DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-07-2025 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.07.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft mit teils kräftigen, lokal unwetterartigen Schauern/Gewittern.
Sommerlich warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 23.07.2025
Grundtenor der mittelfristigen Wetterentwicklung ist ein zyklonal geprägte,
wechselhafte Witterung auf sommerlich warmem, aber nur vorübergehend und
gebietsweise heißem Temperaturniveau. Dabei stehen zeit- und gebietsweise auch
markante Schauer/Gewitter an, vor allem in Bezug auf Starkregen auch teils
Unwetter. Aufgrund einer nicht so guten Konsistenz der vorliegenden
IFS-Modellläufe und auch einigen Unterschieden zu anderen Globalmodellen, sind
Schwerpunkte und der zeitliche Verlauf eher unsicher, werden im Folgenden aber
anhand des aktuellen IFS-Modelllaufes beschrieben.
Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag befindet sich ein Keil über Deutschland.
Der Nordosten wird allerdings noch von Ausläufern des Höhentiefs über Osteuropa
beeinflusst, es kann hier und da aus häufig starker Bewölkung etwas regnen.
Anfangs können etwas kräftigere Entwicklungen ganz im Nordosten nicht
ausgeschlossen werden, das Risiko lässt voraussichtlich aber rasch nach. Dem
Westen nähert sich allerdings ein Kurzwellentrog, der den Haupttrog über
Westeuropa nord-/nordostwärts umläuft, und ein Bodentrog (wahrscheinlich mit
eingelagerter Konvergenz) greift im Tagesverlauf mit Schauern und Gewitter auf
den Westen und Südwesten über. Die einsickernde Luftmasse ist mit ppw-Werten von
30 bis 38 mm relativ feucht, die CAPE-Werte steige von Südwesten teils auf Werte
von 1000 bis 1500 J/kg, teils auch darüber. Begleiterscheinungen sind demnach
Starkregen und Hagel (lokal Unwetter nicht ausgeschlossen), im Südwesten mit
zunehmendem Höhenwind und etwas zunehmender Scherung (und Organisationsgrad)
auch Sturmböen. In der Nacht zum Sonntag breiten sich die Schauer/Gewitter bis
etwa zur Mitte aus. Im Nordosten dominiert dann eher der Keil. Mit der
südwestlichen Strömung greift eine wärmere Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen
von 15 bis 18 Grad vorübergehend bis in die Mitte aus, nach Norden hin 12 bis 14
Grad. Höchstwerte 26 bis 31 Grad, Im Südwesten teils darüber, an den Küsten
darunter.
Am Sonntag zieht der Kurzwellentrog nordwärts über den Nordwesten des Landes ab,
über Westeuropa amplifiziert der Langwellentrog etwas, dadurch wölbt sich der
über den östlichen Landestielen bzw. dem östlichen Mitteleuropa liegende Keil
etwas weiter auf und die Strömung dreht noch etwas mehr auf Süd bis Südwest. Die
Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen über 15 Grad greift erneut nordwärts aus. Die
Tiefdruckrinne samt Konvergenz wird nordwärts geführt, dabei lebt die Schauer-
und Gewittertätigkeit über der Mitte und dem Norden/Nordwesten wieder auf.
Kräftige Entwicklungen in punkto Starkregen und Hagel, etwas weniger bei den
Böen, sind möglich, in Anbetracht von ppw-Werten im Norden bis knapp 40 mm und
CAPE-Werten um 1200 J/kg sind auch lokale Unwetter nicht ausgeschlossen. Nach
Osten hin wird die Wetterwirksamkeit unter dem Keil eher gedämpft. Einzelne
Schauer/Gewitter sind im Nordosten nicht ausgeschlossen, die Intensität ist
unter dem Keil aber geringer als im Norden. Im späteren Tagesverlauf nähert sich
von Westen dann zögerlich der Westeuropatrog samt Frontensystem eines Tiefs bei
den Britischen Inseln, so dass im Westen und Südwesten dann wieder
Schauer/Gewitter entstehen bzw. von Westen aufziehen können und sich nachts bis
etwa in die Mitte ausbreiten. Die beteiligte Luftmasse ist relativ feucht
(ppw-Werte bei 35 bis 40 mm) und im Umfeld des Frontensystems recht gut
geschert, auch der Höhenwind nimmt zu. Starkregen, Hagel und Sturmböen sind zu
erwarten, bei wiederholtem Auftreten bzw. strömungsparalleler Organisation von
Gewittern strichweise wohl auch Starkregen über einige Stunden und ggf. lokal
bis in den Unwetterbereich.
Am Montag verlagern sich Trog und Tiefdruckrinne sowie das Frontensystem
ost-/nordostwärts und sind dann auch für die östlichen Landestiele
wetterbestimmend. Schauer und teils kräftige Gewitter verlagern sich allmählich
ostwärts. Damit wird auch die zunächst noch sehr feuchte und sehr labile
Luftmasse über dem Südosten und Osten aktiviert. Die ppw-Werte liegen teils um
40 mm, die CAPE-Werte im Südosten teils um 2000 J/kg. Entlang des Frontensystems
deutet sich zudem die Bildung eines flachen Wellentiefs an. Es muss daher mit
markanten, lokal unwetterartigen Entwicklungen hinsichtlich Starkregen und Hagel
gerechnet werden, bei wiederholtem Auftreten bzw. im Bereich des potenziellen
Wellentief durch gebietsweise anhaltende, schauerartige/gewittrige Niederschläge
auch Starkregen über mehrere Stunden. Erhöhte Wahrscheinlichkeiten dafür werden
im Nordwesten sowie im Südosten gezeigt. Nach Norden/Nordwesten hin deuten sich
zudem erhöhte Scherungsbedingungen an. Von Westen abends und in der Nacht zum
Dienstag mit allmählichem Druck- und Geopotenzialanstieg nachlassende
Schauertätigkeit.
Am Dienstag schwenkt die Trogachse weiter nach Ost/Nordost, allerdings unter
einer gewissen Zonalisierung der Strömung, ggf. mit ablaufenden
Kurzwellentrögen. Auch am Boden steigt im Süden wohl der Luftdruck an,
allerdings kann das sich auffüllende Tief von den Britischen Inseln bzw.
zumindest ein Bodentrog durchschwenken. Rückseitig des Frontensystems fließt von
Westen eine kühlere, nicht mehr so feuchte und etwas weniger labile Luftmasse
ein. Im Osten/vor allem Nordosten treten zunächst nochmals Schauer und lokal
auch noch kräftige Gewitter mit Starkregen (ppws noch um 35, anfangs bis 40 mm)
auf, lokal Unwetter nicht ausgeschlossen. Im Tagesverlauf lässt das Potenzial
aber nach. Es wird relativ verbreitet weitere Schauer oder auch einzelne
Gewitter geben, aber eben weniger intensiv, nach Süden hin mit geringerer
Wahrscheinlichkeit und in Bezug auf Starkregen weniger markant, mit etwas
höherem Böenpotenzial.
Am Mittwoch vorübergehend Wetterberuhigung unter leicht antizyklonalen
Bedingungen (leichte Aufwölbung eines Keils, von Süden leicht ansteigender
Luftdruck). Das Zwischenhoch kann sich aber nicht lange halten, mit einer
neuerlichen Austrogung über Westeuropa und einer Tiefbildung bei den Britischen
Inseln greifen im Tagesverlauf zunächst auf den Nordwesten leichte Niederschläge
an der Warmfront des Tiefs über, insgesamt nimmt von Westen die Bewölkung weiter
zu und später setzen im Westen schauerartige Niederschläge ein, die sich in der
Nacht bis in die mittleren Landesteile ausbreiten. Mit Ostverlagerung des Troges
in der Nacht zum Donnerstag dehnt er sich noch etwas südwärts aus, das bodentief
schwächt sich aber bereits ab. Die Luftmasse wird von Westen zunehmend
angefeuchtet, ist aber nur leicht labil, so dass die Niederschläge zwar
konvektiv verstärkt sein können, aber nur selten gewittrig.
In der erweiterte Mittelfrist deutet sich von Südwesten ein zunehmender
antizyklonaler Einfluss an, der Osten und wohl auch Norden des Landes könnten
aber im Einflussbereich des Troges östlich von uns bzw. im Bereich der
Frontalzone über Nordeuropa verbleiben. In wie weit es von Südwesten/Westen her
zu einer Wetterberuhigung kommt, bleibt also abzuwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe muss im Gegensatz zu gestern als
weniger gut eingeschätzt werden. Der Grundtenor einer wechselhaften, sommerlich
warmen Witterung bleibt zwar erhalten, aber sowohl das Timing als auch die
Ausprägung und Schwerpunkte der Trogstrukturen werden mehr oder weniger anders
simuliert:
Bereits zu Beginn der Mittelfrist am Samstag wird der gestern beschriebene
Kurzwellentrog etwas weniger markant und auf einer nördlicheren Zugbahn um den
Westeuropatrog geführt, damit würde dann eine gedämpfte Wetterwirksamkeit über
den östlichen Landesteilen einhergehen. Außerdem steilt die Strömung etwas
weniger auf, so dass im Vergleich vor allem zum gestrigen Vorlauf die teils sehr
warme Luftmasse weniger weit nach Norden ausgreifen könnte. Der Sonntag
gestaltet sich nach Lesart aktueller IFS-Modellläufe aufgrund einer markanteren
Austrogung über Westeuropa bei uns etwas weniger zyklonale und vor allem nach
Osten hin kann wohl die Tiefdruckrinne mit eingelagerter Konvergenz weniger
Wetterwirksamkeit entfalten. Und auch die westlichen Landesteile gelangen
zögerlicher auf die Trogvorderseite. Am Montag wird der Trog bereits seit dem
gestrigen 12 UTC-Modelllauf zögerlicher in der Ostverlagerung, dafür etwas
markanter simuliert, was zu einem etwas stärkeren Aufsteilen der Strömung führt
und somit relativ warme Luft über dem Osten nordwärts geführt wird. Diese
langsamere Trogverlagerung nach Osten setzt sich auch am Dienstag fort, dieser
tropft zudem über Polen ab und es kommt dort zu einer Bodentiefentwicklung. Der
Westen gelangt langsam auf die Rückseite und unter Luftdruckanstieg. Allerdings
zeigt sich zum Mittwoch bereits eine neue Austrogung über Westeuropa, markanter
und südlicher ansetzend als in den Vorläufen.
In der erweiterten Mittelfrist setzen die neueren Modellläufe (bereits seit
gestern 12 UTC) mehr auf einen Keil über West- bis Mitteleuropa und
Luftdruckanstieg. In wie weit der Norden/Nordosten Deutschlands dabei noch am
Rande der Frontalzone über Nordeuropa verbleibt, zeigen die vorliegenden Läufe
noch unterschiedlich. Der aktuellste Lauf nimmt dabei eine moderate Position
ein, der gestrige 12 UTC-Lauf war am antizyklonalsten (Keil weit
nord-/nordostwärts ausgreifend) aufgestellt.
Die Unsicherheiten sind gegenüber den gestrigen Ausführungen also insgesamt eher
größer geworden. Markante, lokal unwetterartige Schauer/Gewitter stehen
weiterhin auf dem Programm, die Schwerpunkte dazu aber relativ unsicher. Die
teils flächigen Niederschläge, die gestern für Sonntag/Montag auf dem Programm
standen, sind eher etwas unwahrscheinlicher geworden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Andere Globalmodelle wie ICON und GFS gehen den etwas zurückhaltenderen Kurs des
aktuellen IFS-Modelllaufes nur bedingt mit. Beide sind vom Timing her etwas
progressiver aufgestellt. Zum Ende der Mittelfrist deutet sich damit auch ein
schnelleres Abziehen des Troges an, zudem sowohl ICON als auch GFS die
neuerliche Austrogung über Westeuropa am Mittwoch nicht oder bzw. deutlich
abgeschwächt zeigen. UK10 hingegen zeigt diese Austrogung deutlich markanter in
Richtung Iberischer Halbinsel.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Samstag 00 UTC bis
Sonntag 00 UTC (+72 bis +96 h) zwei Cluster mit 28 bzw. 23 Membern, Haupt- und
Kontrolllauf werden in Cluster 2 einsortiert. Cluster 1 scheint leicht
progressiver, ähnlich wie die Deterministik gestern. Im Folgezeitraum vom Montag
00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (120 bis + 168 h) wird lediglich ein Cluster
erstellt. Für die erweiterte Mittelfrist werden dann drei Cluster mit 23, 16 und
12 Membern angeboten, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Dabei wird der
potenziell zunehmende, antizyklonale Einfluss unterschiedlich stark betont.
Cluster 1 inkl. Deterministik nehmen dabei in gewisser Weise die Mittelposition
ein. Cluster 2 ist noch etwas antizyklonaler aufgestellt, Cluster 3 dagegen
nachhaltig zyklonal mit einer deutlichen Trogregenerieung über Mitteleuropa.
Diese Aussagen werden im Prinzip ach durch die Rauchfahnen gestützt. Beim
Geopotenzial nimmt der Spread ab Beginn der Mittelrist stetig zu und weitet sich
zur erweiterten Mittelfrist deutlich, dabei bleibt das Niveau zunächst recht
gleich mit einem Minimum und Trogdruchgang im Bereich des Dienstages, danach
zumindest im Median ansteigendes Geopotenzial, Die Temperatur in 850 hPa weist
ebenfalls einen zunehmenden Spread ab Beginn der Mittelfist auf, dieser pendelt
sich dann aber bald ein. Dabei steigt das Temperaturniveau zunächst etwas an mit
Peak in Richtung Montag. Nachfolgend zurückgehendes Temperaturniveau ohne
Hinweise auf späteren markanten Anstieg (keine Hitzewelle in Sicht). Die
Niederschlagskurven deuten auf insgesamt wechselhafte Witterung mit Peak am
Montag/Dienstag, aber auch nachfolgend mit einigen Signalen, die eine
nachhaltige Umstellung auf antizyklonal geprägte Witterung eher unwahrscheinlich
machen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER/STARKREGEN:
Wiederholt kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.
Teils sehr feuchte, labile Luftmassen und geringe Verlagerung stellen vor allem
das Starkregenpotenzial, teils bis in den Unwetterbereich in den Vordergrund,
teils auch den Hagel. Die Böen spielen eine überwiegend untergeordnete Rolle.
Schwierige Abschätzung der Schwerpunkte - aus heutiger Sicht (Deterministik,
Risikoabschätzung Zutaten und EFI-Signale) am Samstag und Sonntag vor allem im
Westen und Südwesten, am Sonntag auch bis in den Norden/Nordwesten ausgreifend,
am Montag relativ verbreitet mit den kräftigsten Entwicklungen und teils auch
mehrstündigem Starkregen im Norden/Nordwesten und Südosten, am Dienstag im
Nordosten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger