Thema des Tages

14-07-2025 13:50


Wetter aktuell

Im Niemandsland


Zwischen Hoch DORLE über Nordeuropa und einem umfangreichen
Hochdruckgebiet über dem Südwesten Europas liegt Deutschland
gewissermaßen im Niemandsland oder "zwischen den Stühlen". Ein
markantes Tief ist über Mitteleuropa nicht auszumachen. Das heißt
aber nicht, dass kein signifikantes Wetter auftritt.


Über dem Nordosten Deutschlands liegt am heutigen Montag noch Tief
"GABRIEL", dieses steht aber kurz davor, sich aufzufüllen und ist nur
noch ein Schatten seiner selbst. In den vergangenen Tagen brachte es
über Ostdeutschland dort dringend benötigte Niederschläge, die lokal
ergiebig ausfielen. Am Samstag regnete es besonders in Brandenburg
und Berlin kräftig. Besonders viel rund um die östliche Berliner
Stadtgrenze mit rund 50 Litern pro Quadratmeter (l/qm) in 24 Stunden,
wobei ein großer Teil davon innerhalb weniger Stunden fiel. Am
gestrigen Sonntag zogen dann Schauer und Gewitter über Teile des
Ostens hinweg und ordneten sich hier und da in "Straßen" an, sprich
zogen als Linie parallel zur Strömung. So regnete es lokal über
mehrere Stunden hinweg kräftig an einem Ort. Besonders betroffen war
eine kleine Region in Ostsachsen. An der Station Boxberg-Reichwalde
fielen 33,2 l/qm Regen in einer Stunde und 69,4 l/qm in sechs Stunden
vom Himmel.

Heute bringt "GABRIEL" im äußersten Norden und Nordosten nochmals
Schauer und Gewitter. Vereinzelt können dabei wieder größere
Regenmengen zusammenkommen, denn die zur Verfügung stehende Luftmasse
ist weiterhin feucht und die Verlagerung der Zellen langsam. Doch zu
solch hohen Mengen wie am Wochenende sollte es nicht reichen.
Mehr Dampf haben die Schauer und Gewitter dafür im Süden
Deutschlands. Neben lokal großen Regenmengen kann es dort vereinzelt
auch größeren Hagel um 3 cm Korngröße geben. Ruhiger ist das Wetter
in einem breiten Streifen zwischen den beiden genannten Regionen. Vom
Westen bis in den Osten des Landes bleibt es verbreitet trocken und
mit Werten um 27 Grad wird dort verbreitet ein Sommertag erreicht. Im
Norden und Süden bleibt es oft etwas kühler.
Damit können wir zwar mit Island heute mithalten, auch dort werden
bis zu 28 Grad erreicht, das Temperaturniveau von Mittelnorwegen wird
aber nicht erreicht. Dort steigt die Temperatur selbst direkt an der
Küste auf mehr als 30 Grad. Während dies für mitteleuropäische
Verhältnisse "normale" Sommertemperaturen sind, sind die aktuellen
Werte für Island und Norwegen dagegen ungewöhnlich hoch.
Während über der Norwegischen See und Norwegen auch in den kommenden
Tagen ein Hochdruckgebiet liegt, zieht das Tief "HORST" von den
Britischen Inseln bis Mittwoch unter Abschwächung nach
Nordwestdeutschland. Seine Kaltfront schwenkt bereits am morgigen
Dienstag über Deutschland von West nach Ost hinweg. Zuvor kann
zeitweiliger Sonnenschein die Temperaturen im Süden und Osten
nochmals knapp über die Sommertagsschwelle von 25 Grad heben. Die der
Troposphäre zugefügte Energie zeigt sich aber nicht nur in der
Temperatur, sondern auch in Form teils kräftiger Gewitter. Diese
entstehen besonders ab den Mittagsstunden im Umfeld der Kaltfront und
ziehen vor allem von Thüringen und dem Süden Sachsen-Anhalts
ostwärts. Örtlich werden diese unwetterartig durch heftigen
Starkregen ausfallen. Vereinzelt können auch größerer Hagel fallen
oder schwere Sturmböen über das Land fegen.

Auch am Mittwoch setzt sich das unbeständige Wetter fort. An der
Südflanke von "HORST" frischt zudem der westliche Wind spürbar auf.
Über der Südhälfte Deutschlands kann es vor allem in windanfälligen
Lagen Windböen (Beaufort 7) geben. Auf Kuppen und Gipfeln auch
Sturmböen bis Beaufort 9. Die Gewitter, die es insbesondere im Norden
zahlreich gibt, erreichen aber nicht die Intensität der Vortage.
Dafür fehlt ihnen in der hinter der Kaltfront einfließenden kühleren
Meeresluft schlichtweg die Energie. Bemerkbar macht sich der
Luftmassenwechsel auch an den Höchstwerten. Verbreitet liegen sie
zwischen 18 und 24 Grad.

Im Laufe der zweiten Wochenhälfte wird es zwar wieder wärmer, Hitze
ist aber vorerst kein Thema. Die zum Teil weiterhin vorherrschende
Trockenheit wird durch weitere Niederschläge zum Teil gelindert,
wobei wie so oft im Sommer längst nicht jeder Ort von ergiebigen
Schauern oder Gewittern getroffen wird.

MSc.-Met. Thore Hansen

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.07.2025

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