DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-08-2025 07:30
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.08.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz

Im Süden bis in die kommende Nacht Stark- und Dauerregen. Gebietsweise Unwetter.
Auch einzelne eingelagerte Gewitter sind möglich. Sonst keine markanten
Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... ist die Strömung über Europa stark meridional geprägt durch einen
Langwellentrog über Nordosteuropa und einem blockierenden Höhenkeil über dem
Nordostatlantik. Zudem liegt über Frankreich ein Höhentief, das vom Trog
eingefangen und südostwärts nach Norditalien gesteuert wird. Damit verstärkt
sich der Druckfall südlich der Alpen, und die Rinne über Süddeutschland wird
mitsamt der feuchten Luft langsam zu den Alpen hin gedrückt, so dass sich dann,
vor allem kommende Nacht, nördliche Winde in ganz Deutschland durchsetzen und an
den Alpen Stau einsetzt.

In der sehr feuchten, hochreichend gesättigten Luftmasse mit ppw's um 35 mm und
einer 0°C Grenze bei 3500m, die vom Oberrhein bis ins südliche Bayern zu finden
ist, gibt es zwar nicht mehr viel CAPE, dafür umso mehr starke Bewölkung und
gebietsweise intensiven schauerartigen Regen. Dabei geht der konvektiv geprägte
Regen mit eingelagerten (vereinzelten) Gewittern abends mehr und mehr in
skaligen Regen über, besonders wenn es in den Stau übergeht.

Somit kann es bis in den Nachmittag hinein vor allem lokale Starkregenspitzen
bis in den Unwetterbereich geben, vereinzelt sind extreme Entwicklungen nicht
ausgeschlossen. Prädestiniert scheint u.a. eine Region über Niederbayern östlich
von München, wo konvergente Winde die Konvektion stützen. Später ist es dann im
Stau der Alpen zunächst starker Dauerregen, wobei auch dieser mit mehr als 35
l/qm in 6 Stunden mal unwetterartig ausfallen kann. Dieser hält auch in der
Nacht weiter an, schwächt sich zum Morgen aber ab.

Insgesamt erscheinen in der Fläche 30 bis 50 l/qm wahrscheinlich, bei Stau- oder
Konvektionsspitzen können es vereinzelt 100 l/qm in der Gesamtsumme sein (u.a.
Cosmo Leps, ICON D2). Ein paar stärkere Gewitter kann es auch am Nordrand des
Regengebiets geben, wenn die Sonne durchkommt und etwas CAPE produziert wird.
Von Nordbaden über Franken bis zum Erzgebirge gibt es einen Streifen, in dem
zwar wenig Sonne zu erwarten ist, allerdings bleibt es dort trocken.

Am Rande des Langwellentroges über Nordosteuropa schwenkt ein Kurzwellentrog
über den Nordosten Deutschlands hinweg. Dieser sorgt dafür, dass der Gradient
etwas zunimmt und der Wind aus Nord bis Nordwest an den Küsten vereinzelt 7 Bft
in Böen erreicht. Vor allem im Nordseebereich kann das der Fall sein. Dazu
treten ganz im Norden auch vereinzelte, meist leichte Schauer auf.

Mit dem auflebenden nördlichen Wind verstärkt sich die Zufuhr einer kühleren
Luftmasse nach Mitteleuropa noch etwas. Bis zum Abend werden im Nordwesten in
850 hPa 4°C erreicht, die 10°C-Isotherme liegt dann über der Mitte.

Das Wetter zeigt sich nördlich einer Linie Saarland-Erzgebirge recht freundlich,
wenngleich tagsüber etwas Quellbewölkung zu erwarten ist. Die Luftmasse ist aber
zu trocken, um Schauer zu produzieren (außer ganz im Norden).

Die höchsten Temperaturen um 25°C gibt es vom Saarland nordostwärts bis
Brandenburg. In der kühlen Luftmasse an der Nordsee und im Dauerregen werden
keine 20°C erwartet.

In der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief Richtung Adria, verbindet sich dann
mit dem nordosteuropäischen Langwellentrog, der sich auch über Deutschland etwas
südwärts ausbreitet. Gleichzeitig bildet sich aus der Hochdruckzone westlich
unseres Landes durch die KLA ein Keil in etwa zur Mitte des Landes hin aus.
Nördlich davon
dreht der Wind auf West bis Nordwest und weht im Küstenumfeld mäßig bis frisch,
und vor allem an der Küste Nordfrieslands mit steifen Böen. Im Süden weht meist
schwacher Nordwind.

Dieser sorgt an den Alpen für Stau, allerdings lassen die von dem Höhentief
generierten Hebungsprozesse nach, so dass die Stärke des Regens an den Alpen
über die Nacht hinweg weniger wird. Abseits der Alpen setzen sich Auflockerungen
von Norden bis ins Alpenvorland durch, allerdings ziehen gebietsweise auch
dichtere Sc Felder durch. Ganz im Norden können die Quellungen höher reichen und
vereinzelte Schauer produzieren, meist bleibt es aber trocken.

Die kühlere Luft gewinnt weiter nach Süden an Raum und die 10°C-Isotherme in 850
hPa erreicht die Alpen, im Norden geht es auf 4 bis 2°C zurück. Die Tiefstwerte
liegen unter den Wolken im Süden und in Küstennähe um 13°C, sonst meist bei 11
bis 7°C.


Freitag... liegt Deutschland an der Südwestseite des Langwellentroges in einer
nordwestlichen Strömung mit der kühle Luftmassen bis in den Alpenraum advehiert
werden. Die 850 hPa Temperatur liegt in der Nordhälfte unter 5°C, an den Alpen
bei 10°C. Kurzwellige Anteile, die dabei über uns nach SE ablaufen, führen in
der Nordhälfte zu einzelnen Schauern, die aber nur schwach ausfallen.
Immerhin ist es abseits der Küsten vom Nordwesten bis in den Norden zeitweise
stärker bewölkt.
Zudem liegen die Maxima häufig unter der 20 Grad Marke. Der Gradient legt noch
etwas zu, sodass es an den Küsten und im Nordosten auch im nahen Binnenland zu
Windböen kommt. Von den Nordfriesen bis zur Ostseeküste sind auflandig
stürmische Böen zu erwarten.

An den Alpen hält sich zunächst starke Bewölkung, der Regen oder Nieselregen
hört aber auf. Sonst ist es in der Südhälfte unter sich verstärkenden
Hochdruckeinfluss häufig sonnig.

In der Nacht auf Samstag nähert sich dem Norden eine markantere Trogachse und
löst Hebung aus. Dabei überwiegt wolkiger und gebietsweise regnet es
schauerartig, aber nicht besonders kräftig. Vereinzelt sind an den Küsten
Gewitter nicht ausgeschlossen. An den Küsten bleibt es windig, auch wenn es im
Laufe der Nacht kaum noch zu 8 Bft in Böen reicht. Bei oft einstelligen
Tiefstwerten verläuft die Nacht ansonsten sehr ruhig bei aufgelockerter
Bewölkung.


Samstag... liegt die nächtliche Trogachse dann mit ziemlich höhenkalter (<-25°C
in 500 hPa) und instabiler (einige hundert J/kg Cape) Luft über
Nordostdeutschland und führt dort zu Schauern und einzelnen Gewittern. Mangels
Wassergehalt und Gradient werden die Begleiterscheinungen wohl kaum markant.
Erst im Randbereich überlappt die Labilität mit Scherung, was auch ein paar
organisiertere Zellen mit kleinkörnigem Hagel und vielleicht einer stürmischen
Böen zur Folge haben kann.

Darüber hinaus lebt der Wind in Verbindung mit dem Tagesgang und der
einsetzenden Konvektion auf und es gibt im gesamten Norden und Nordosten
einzelne steifen Böen aus West bis Nordwest. Insgesamt weicht der Gradient aber
mehr und mehr auf, die Böen sind tatsächlich eher der Konvektion geschuldet.
Auch ein paar schwächere Schauer sind im gesamten Norden und in den östlichen
Bergländern nicht ausgeschlossen, für Gewitter reicht es dort nicht und im Süden
und Südwesten scheint im Bereich der Hochachse länger die Sonne und es bleibt
trocken.

Die Temperaturen liegen zwischen 17°C im Nordosten und etwas über 20°C im
Südwesten.

In der Nacht zum Sonntag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss auch im Nordosten
und die Schauer lassen nach. Sonst kühlt es bei teils stärker aufgelockerter
Bewölkung und schwachem Wind kräftig und oft in den einstelligen Bereich ab,
gebietsweise auch um 5°C in 2m Höhe und am Erdboden spendiert Mos vereinzelt
auch die 0°C.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im groben Maßstab ähnlich. Der konvektiv durchsetzte
Regen heute wird mit Unsicherheiten simuliert. Angesichts der lokal schnell sehr
hohen Regenmengen empfiehlt sich eine offensive Warnstrategie.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner