DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-10-2025 08:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.10.2025 um 10.30 UTC



Hochdruckrandlage; ruhiges, aber teils zu Nebel/Hochnebel neigendes und recht
kühles Wetter ohne markante Ereignisse. Zunehmende Nachtfrostgefahr.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 16.10.2025


Am Rande eines kräftigen Hochdruckgebietes über den Britischen Inseln, das im
Laufe der kommenden Woche seine "Fühler" in Form eines Hochkeils auch bis ins
Vorhersagegebiet ausstreckt, steht voraussichtlich bis in die erweiterte
Mittelfrist typisch ruhiges, teils aber auch trübes Herbstwetter ins Haus.

Der synoptisch wohl noch spannendste Witterungsabschnitt findet gleich zu Beginn
des Mittelfristzeitraumes, am Sonntag und Montag, mit Passage der Kaltfront
eines Tiefs über Nordosteuropa statt.
Die Protagonisten sind einerseits das eingangs erwähnte Hochdruckgebiet mit
einer großen 1030 hPa-, eventuell sogar auch 1035 hPa-Kernisobare, das gestützt
wird durch ein ähnlich platziertes Höhenhoch, von dem ausgehend ein breiter
Rücken bis ins Nordmeer reicht. Andererseits weitet sich ein Höhentrog von Nord-
nach Osteuropa aus und tropft dort am Montag ab. Daraus resultiert eine
nordwestliche bis nördliche Höhenströmung, die mit Passage von ein/zwei flachen
Randtrögen eine vorübergehend leicht zyklonale Kontur bekommt.
Die Kaltfront des Tiefs mit Drehzentrum über dem Westen/Südwesten Russlands
erreicht am späten Sonntagabend den Nordosten Deutschlands und überquert bis
Montagabend weite Teile des Landes südwestwärts, wobei sie mit Ausweiten eines
Hochkeiles von West- nach Mitteleuropas deutliche Auflösungstendenzen zeigt.
Präfrontal bzw. mit Frontpassage fällt am ehesten in der Osthälfte und in den
mittleren Landesteilen etwas Regen, die Mengen bleiben aber übersichtlich.
Postfrontal gelangt vor allem in den Nordosten und Norden am Montag
vorübergehend relativ trockene skandinavische Kaltluft, so dass sich dort die
Sonne durchsetzt, während am Sonntag lediglich im Südwesten und Süden abseits
beständiger Nebel-/Hochnebelfelder sonnige Abschnitte zu erwarten sind. T850 hPa
sinkt bis Montagabend auf Werte zwischen 0 Grad im Nordosten und 6 Grad im
äußersten Südwesten.

Am Dienstag und Mittwoch kommender Woche wandert der vom sich allmählich
abschwächenden Höhenhoch über Westeuropa ausgehende Rücken allmählich vom
Nordmeer über Skandinavien hinweg südostwärts Richtung Polen/Baltikum. Das
Bodenhoch über den Britischen Inseln schwächt sich allmählich ab, der von ihm
ausgehende Hochkeil weitet sich allerdings über Mittel- nach Südosteuropa aus.
Die Achse des Bodenhochkeils verläuft von Nordwest nach Südost über das
Vorhersagegebiet hinweg. An dessen Nordflanke strömt wieder feuchtere und
allmählich höhenmildere Nordseeluft vor allem in den Norden und Osten des
Landes. Dort bleibt es oft stark bewölkt bzw. trüb, am ehesten am Mittwoch fällt
hier und da etwas Nieselregen.
Im Südwesten und Süden kann sich dagegen durch Absinken länger die Sonne
durchsetzen, vor allem in höheren Lagen. In einigen Niederungen bleibt es aber
auch dort trüb durch Nebel oder Hochnebel. Je nach Nebel/Wolken liegen die
Höchstwerte meist zwischen 8 und 15 Grad, nachts kann es bei Aufklaren, in der
Nacht zum Dienstag im Nordosten, danach vor allem im Südwesten und Süden,
leichten Frost geben.

Am Donnerstag und in der erweiterten Mittelfrist verlagert sich der Schwerpunkt
des Hochdruckgebietes nach Südosteuropa und an der Südflanke eines sich über
Nordeuropa etablierenden Troges stellt sich über Mitteleuropa nach Lesart des
IFS eine antizklonale Westlage ein. Die über dem Vorhersagegebiet liegende
Hochdruckbrücke wird dabei nur langsam abgebaut; insgesamt stellen sich
schwachgradientige Verhältnisse ein. Vor allem im Norden und Osten bleibt die
Luftmasse innerhalb der Grundschicht feucht, so dass die Sonne insgesamt nur
wenig Chancen bekommt, sich mal länger durchzusetzen. Im Westen und Süden
scheint dagegen vor allem in höheren Lagen und zunehmend auch an den Nordrändern
der Mittelgebirge häufiger die Sonne, während es in einigen Flusstälern
beständig trüb durch Hochnebel bleibt. Mit Sonne wird es etwas milder, sonst
sollte sich an den Temperaturen nachts und tagsüber nur wenig ändern.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Trog- und Frontpassage am Sonntag/Montag wird von den gestrigen Läufen,
insbesondere vom 00 UTC-Lauf etwas intensiver simuliert mit mehr Wind
insbesondere in der Osthälfte (vorpommersche Ostseeküste Bft 7 bis 8, Berggipfel
Bft 8 bis 9) und niedrigeren 850 hPa-Temperaturen (0 bis -4 Grad am Montag und
Dienstag).
Entsprechend weitet sich die Hochdruckbrücke nach beiden Läufen auch erst zu
Wochenmitte bzw. in der zweiten Wochenhälfte ins Vorhersagegebiet aus, vorher
dauert die Advektion kälterer Luft von Norden her noch etwas länger an.
Dieses Szenario hätte ein etwas höheres Risiko für Nachtfröste zur Folge und
auch eine etwas andere Verteilung von Sonnenschein und dichter Bewölkung bzw.
Hochnebel.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle stützen bis in die erweiterte Mittelfrist die
IFS-Prognosen und zeigen kaum Alternativlösungen.
ICON und GFS simulieren die Hochdruckbrücke über Mitteleuropa bis weit in die
zweite Hälfte der kommenden Woche etwas robuster als IFS.
Zum übernächsten Wochenende hin wird nach IFS die Hochdruckbrücke mit einem
Trogvorstoß westlich der Britischen Inseln nach Südosteuropa abgedrängt und es
stellt sich hierzulande eine antizyklonale Süd- bis Südwestlage ein, während GFS
dann einen neuen Hochschwerpunkt über dem Nordmeer bzw. Südskandinavien
simuliert, was hierzulande eine gradientschwache Südostlage zur Folge hätte.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 51 ENS-Member, der Haupt- und
Kontrolllauf auf fünf Cluster, die allesamt dem Großwetterlagenregime "Blocking"
zugeordnet sind und sich für Mitteleuropa nicht wesentlich unterscheiden.

Interessanter wird es dann im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden).
Dabei werden zwei Cluster gebildet:
CL1 (28 Member) belässt es beim blockierenden Hochdruckgebiet über Westeuropa,
das Bodenhoch über GB zeigt keine Abschwächungstendenz mit einer recht kräftigen
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa.
Auch CL2 (23 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) ist für Mitteleuropa
antizyklonal aufgestellt. Allerdings wandert der Block über Westeuropa retrograd
Richtung mittlerer Nordatlantik (Großwetterlagenregime "atlantic Ridge"). Über
Nordeuropa kommt es im Zuge dieser Entwicklung zu einem Trogvorstoß. Wie vom
Hauptlauf simuliert, schwächt sich die Hochdruckbrücke über Mitteleuropa im Zuge
einer antizyklonalen Westlage zwar noch robust, schwächt sich aber zusehends ab.


Für die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) ergeben sich dann drei
Cluster:
CL1 (25 Member) tendiert nach wie vor zu Hoch Britische Inseln und Trog
Nordeuropa mit einer antizyklonalen Nordwestlage hierzulande.
Nach Lesart des CL2 (19 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) wird der Block
über dem mittleren Nordatlantik noch etwas weiter nach Nordwesten abgedrängt und
an dessen Südflanke nähert sich ein Trog Westeuropa an. Das hätte hierzulande
eine antizyklonale und höhenmilde Südwestlage zur Folge.
CL3 (7 Member) belässt es dagegen beim kräftigen Hochdruckgebiet inklusive
Blocking über Westeuropa und einer über Mittel- bis nach Südosteuropa reichenden
Hochdruckzone.

Die Rauchfahnen für verschiedene Gitterpunkte im Vorhersagegebiet bringen kaum
neue Erkenntnisse. Angesichts der Unklarheiten bzgl. der genauen Ausrichtung der
Hochdruckbrücke und der dadurch bedingten unterschiedlichen Absinkprozesse
weisen die 850 hPa-Temperaturen der Einzelmember für alle Gitterpunkte vor allem
ab Dienstag einen nicht unerheblichen Spread auf. Eine "Bifurkation" deutet sich
dann aber zum übernächsten Wochenende hin an, wenn die Mehrzahl der Member einen
Rückgang der 850 hPa-Temperatur vor allem für die norddeutschen Gitterpunkte auf
der Agenda hat bei gleichzeitig etwas zunehmenden, insgesamt aber nur geringen
Niederschlagssignalen. Ca. 1/3 der Member, inklusive Haupt- und Kontrolllauf
tendieren dagegen zu leicht ansteigenden 850 hPa-Temperaturen.

FAZIT:
Bis in die erweiterte Mittelfrist stellt sich in weiten Teilen des
Vorhersagegebietes ruhiges, zu viel Bewölkung bzw. zu Nebel/Hochnebel neigendes
Herbstwetter ein.
Unterschiede betreffen in erster Linie lediglich Lage, Ausrichtung und
Robustheit der Hochdruckbrücke und wirken sich somit lediglich in den
Sonnenschein-, Nebel- und Temperaturprognosen aus.
Anhand der Rauchfahnen lässt sich konstatieren, dass einige Einzelmember am
übernächsten Wochenende durchaus auch einen Trogvorstoß Richtung (östliches)
Mitteleuropa im Programm haben, insgesamt dominieren aber auch dann deutlich die
antizyklonalen Lösungen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis in die erweiterte Mittelfrist sind keine markanten Wetterereignisse zu
erwarten. Auch EFI gibt keinerlei Hinweise auf ungewöhnliche
Wettererscheinungen.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff