das Tief über Westeuropa seine Kreise,
wobei schwache Ausläufer zumindest den Westen des Landes erfassten. Sonst blieb
es bei ruhigem, im Vergleich zum gestrigen 00Z-Lauf aber deutlich milderem
Wetter. Hinter dem vom neusten IFS-Lauf berechneten "Aufleben des Atlantiks"
bzw. durchgreifenden Ende des Hochdruckwetters steht also noch ein Fragezeichen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Unsicherheiten, die mit dem erwähnten Cut-Off zum Ende der Mittelfrist
erwachsen, werden auch beim Blick auf die anderen Globalmodelle deutlich. Auch
bei GFS-00Z hat das Tief Probleme, Kontakt zum Trog und der Frontalzone
aufzunehmen und zieht über Westeuropa seine Kreise. Es sieht der Variante vom
gestrigen IFS-12Z sehr ähnlich. ICON, GEM und NAVGEM favorisieren dagegen die
progressivere Variante mit Einbinden in die Frontalzone und mit zügigem
Übergreifenden auf Deutschland. Die zyklonale Variante des jüngsten IFS-Laufes
bekommt demnach durchaus einiges an Unterstützung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


IFS-EPS:
Die Rauchfahnen sind bis Samstag/Sonntag eng gebündelt. Bei der Temperatur zeigt
sich ein seichter Rückgang und das Geopotenzial ist gleichbleibend hoch
(ruhiges, aber etwas kühleres Hochdruckwetter als zuletzt).
Danach weitet sich erst die Temperatur-Rauchfahne, wobei die große Mehrheit der
Member einen Temperatursprung nach oben irgendwann zwischen Samstag und Montag
simuliert und dann bis zur Wochenmitte auf verhältnismäßig hohem Niveau
verharrt. Später (insbesondere ab Montag) nimmt dann auch die Streuung beim
Geopotenzial zu. Die Mehrheit der Member rechnen einen mehr oder weniger starken
Geopotenzialrückgang bei gleichzeitig aufflammenden Niederschlagssignalen vor
allem nach Westen zu, einige Member verleiben aber auf dem hohen Niveau
(unklarer Trogeinfluss, vor allem nach Osten zu).

CLUSTER:
Im Zeitraum zwischen +72-96 h und +120-168 h werden keine Cluster gebildet. Als
Regime wird "Atlantic Ridge" angegeben.
Trotz der angesprochenen Unsicherheiten ab der nächsten Woche werden auch im
Zeitraum +192-240 h überraschenderweise keine Cluster gebildet. Zumindest
großräumig scheint die Lage aus Sicht des IFS recht klar: Es erfolgt der
Übergang zu "NAO+", bedingt durch eine Zonalisierung über dem Atlantik.

FAZIT:
Langsam aber sicher kommt etwas Bewegung in die zunächst äußerst eingefahrene
Wetterlage. Allerdings merken wir in Deutschland davon erst einmal wenig: Bis
zum Wochenende setzt sich das meist ruhige Hochdruckwetter fort, wenngleich sich
hinter einer Kaltfront ab Freitag von Norden etwas kühlere, aber auch trockenere
Luft durchsetzen könnte. Damit nehmen die Sonnenanteile, aber auch die
Nachtfrostgefahr tendenziell zu.
Nächste Woche deutet sich von Westen her langsam zunehmender Tiefdruckeinfluss
an. Ob dieses "Aufleben des Atlantiks" wirklich durchgreifend und nachhaltig
ist, bleibt aber noch abzuwarten.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Freitag an der See vorübergehend auffrischender Nordwest- bis Nordwind, an
exponierten Abschnitten stürmische Böen (Bft 8) gering wahrscheinlich, am
Wochenende nachlassend.
Zu Beginn der nächsten Woche von Westen her wahrscheinlich wieder
auffrischender, auf Südwest drehender Wind. Dabei vor allem im höheren Bergland
und an der Nordsee Sturmböen (Bft 8/9) möglich.

Ansonsten keine markanten Wettererscheinungen.

Erwähnenswert ist vielleicht noch die am Wochenende ansteigende Frostgefahr, vor
allem in der Nacht zum Sonntag, wenngleich es sich dabei nicht um ein markantes
Warnereignis nach DWD-Warnkriterien handelt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Leyser Sturm