DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
15-07-2025 17:01
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.07.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Kommende Nacht zunächst Wetterberuhigung. Am Mittwoch vermehrt Schauer und
Gewitter, teils in Verbindung mit Starkregen und Sturmböen, lokal Unwetter durch
Starkregen nicht ausgeschlossen. Am Donnerstag Schwerpunkt der Gewitter im
Norden, Osten und Südosten.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... reicht eine Geopotentialrinne von Grönland und dem Nordostatlantik
über die Britischen Inseln und ME hinweg bis nach Russland. Darin eingelagert
ist ein abgeschlossenes Höhentief mit Kern über den Britischen Inseln, das uns
in weiterer Folge noch intensiver beeinflussen wird. Korrespondierend zu dem
Höhentief befindet sich im Bodendruckfeld mit Kern über Großbritannien das
flache Tief HORST. Dessen Kaltfront hat heute von Nordwesten auf Deutschland
übergegriffen und mittlerweile weite Teile des Landes ostwärts überquert. Einzig
Richtung Süden hängt sie aktuell noch zurück und verläuft etwa vom Oberpfälzer
Wald bis in den Schwarzwald. Während in weite Teile des Landes postfrontal ein
Schwall kühlerer Meeresluft eingeflossen ist (T850 hPa zwischen 8 und 6 Grad)
und Zwischenhocheinfluss für eine Wetterberuhigung sorgt, liegen präfrontal über
dem äußersten Süden noch Reste der feuchteren und labilen Luftmasse. In dieser
sind aktuell noch einige Schauer und Gewitter unterwegs, die bei CAPE-Werten
zwischen 500 und 1000 J/kg, PPW Werten bis 35 mm und hinreichender Scherung auch
teils kräftiger ausfallen. Bis dort der Luftmassenwechsel stattfindet, wird es
bis in die Nacht hinein dauern. Somit muss im äußersten Süden in den nächsten
Stunden noch mit Gewittern gerechnet werden, die sich dann zunehmend an den
Alpenrand legen werden. Dabei sind auch nochmal Starkregen um 20 mm,
kleinkörniger Hagel und stürmische Böen Bft 8 möglich. In der zweiten
Nachthälfte sollte die Gewittertätigkeit aber zum Erliegen kommen. Staubedingt
regnet es aber an den Alpen noch etwas weiter, bis zum Morgen fallen dort 5 bis
10 mm.
Auch im äußersten Nordosten wird der letzte frontale Regen erst ausgangs der
ersten Nachthälfte abziehen, Gewitter treten dort aber nicht mehr auf.
Trotz des Zwischenhocheinflusses am Boden wird die Nacht abseits des frontalen
Geschehens bedingt durch das tiefe Geopotential in der Höhe nicht ganz
störungsfrei verlaufen. Zudem verlagern sich sowohl der Höhen- als auch der
Bodentiefkern über die Nordsee hinweg in Richtung Norddeutschland. So kommt es
zunächst nur vereinzelt, in der zweiten Nachthälfte dann in Verbindung mit einem
Randtrog von Nordwesten bis in die nördliche Mitte vorankommend vermehrt zu
Schauern. Auch einzelne erste Gewitter sind nicht ausgeschlossen, teils in
Verbindung mit Windböen um 55 km/h (Bft 7) und Starkregen um 15 mm in kurzer
Zeit.
Die Temperatur sinkt auf Werte um 15 Grad an den Küsten und bis 9 Grad im
höheren Bergland ab.
Mittwoch ... zieht das Höhentief über den Norden Deutschlands hinweg und
erreicht am Abend mit seinem Kern den Westen Polens. Das Bodentief HORST füllt
sich weiter auf und löst sich etwa über der Deutschen Bucht auf, bzw. wird es
von einer umfangreichen Tiefdruckzone über Osteuropa bzw. dem östlichen ME
verschluckt, in der sich schließlich neue flache Tiefkerne ausbilden.
Im Bereich des Höhentiefs und hochreichend labiler Kaltluft entwickeln sich bei
CAPE-Werten von wenigen hundert J/kg nahezu landesweit vermehrt Schauer und
Gewitter. Bei PPW Werten zwischen 20 und knapp 30 mm ist dabei bei nur geringer
Zuggeschwindigkeit Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit möglich. In
Schauerstraßen oder beim Verclustern von Schauern sind punktuell auch
unwetterartige Regenmengen um 30 mm in kurzer Zeit nicht ausgeschlossen. Die
Wahrscheinlichkeiten sind seitens I-D2 EPS aber aus heutiger Sicht sehr gering.
Zudem sind bei sehr niedrigen HKNs auch einzelne kurzlebige Tornados nicht
ausgeschlossen.
Etwas mehr Dynamik herrscht an der Südflanke des Höhentiefs vor. Zum einen
verläuft dort vom Westen bis in den Süden ein gut ausgeprägtes Jetmaximum.
Dieses interagiert mit einer feuchten Luftmasse und reichlich Scherung in den
unteren Schichten, sodass etwa vom östlichen NRW über Südniedersachsen, Hessen
bis in die östlichen Landesteile und bis nach Bayern organsiertere Konvektion
auftreten kann, teils in Verbindung mit Sturmböen Bft 8 bis 9. Das HKN liegt
zwar höher als im Norden, dennoch sind auch hier bei erhöhter Scherung einzelne
Tornadoentwicklungen nicht ausgeschlossen. Weiter Richtung Westen und Südwesten
ist die Schichtung stabiler, sodass dort nur vereinzelt Schauer und Gewitter
auftreten sollten.
Der Wind spielt auch abseits der Schauer und Gewitter eine Rolle, denn an der
Südwest- und Südflanke der Tiefdruckzone ist der Druckgradient leicht erhöht. So
treten etwa von RLP und dem Saarland bis nach BaWü und Bayern vor allem am
Nachmittag gebietsweise Böen Bft 7 auf. Im höheren Bergland gibt es Sturmböen
Bft 8 bis 9 um West.
Die Höchstwerte liegen bei nur mäßig warmen 19 bis 24 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag kommt das Höhentief nur sehr zögerlich weiter
Richtung Osten voran. Dabei schwenkt ein Randtrog über die mittleren Landesteile
und den Südosten Deutschlands hinweg, sodass die Konvektion in diesem Bereich
nur zögerlich nachlässt. Insgesamt lässt die Gewitterei und die Starkregengefahr
zwar ab, vor allem im Südosten Bayerns und an den Alpen können aber staubedingt
5 bis 15, lokal bis 20 mm in 12 Stunden fallen.
Ein weiterer Randtrog schwenkt von der Ostsee kommend in den äußersten Norden
und Nordosten Deutschlands, sodass dort nach kurzer Wetterberuhigung wieder
schauerartiger Regen aufkommt. Eventuell reicht es in Küstennähe für ein kurzes
Gewitter. In Schauerstraßen ist auch mehrstündiger markanter Starkregen nicht
ausgeschlossen.
In den weiteren Landesteilen kommt es nur noch vereinzelt zu Schauern, oft
bleibt es trocken.
Der Gradient fächert wieder auf und der Wind lässt nach. Die Temperatur sinkt
auf 15 bis 8 Grad ab.
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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag ... verbleiben vor allem der Norden, Osten und Südosten im
Einflussbereich des Höhentiefs mit weiteren Schauern, teils auch organisierter
Konvektion. Dabei liegt der Schwerpunkt der Niederschlagstätigkeit nach den
neuen Modellläufen etwas weiter östlich als in der Frühübersicht noch
angenommen. Bezüglich der Ausprägung bleibt es aber dabei, dass sich ausgeprägte
Schauerstraßen ausbilden können, in denen es auch mal kräftiger und länger
anhaltend regnet, sodass auch Unwetter durch mehrstündigen Starkregen
strichweise nicht ausgeschlossen sind. Die genauen Schwerpunkte lassen sich aber
aus heutiger Sicht aufgrund von Modellunterschieden noch nicht fest machen. ICON
und IFS deuten aber recht übereinstimmend auf einen Korridor von
Schleswig-Holstein über Sachsen-Anhalt bis nach Ostthüringen und Sachsen hin.
GFS sieht den Schwerpunkt weiter östlich.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundsätzliche Wetterentwicklung wird von den Modellen ähnlich gesehen. Im
Detail ergeben sich vor allem ab Donnerstag noch Unterschiede hinsichtlich der
Position des Höhentiefkerns, was wiederum Auswirkungen auf die
Niederschlagsschwerpunkte hat, wie oben im Text bereits beschrieben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger