DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
16-09-2025 08:01
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.09.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Wz zu Wa
Heute im Norden und Osten sowie in den nördlichen Mittelgebirgen stürmische Böen
und Sturmböen, vor allem an der Ostsee auch noch schwere Sturmböen, auf dem
Brocken Orkanböen. Ab dem Abend Windabnahme und nachts nur noch an der See
steife bis stürmische Böen.
Vom nördlichen Emsland bis nach Ostholstein und zur eckernförder Bucht örtlich
Starkregen, von Dithmarschen bis in den Raum Kiel und Neumünster auch heftiger
Starkregen bis 50 mm in einigen Stunden.
Ganz im Norden einzelne Gewitter mit Böen Bft 9 bis 10.
Am Mittwoch und Donnerstag im Küstenbereich vor allem an der Nordsee noch
stürmische Böen möglich, auf exponierten Bergen Sturmböen. Ansonsten
Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Am Rande eines umfangreichen Zentraltiefs um Raum Südnorwegen liegt
Deutschland in einer lebhaften Westströmung, wobei ein breiter Höhentrog mit
kurzwelligen Anteilen über Mitteleuropa ostwärts zieht. In 300 hPa bildet sich
gar ein kleines Cut-Off-Tief, das vom Emsland bis zum Abend nach Südbrandenburg
zieht, aber keine größeren Auswirkungen hat. Über der noch warmen Nordsee haben
sich Schauerstraßen gebildet, die schleifend nach Norddeutschland ziehen und zu
größeren Regensummen führen. Vom nördlichen Emsland bis nach Ostholstein gibt es
dadurch gebietsweise Starkregen und kleinräumig auch heftigen Starkregen mit
Regenmengen über 35 L/qm in gut 6 Stunden. Unwetter-Regenmengen simuliert dabei
vor allem AROME in diesem Streifen (auch die EPS-Ergebnisse von ICON-D2 und
ICON-RUC deuten auf Unwetter hin, Unwetterwarnung läuft). Vereinzelt sind ganz
im Norden auch Gewitter dabei, wobei nur wenige hundert J/Kg Cape entstehen bei
allerdings kräftigen Mittelwinden in 850 hPa (30 bis 40 kt). Insofern muss man
mit Böen Bft 9 bis 10 auch landeinwärts rechnen.
Weiter nach Süden kommt es gelegentlich zu Schauern bis in den nördlichen
Mittelgebirgsraum. Hier sind die 12stg. Regenmengen mit 1 bis 9 mm in der Fläche
deutlich geringer. In der Mitte treten nur vereinzelt Schauer auf und im Süden
Deutschlands ist es vorwiegend trocken mit längeren heiteren Abschnitten. Hier
macht sich leichter Hochdruckeinfluss bemerkbar, denn es nähert sich von
Frankreich ein Hochdruckgebiet. In der von Westen einströmenden frischen
Meeresluft gibt es heute nur Höchstwerte zwischen 17 und 21 Grad mit den
höchsten Werten in der Lausitz.
Im höheren Bergland gibt es gar nur Werte um 15 Grad.
Der Wind weht heute kräftig mit stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen in der
Nordhälfte. An der See treten anfangs durch einen Bodentrog, der langsam zur
mittleren Ostsee abzieht, noch Sturmböen und schwere Sturmböen auf. Auf dem
Brocken sind Orkanböen angesagt.
In der Nacht zum Mittwoch gelangt Deutschland immer mehr auf die Trogrückseite
in eine west- bis nordwestliche Höhenströmung. Die Strömung wird dabei leicht
antizyklonal und von zunehmender WLA überlaufen. Damit stabilisiert es von
Westen her. Nach Auflockerungen zieht im Laufe der Nacht von Westen
Aufgleitbewölkung auf, aus der in den Morgenstunden an der Westgrenze erster
Regen fällt. Der Wind zieht sich an die Küsten und in die Hochlagen der Berge
zurück, wo es noch steife bis stürmische Böen geben kann. Die Tiefstwerte
bewegen sich in einer Spanne von 14°C im Norden und teils nur 5°C im Süden.
Nebel ist durch die auch im Süden vorhandene hohe Bewölkung eher
unwahrscheinlich.
Mittwoch... greift von Westen her ein Höhenrücken auf Deutschland über, dessen
Achse in der Nacht zu Donnerstag von West nach Ost über uns hinwegschwenkt. Die
schon ausgangs der Nacht zum Mittwoch auf den Westen übergreifenden schwachen
Niederschläge gehören zur Warmfront eines kräftigen Tiefs, das vom Seegebiet
westlich der Hebriden nach Schottland zieht. Während seine Warmfront bei
fortschreitendem Okklusionsprozess bis nach Polen geschoben wird, kommt die
Kaltfront des Tiefs über dem Norden und Osten Deutschlands ins Schleifen.
Nördlich des Mains bringt das Frontensystem somit etwas Regen (vor allem nach
Westen hin), zumeist sind die Mengen überschaubar, konvektive Verstärkungen sind
bei stabiler Schichtung nicht in nennenswertem Maße zu erwarten.
An den Küsten und auf exponierten Gipfeln weht der Wind weiterhin lebhaft mit
Böen Bft 8, eventuell auch mal mit einer Bft 9. Während die Höchstwerte sich
meist um 20°C bewegen, liegen die nächtlichen Minima an der durch Wind gut
durchmischten und meist bedeckten Nordsee um 14°C, im klaren und windschwachen
Süden kühlt es auf bis zu 6°C ab. Nebel ist im Süden am ehesten im
Bodenseegebiet möglich.
Donnerstag... schwenkt der vom zentralen Mittelmeer ausgehende Höhenkeil nach
Osteuropa, die Höhenströmung bleibt aber bei uns leicht antizyklonal und es
formiert sich ein weiterer Keil, der von der Biskaya nach Frankreich wandert.
Dabei wird weiterhin das Hoch über den Alpen gestützt, das mit über 1025 hPa
recht kräftig aufgestellt ist. Im Norden schleift noch die Kaltfront, die im
Tagesverlauf aber rückläufig wird, wobei es vom Emsland bis nach Ostbrandenburg
gelegentlich leicht regnen kann. Von Nordfriesland bis nach Vorpommern ist es
anfangs noch trocken mit einigen Wolkenlücken. Am Nachmittag und Abend
verschiebt sich der Regenstreifen etwas nach Norden, so dass es dann von der
Deutschen Bucht bis nach Vorpommern regnet. Dann lockern sich im südlichen
Norddeutschland die Wolken zögernd auf. In der Mitte gibt es nach einem wolkigem
Tages-Start im Verlauf längere sonnige Abschnitte und im Süden ist es
überwiegend sonnig. Mit 850-hPa-Temperaturen, die bis zum Abend auf 10 Grad im
Norden und 15 Grad im Süden steigen, werden im Süden 24 bis 27 Grad, ansonsten
22 bis 24 Grad und ganz im Norden Werte um 20 Grad erwartet.
Der Wind bleibt im Küstenbereich in der Nähe der schleifenden Front recht
kräftig mit steifen Böen und exponiert mit stürmischen Böen aus Südwest.
Ansonsten weht der Wind nur schwach, im Norden auch mäßig bis frisch aus
Südwest.
In der Nacht zum Freitag kommt die Warmfront im Küstenbereich nur zögernd nach
Nordosten voran und reicht bis zum neuen hochreichenden Tief südlich von Island.
Derweil kommt der Höhenkeil bis zum westlichen Deutschland voran und stützt
weiterhin das Hoch über den Alpen, das sich bis zum Balkan ausdehnt. Auf der
Westseite des Hochs gelangt noch deutlich wärmer Luft von Frankreich her nach
Deutschland, so dass in 850 hPa die Temperaturen auf 15 bis 19 Grad steigen (bis
Freitagabend gar auf 20 bis 22 Grad in der Mitte und im Süden, s. Bericht
morgen!)
Da sich am Boden der Keil des Hochs von Frankreich nähert, fächert der Gradient
auch an der Küste langsam auf, so dass Freitagfrüh kaum noch Windwarnungen dort
erforderlich sein dürften. Anfangs kommt es in Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern noch zu leichten Regenfällen. Vom südlichen
Norddeutschland bis zu den Alpen ist es dagegen häufig gering bewölkt oder klar
und in den Tälern bildet sich später Nebel.
Während es im Süden häufig unter 10 Grad abkühlt, bleibt es ansonsten mit 16 bis
10 Grad recht mild.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder recht ähnlich.
Differenzen gibt es beim Regen heute ganz im Norden: Den Starkregen ganz im
Norden simuliert vor allem AROME mit Spitzen über 85 mm in 12 Stunden, ICON-D2
hat nur markante Mengen zwischen 25 und 40 mm. Ansonsten simulieren die externen
Modelle nur vereinzelt über 25 mm, auch UK10. Die Unwetterwarnung Starkregen
wurde mit Hilfe der EPS-Ergebnisse festgelegt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden