DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-09-2025 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.09.2025 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mäßig warm. Zum Wochenbeginn von Süden wärmer und trockener.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.09.2025


Die nun anstehende Mittelfrist vom Freitag, den 12.9. bis Dienstag, den 16.9.
verläuft insgesamt wechselhaft und zunehmend wärmer.

Bei neutraler bis leicht positiver NAO dominiert weiterhin tiefes Geopotenzial
über Nordwesteuropa, das zunächst eine blockierende Antizyklone über Russland
stützt, um in der Folge einen kräftigen Keil vom Azorenhoch in Richtung Russland
aufzuwölben. Da aus den Tropen heraus weder aktive Tropenstürme noch die MJO
Einfluss auf die Außertropen nehmen und auch andere telekonnektive Wege recht
ruhig erscheinen, kann von einer recht statischen Mittelfrist ausgegangen
werden.

Am Freitag erwartet uns mit Passage eines Kurzwellentroges ein insgesamt nur
mäßig warmer und wechselhafter Tag. Wiederholt kommt es zu Schauern, regional
regnet es auch mal etwas länger anhaltend und besonders im Norden sind auch
einige Gewitter nicht ausgeschlossen. Dazwischen zeigt sich aber die Sonne
besonders in Leelagen auch mal für längere Zeit.

Am Wochenende Fortdauer der insgesamt wechselhaften und nur mäßig warmen
Witterung. Mögliche Niederschlagsschwerpunkte werden je nach Geometrie und
Platzierung passierender Kurzwellen noch variabel gezeigt. Die zu erwartenden
Mengen verbleiben jedoch unterhalb jeglicher Warnschwellen. Dabei entwickeln
sich am Samstag zahlreiche, teils kräftige Schauer und Gewitter, die lokal von
markanten Böen begleitet werden. Zum Sonntag sorgt ein kräftiger Warmfrontaufzug
von Frankreich für ein rasches Nachlasen der Konvektion, wobei dann besonders im
Westen und Norden der stratiforme Niederschlag dominiert.

Am Montag und Dienstag beruhigt sich das Wetter in Süddeutschland etwas, während
über der Mitte und besonders dem Norden die wechselhafte Witterung ohne
warnrelevante Niederschlagsspitzen andauert. Dabei fließt in den Süden eine
subtropische Luftmasse ein, in der die 850 hPa Temperaturwerte auf teils über 15
Grad ansteigen. Der Dienstag rutscht ein bisschen in den Fokus dank einer guten
Überlappung von mäßiger Labilität mit hoher Windscherung sodass hier
organisierte Gewitter nicht ausgeschlossen sind.

Der Südwestwind bleibt besonders über der Deutschen Bucht und entsprechenden
Küstenabschnitten durchweg warnrelevant mit überwiegend markanten Böen Bft 8 bis
9. Passierende Wellen können jedoch zeitweise auch für schwere Sturmböen Bft 10
gut sein, was aktuell besonders für die Nacht zum Montag und den Montag tagsüber
angedeutet wird. Im Binnenland dürfte der Brocken ebenfalls durchweg markante
Böen aus Südwest erwarten, während sonst abhängig von der Tageszeit und dem
timing der Wellenpassagen in orografisch prädestinierten Regionen immer wieder
steife Böen (Bft 7) aus Südwest auftreten können. Diese können am Freitag im
Nordwesten sowie am Sonntag und Montag über der Mitte und dem Norden auch recht
verbreitet auftreten. Zum Montag flaut der Wind im Süden dank steigendem
Geopotenzial deutlich ab.

Die Höchstwerte sind zunächst mit 17 bis 22 Grad als mäßig warm zu bezeichnen,
bevor es ab Montag deutschlandweit wärmer wird. Dann werden im Norden 20 bis 24
Grad und sonst 23 bis 26 Grad erwartet. Die Minima liegen meist zwischen 11 und
7 Grad.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die jüngsten Modellläufe des EZMWF haben die Mittelfrist sehr gut im Griff und
heben eine durchweg zyklonal geprägte Südwestlage hervor, die in Süddeutschland
zum Beginn der neuen Woche deutlich antizyklonaler ausfällt. Es gibt dabei keine
nennenswerten Diskrepanzen bei der zunächst mäßig warmen, zum Ende warmen
Mittelfrist, die wiederholt teils gewittrige Niederschläge auf dem Programm hat.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch beim Vergleich des internationalen Modellpools ist eine sehr homogene
Handhabe der Entwicklung zu erkennen. Die einzige nennenswerte Diskrepanz ist
zum Beginn der kommenden Woche ein etwas kräftigerer Langwellentrog über
Westeuropa im Vergleich zum IFS/GFS. Bezüglich der Wetterentwicklung bei uns hat
das jedoch keine größeren Auswirkungen, außer vielleicht eine stärker
antizyklonal geprägte Witterung über Süddeutschland.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse beginnt mit 5 Clustern und dem klimatologischen Regime einer
positiven NAO. Deutschland liegt zwischen einer blockierenden Antizyklone über
dem westlichen Russland und tiefem Geopotenzial über Nordwesteuropa in einer
wechselhaften Südwestströmung.

Von Samstag bis Montag dauert diese wechselhafte Südwestströmung zunächst bei 3
Clustern und positiver NAO weiter an, bevor das Geopotenzial über Süddeutschland
deutlich steigt. Innerhalb der Cluster ergeben sich für Deutschland keine
gravierenden Diskrepanzen.

Zum Ende der Mittelfrist bei 6 Clustern und zunächst dominanter positiver NAO
zwar Fortdauer der südwestlichen Anströmung, allerdings nehmen nun die
Diskrepanzen bezüglich der Wellenamplituden deutlich zu. Cluster 5 entwickelt
zunehmend eine stagnierende Antizyklone über Mitteleuro, während diese sonst
eher über Süd- und Osteuropa zu finden ist. Vorerst deutet jedoch die Mehrheit
der Cluster besonders im Norden von Deutschland noch die Fortdauer einer eher
wechselhaften Witterung an, während der Süden dann eher von hohem Geopotenzial
und spätsommerlichen Temperaturen profitiert.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


BÖEN:

Besonders über/entlang der Deutschen Bucht treten wiederholt markante Böen Bft 8
bis 9 aus Südwest auf. Je nach Geometrie der passierenden Kurzwellen gibt es
auch Optionen für einzelne schwere Sturmböen Bft 10, was aktuell besonders für
die Nacht zum Montag und Montag tagsüber angedeutet wird. Selbiges gilt für den
Brocken.
Im Tiefland treten besonders am Freitag im Nordwesten und am Sonntag und Montag
über der Mitte und dem Norden häufig steife Böen Bft 7 aus Südwest auf, wobei
exponiert bzw. in bei Südwest prädestinierten Regionen einzelne markante Böen
Bft 8 nicht ausgeschlossen werden können. Eine überregionale Sturmlage ist
aktuell nicht zu erkennen, wenngleich eine Randtiefpassage über England zum
Beginn der neuen Woche im Auge behalten werden muss (was besonders den
Nordwesten betreffen würde). Der EFI "Böen" ist besonders im Westen und Norden
wiederholt erhöht, wobei am Sonntag und Montag auch einzelne positive SOT
Spitzen auszumachen sind. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich in der Folge noch
Kurzwellen in die stramme West-/Südwestströmung mogeln, die das Potenzial für
kräftige Randtiefentwicklungen hätten. Diesbezüglich gibt es auch im IFS-ENS
aktuell noch keine Hinweise.

GEWITTER:

Am Freitag treten im Norden, am Samstag deutschlandweit wiederholt Gewitter auf,
die besonders im Nordwesten hier und da auch von markanten Böen Bft 8 begleitet
werden. Zum Dienstag deutet sich über der Mitte und dem Süden eine Überlappung
hoher Windscherung mit mäßiger Labilität an, sodass die Wahrscheinlichkeit für
organisierte Konvektion zunimmt. Der EFI zeigt diesbezüglich keine nennenswerten
Ausschläge.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS und MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy