Thema des Tages
24-08-2025 11:20
Wetter aktuell
Ein letztes(?) Aufbäumen des Hochsommers
Ende August wird uns häufig die Frage gestellt, ob der Sommer denn
schon vorbei sei. Dieses Jahr zeigen sich für die nächsten zehn Tage
schon klare Muster, die die Sommerfans zunächst jubeln, aber wohl
auch etwas betrübt sein lässt.
Für Frühaufsteher mutete der heutige Morgen bereits leicht
frühherbstlich an. In vielen Regionen gab es einstellige Tiefstwerte,
nur an den Küsten und den tiefen Lagen des Südens bliebt es mit über
10 Grad etwas milder. In Bodennähe (gemessen in 5 cm Höhe) gab es
besonders im Mittelgebirgsraum schon leichten Frost. Wie bereits im
gestrigen Thema des Tages beschrieben, dominiert nun der Einfluss des
Hochdruckgebiets MAREIKE. Dabei kann sich die eingeflossene kühle
Luftmasse langsam wieder erwärmen. Bereits heute Nachmittag steigt
die Temperatur vielerorts über die Marke vom 20 Grad, nur im Norden
und in manchen Mittelgebirgslagen bleibt es etwas kühler. Doch reicht
es in den kommenden Tagen nochmals für eine sommerliche Witterung?
Diese Frage kann mit einem eindeutigen ?Ja? beantwortet werden. Die
Gleise für die aktuelle Wetterentwicklung wurden bereits vor knapp
zwei Wochen in weit entfernten Gefilden gelegt. Am 11. August
entwickelte sich vor der Westküste Afrikas der Tropische Sturm ERIN
(etwa bei den Kapverdischen Inseln). In weiterer Folge zog dieser
weiter in Richtung Karibik, drehte aber kurz davor nach Norden ab.
Ein Glück für die dortigen Inselbewohner, denn er wurde kurzzeitig
sogar mit der höchsten Kategorie 5 eingestuft. Auf dem Nordatlantik
wandelte er sich schließlich in ein außertropisches Sturmtief um und
ist in den heutigen Wetterkarten weit westlich von Irland zu finden.
Doch seine Mission ist noch nicht zu Ende. Mit weiterer
Ostverlagerung sorgt er zunehmend dafür, dass eine sehr warme
Luftmasse aus Südwesteuropa nach Deutschland gelenkt wird.
Besonders am Dienstag und Mittwoch wird der Höhenpunkt der
Warmluftzufuhr erwartet. In weiten Teilen Deutschlands wird dabei die
Marke von 25 Grad deutlich überschritten, am Oberrhein sind sogar
knapp 30 Grad möglich. Etwas länger gedulden müssen sich die
Bewohnerinnen und Bewohner im Nordosten, dort kommt die Luft von der
Iberischen Halbinsel erst am Mittwoch an. Abseits der unmittelbaren
Küstengebiete gibt es schließlich auch dort nochmal einen klassischen
?Sommertag? mit mindestens 25 Grad.
Doch EX-ERIN hat ein enormes Durchhaltevermögen und weitet seinen
Tiefdruckeinfluss in der zweiten Wochenhälfte auf Mitteleuropa aus.
Dabei kommt ihm vielleicht auch ein ?kleiner Bruder? zur Hilfe. An
seiner Südwestflanke könnte sich nämlich ein kleines Tief bilden, das
sich ab Freitag auf Mitteleuropa auswirken würde. Über den
detaillierten Ablauf sind sich die Wettermodelle zwar noch nicht
einig, aber der Pfad zu verstärktem Tiefdruckeinfluss scheint in der
Modellwelt schon gut ausgetreten zu sein. Mit diesem geht auch die
Heranführung von deutlich kühlerer Meeresluft einher.
Fans des Hochsommers müssen sich also so langsam damit abfinden, dass
die Ausgabe 2025 im Laufe der kommenden Woche zu Ende geht. Denn
nicht nur die Temperaturen legen den Rückwärtsgang ein, es wird auch
deutlich wechselhafter mit Regenfällen und teils windigen
Abschnitten. Allerdings kann es auch im weiteren September nochmal
viel Sonne und Wärme geben, dann aber wahrscheinlich eher in der
Kategorie ?Spätsommer? oder ?Frühherbst?.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.08.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst