DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
14-07-2025 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.07.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft, dabei zunächst nur einzelne, ab Sonntag vermehrt Schauer und
Gewitter. Leicht ansteigende Temperaturen auf landesweit sommerliches Niveau.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.07.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag reicht ein schmaler
Höhenrücken vom Südwesten Europas über Großbritannien hinweg bis nach
Skandinavien. Er wird flankiert von einem Höhentrog über Nordwesteuropa, der im
weiteren Verlauf für unser Wetter noch interessant wird und von einem Höhentief
über Mitteleuropa, respektive Deutschland. Letzteres ist auch im Bodendruckfeld
mit einer flachen Tiefdruckzone verbunden. Somit gestaltet sich das Wetter
hierzulande wechselhaft mit Schauern und einzelnen Gewittern, wobei der
Schwerpunkt über der Osthälfte zu finden ist. Richtung Westen und Südwesten
dominiert leichter Hochdruckeinfluss, sodass es dort auch häufig trocken bleibt.
Dabei ist eine mäßig warme bis warme Luftmasse mit 850-hPa-Temperaturen zwischen
6 und 10 Grad wirksam.
Am Freitag weitet sich der Höhentrog vor Westeuropa weiter südwärts aus,
gleichzeitig schwächt sich das Höhentief über Mitteleuropa ein wenig ab und
zieht über Polen hinweg nordwärts. Damit verbundene Niederschläge können den
Nordosten noch streifen. Sonst gibt es unter schwachem Hochdruckeinfluss nur
vereinzelt etwas Regen bzw. Schauer, vor allem im Südwesten und Süden gibt es
längere sonnige Abschnitte. Unter leichtem Absinken steigen die Temperaturen
etwas an auf häufig sommerliche Werte zwischen 24 und 28 Grad, unmittelbar an
den Küsten bleibt es kühler.
Am Samstag zieht das Höhentief über die Ostsee nordwärts ab und verliert
allmählich den Einfluss auf unser Wetter. Von Westen schiebt sich der
Höhenrücken zu uns herein, eingangs der Nacht zum Sonntag hat uns die
Rückenachse aber bereits ostwärts überquert. Im Bodendruckfeld baut sich
vorübergehend eine von Nordwest nach Südost über Deutschland verlaufende
Brückensituation auf, für die Ausbildung eines abgeschlossenen Hochs reicht es
aber nicht. So kommt es im Nordosten noch vereinzelt zu Niederschlägen, sonst
bleibt es abgesehen von einzelnen Schauern im Mittelgebirgsraum zunächst
trocken. Da wir aber zunehmend auf die diffluente Vorderseite des Troges über
Westeuropa gelangen und damit feuchtere und labil geschichtete Luft zu uns
advehiert wird, sind im Südwesten erste, kräftigere Schauer und Gewitter zu
erwarten. Die Temperaturen steigen noch etwas weiter an, sodass nahezu
landesweit sommerliche Werte zwischen 25 und 29 Grad zu erwarten sind.
Am Sonntag schwenkt der Höhentrog ein wenig ostwärts, wir verbleiben auf dessen
diffluenter Vorderseite. Im Bodendruckfeld ist er mit einem Tief mit Kern über
Großbritannien verbunden. Davon ausgehend greift im Tagesverlauf eine Rinne
nebst eingelagerter Kaltfront von Westen über. So kommt es zunächst nur
vereinzelt, ab dem Abend vermehrt zu Schauern und Gewittern, die teils in
skaligen Regen übergehen.
Am Montag erreicht der frontale Niederschlag auch die Osthälfte Deutschlands.
Nach kurzem Zwischenhocheinfluss kommen mit Übergreifen des Troges vor allem im
Westen und Nordwesten Schauer auf. In den Süden hingegen schiebt sich ein
flacher Keil des Azorenhochs. Postfrontal gelangt ein Schwall erwärmter
Meeresluft zu uns. Entsprechend liegen die Höchstwerte am Montag nur geringfügig
niedriger als am Vortag.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt uns das zyklonal geprägte und somit
wechselhafte Wetter erhalten. Eine Hitzewelle ist aus heutiger Sicht vorerst
nicht zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Samstag kann die Konsistenz des EZMW-Modells als gut
bezeichnet werden. Zwar wird die Lage des Höhentiefkerns und dessen Ausweitung
über Deutschland leicht unterschiedlich gezeigt, eine signifikante Änderung des
Wettercharakters hat dies aber nicht zur Folge. Ab Sonntag lässt die
Konsistenz nach. Unsicher ist noch, wie rasch die Front von Westen übergreift.
Dies geschieht nach dem gestrigen 12 UTC und dem heutigen 00 UTC Lauf rascher
als noch im gestrigen 00 UTC Lauf gezeigt, da der Trog nicht ganz so weit nach
Süden ausgreift und rascher ostwärts schwenkt. Nach dem gestrigen 00 UTC Lauf
hätte die Front erst im Laufe des Montags von Westen übergreifen sollen, womit
auch die Zufuhr sehr warmer bis evtl. heißer Luft länger angedauert hätte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Modellvergleich zeigt zunächst nur geringe Unterschiede bei der Lage des
Höhentiefs über Mitteleuropa, die Hauptniederschlagsschwerpunkte werden aber
weitgehend übereinstimmend prognostiziert.
Größer werden die Unterschiede ab dem Wochenende, insbesondere ab Sonntag. GFS
lässt den Trog und somit auch die Front bereits ab Sonntagvormittag und somit am
schnellsten übergreifen, gefolgt von UK10 und dann EZMW. Die langsamste Lösung
weist ICON auf, bei der die Front erst in der Nacht zum Montag übergreift.
Entsprechend unterschiedlich fällt noch die Temperatur- und
Niederschlagsentwicklung aus. Hinzu kommt, dass die Front bei ICON durch
Wellenbildung nur recht langsam ostwärts vorankommt und somit in größeren
Gebieten zu teils länger anhaltenden und schauerartig verstärkten Niederschlägen
führen soll als bei GFS und EZMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für ausgewählte Stationen in Deutschland zeigen bis
einschließlich Samstag einen einheitlichen Verlauf bei gleichzeitig sehr
geringem Spread. Während das Geopotential 500 hPa auf relativ gleichem Niveau
verbleibt, ist bei der Temperatur in diesem Zeitraum ein leichter Anstieg zu
verzeichnen.
Ab Sonntag nimmt der Spread zu. Die Mehrheit der Member deutet auf einen
leichten Rückgang der Temperatur und damit auf die Frontpassage hin. Dabei setzt
die Abkühlung aber mehrheitlich etwas früher ein, als vom Kontrolllauf gezeigt,
was in Richtung GFS und UK10 Lösung gehen würde. Ein paar Member fallen erst im
Laufe des Montags ab, sodass auch die spätere ICON Lösung im Ensemble enthalten
ist. Somit scheint die EZMW-Lösung als Mittelweg sinnvoll zu sein.
Schaut man in die Clusteranalysen des EZMW so gibt es für den Zeitraum von t+72
bis 96 Stunden vier Cluster, die sich durch eine leicht unterschiedliche
Position des Höhentiefs über ME unterscheiden. Für den Zeitraum von Samstag bis
Montag gibt es fünf Cluster. Cluster 1 beinhaltet neben dem Kontrolllauf auch
die meisten Member, gefolgt von Cluster zwei, der eine sehr ähnliche Lage des
Höhentroges zeigt wie Cluster 1. Die anderen Cluster beinhalten jeweils die
gleiche Memberzahl. Dabei gibt es langsamere Lösungen bezüglich der Trogpassage
(3 und 4) und eine etwas schnellere (Cluster 5). Insgesamt lässt sich aber
festhalten, dass der zyklonal geprägte Wettercharakter im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum sicher scheint.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im Vorhersagezeitraum kommt es gebietsweise zu Gewittern. Am Donnerstag vor
allem im Südosten und Osten, am Freitag und Samstag im äußersten Norden und
Nordosten. Dabei ist markanter Starkregen wahrscheinlich, aufgrund langsamer
Verlagerung ist lokal auch unwetterartiger Starkregen nicht ausgeschlossen.
Ab Samstagabend und vor allem am Sonntag sind dann von Westen/Südwesten mit
zunehmender Feuchte und Scherung vermehrt kräftigere Gewitter zu erwarten. Diese
können in der Nacht zum Montag und am Montag auch in teils mehrstündigen
markanten Starkregen mit Mengen um 30 l/qm in 6 Stunden übergehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Zunächst Mos-Mix, ab Sonntag EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger