DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-10-2025 07:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.10.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HB

Bis auf weiteres kein markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... liegt Deutschland zwischen einem massigen Hochdruckkomplex (SIEGLINDE)
über den Britischen Inseln und einem hoch reichenden Tiefdruckgebiet (GERHARD)
über Westrussland. Beide bilden, zusammen mit einem weiteren Tiefdruckgebiet mit
korrespondierendem Höhentief über dem Nord- bzw. Nordwestatlantik eine
Omegalage, womit schon viel über die verschwindend geringe Dynamik gesagt wäre.
So bleibt der Schwerpunkt des Höhenhochs heute tagsüber zwischen Nordirland und
Schottland weitgehend ortsstabil, das Bodenhoch kommt immerhin von Südschottland
nach Nordschottland voran, wobei ein Keil nach Süddeutschland weist. Auch das
Bodentief über Russland macht etwas an Boden nach Norden gut, ohne dass diese
Veränderungen massiven Einfluss auf unser Wetter hätten. In der Gesamtschau
liegt Deutschland unter einer nördlichen bis nordwestlichen Höhenströmung, die
über dem Nordosten unseres Landes etwas straffer aufgestellt ist und dort auch
einen leicht zyklonalen Einschlag aufweist. Ansonsten sind die
Geopotentialgegensätze schwach, und während der Nordosten mit einem schwachen
Nordwestwind durch den Tag kommen muss, weht der Wind in den anderen Regionen
(ebenfalls schwach) aus Nord bis Nordost. Für den Nordosten ein positiver
Nebeneffekt: Der Nordwestwind lässt sich bis zu den Skandinavischen Alpen
zurückverfolgen. Das heißt, die Luftmasse trocknet im Lee des Gebirges ab und
das Wetter präsentiert sich vielfach sonnig, allenfalls ziehen hohe oder
kittelhohe Wolken durch. Auch von den Alpen bis zum Schwarzwald kann sich
häufiger die Sonne zeigen, ansonsten dominieren die Wolken (zumeist tiefer
Stratus, hier und da auch mal etwas hohes oder mittelhohe Gewölk), durch die
sich regional die Sonne durchkämpfen kann. Ob man nun geneigt ist, die etwas
kühlere und trockenere Luftmasse im Nordosten (T 850 1 bis 4°C) durch eine
Luftmassengrenze von der im übrigen Land etwas wärmeren und feuchteren Luftmasse
(T 850 4 bis 8°C) zu trennen, scheint Geschmackssache zu sein. Die Front könnte
allerdings dazu dienen, im Zusammenspiel mit der diffluenten Höhenströmung und
schwacher WLA als Erklärung für etwas Hebung herzuhalten. In der Folge wird der
Stratus gebietsweise leicht gehoben und es fällt schwacher Nieselregen,
betroffen etwa ein breiter Streifen vom Westen und Nordwesten bis zur Neiße und
zum Böhmischen Becken. Diesbezüglich zeigt sich IFS etwas aggressiver, ICON
dagegen zurückhaltender, aber so oder so schwingen sich die Mengen allenfalls
lokal über die 1 l/m2-Schwelle auf. Die Höchstwerte bewegen sich dabei meist
zwischen 14 und 18°C.

In der Nacht zum Dienstag zieht ein flaches Lee-Tief über dem Skagerrak über das
Kattegat zur südlichen Ostsee. Auf dessen Vorderseite sinkt der Druck und die
Achse des Hochkeils wird etwas nach Süden abgedrängt. Damit dreht die
Grundströmung über Norddeutschland auf Westnordwest. Mit noch etwas zunehmender
WLA breiten sich dann dichte, teils mehrschichtigen Wolkenfelder in die gesamte
Nordwesthälfte und den Norden aus, so dass sich auch im Nordosten die Föhnlücke
wieder schließt. Bis auf lokal etwas Nieselregen bleibt es aber trocken,
allenfalls Vorpommern könnte durch den Tiefdruckeinfluss etwas mehr (um 2 l/m2)
Regen abbekommen. An der Westflanke des Tiefs verschärft sich der Gradient,
womit der dann nordwest- bis westliche Wind über der Deutschen Bucht und dem
Nordosten auffrischt, aber selbst auf Helgoland dürfte es nicht für
warnrelevante Böen reichen. Im Rest des Landes verläuft die Nacht ruhig,
gebietsweise ist es gering bewölkt, dann kann sich teils dichter Nebel oder
Hochnebel bilden. Südlich der Donau breitet sich der Hochnebel wohl wieder
flächiger aus. Die Nacht fällt insgesamt recht frisch aus, vor allem in den
Regionen mit geringer Bewölkung, wo in den Senken und Mittelgebirgstälern Minima
zwischen 5 und nahe 0 Grad erreicht werden, mit leichtem Frost in Bodennähe.
Ansonsten liegen die Tiefstwerte meist zwischen 10 und 5 Grad, an den Küsten
bleibt es etwas milder.

Dienstag... ändert sich an der großräumigen Strömungskonstellation wenig. Hoch
SIEGLINDE bleibt wie ein Bollwerk im Bereich der Britischen Inseln liegen. Das
o.e. flache Tief füllt sich wieder auf, womit der Gradient über dem Norden
wieder auffächert und der Wind sich abschwächt. Dennoch hält die Zufuhr moderat
angefeuchteter Luftmassen am Rande des Hochs bzw. zwischen dem Hoch und dem
Russlandtief weiter an (meist tiefer Stratus unterhalb von 800 bis 750 hPa). Im
Zusammenspiel mit einem Kurzwellentrog in der Höhe, der auf der Westflanke des
Tiefs von der Ostsee her nach Deutschland geführt wird, ist auch wieder Hebung
im Spiel, so dass der Stratus erneut ausgepresst wird, was in der Nordhälfte
etwas Nieselregen zur Folge hat. Der Wettercharakter ist also wieder ein trüber,
immerhin könnte, mit der wieder etwas mehr auf Nord drehenden Strömung, die
Bewölkung an der Ostsee und im angrenzen Binnenland ein paar Lücken bekommen.
Bessere Chancen auf Sonne gibt es aber im Süden im Bereich bzw. südlich der
wieder etwas nach Norden wandernden Keilachse und somit etwa südlich einer Linie
Eifel - Ostsachsen. Die Höchstwerte liegen bei 850er Temperaturen zwischen 3 und
7°C in einer Spanne von 13 bis 18°C.

Die Nacht zum Mittwoch verläuft weiterhin ruhig. Es bleibt oft (hochnabelartig)
bedeckt bzw. dort, wo es tagsüber wenige Wolken gab, bildet sich Nebel oder
Hochnebel. Lokal fällt auch etwas Nieselregen. In den länger klaren Gebieten
über dem Süden, vor allem vom Schwarzwald bis nach Südostbayern, sinkt die
Temperatur auf 5 bis 1 Grad ab mit örtlichem Frost in Bodennähe. Sonst liegen
die Tiefstwerte zwischen 9 und 5 Grad.

Mittwoch... und in der Nacht zum Donnerstag ändert sich die Struktur des
westeuropäischen Höhenrückens dahingehend, dass seine Ostflanke durchglättet und
sich in der Höhe eine Nordwestströmung durchsetzt - mit moderat antizyklonaler
Krümmung über dem Südwesten. Durch das sinkende Geopotential kann sich auch am
Boden Druckfall über dem Nordosten etablieren, in der Nordwestströmung bildet
sich erneut ein Tief im Lee der Skanden, das bis Donnerstagmorgen Südschweden
erreicht. Durch den Druckfall wird auch der Hochkeil, der sich von SIEGLINDE in
den Süden Deutschlands erstreckt, abgebaut, und über dem Norden zieht der
Gradient etwas an. Dann sind in der Nacht zum Donnerstag an exponierten
Küstenabschnitten einzelne Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen, wenngleich nach
jetzigem Stand insgesamt unwahrscheinlich. Abgesehen vom Norden bleibt der
Gradient und mit ihm die Windbewegung schwach, was auch wieder den Boden für
teils dichte Nebelfelder bereitet. Da das Tief auch etwas Feuchte in den Norden
schaufelt, kann es dort lokal etwas nieseln. Die Höchstwerte am Tage liegen
meist zwischen 13 und 17°C, in der Nacht kühlt es ab auf 10 bis 2°C mit den
tiefsten Werten im Süden, wo auch Frost in Bodennähe ein Thema ist.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren die Abläufe sehr ähnlich. Unterschiede von Relevanz für
die Warnstrategie zeigen sich nicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas