DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-07-2025 08:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.07.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang HFz zu TrM)
Im gesamten Kurzfristbereich gebietsweise Gefahr Gewittern und Starkregen,
örtlich bin in den Unwetterbereich. Am Dienstag vornehmlich im Osten dynamische
Gewitterlage mit organisierteren Gewittern und Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag... befindet sich ein Höhentief nahezu ortsfest über dem Nordosten von
Deutschland. Im Tagesverlauf findet man dann vor allem in der oberen Troposphäre
ein zweites Höhentief über der Nordsee, sodass sich eine Tiefdruckrinne über dem
Norden ausbildet, die sich auch im Bodenfeld wiederspiegelt. Dort lassen sich
über dem Norden mehrere Teiltiefs finden. Schon zu Tagesbeginn gibt es über dem
Osten und Nordosten schauerartige Niederschläge, teils mit Starkregen (>15 l/qm
in kurzer Zeit).

Im Tagesverlauf bleibt es im Osten und Nordosten bei Schauern und Gewittern im
Osten und Nordosten. Diese können sich tagesgangbedingt wieder intensivieren,
sodass auch die Starkregengefahr erneut zunimmt. Es gibt lokal eng begrenzt von
den Modellen Signale für das Überschreiten der Unwetterschwelle. Angesichts der
ppw-Werte zwischen 30 und 35 l/qm und nur geringer Zuggeschwindigkeiten ist dies
wenig überraschend.

Vor allem in der zweiten Tageshälfte kristallisiert sich zudem ein schmaler
Streifen vom Emsland und nördlichen NRW, über Nordhessen, Thüringen, das
südliche Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen ab. In diesem Streifen lässt sich eine
konvergente Struktur im Bodenfeld finden. Innerhalb der Bodenrinne können sich
durch Feuchtflusskonvergenz CAPE-Werte zwischen 400 und 800 J/kg aufbauen. In
diesem Streifen kommt es wiederholt zu teils gewittriger Konvektion und es
besteht Starkregengefahr, insbesondere auch im mehrstündigen Bereich aufgrund
wiederholter Konvektion.

Der letzte Bereich mit Gewittern erstreckt sich vom Südschwarzwald bis zum
Alpenrand. Starkregen kann es auch dort geben, mit zumindest geringer
Windscherung ist zudem kleinkörniger Hagel möglich. Zudem erkennt man im untern
Troposphärenbereich eine schönen umgekehrte V-Struktur. Dadurch werden
DCAPE-Werte um 500 J/kg angeboten. Die Modelle reagieren mit Sturmböen darauf.
Das ICON-D2 EPS zeigt Wahrscheinlichkeiten sowohl für Bft 8, als auch für Bft 9.


Im Südosten, also vom Werdenfelser zum Berchtesgadener Land wird etwas mehr
Scherung simuliert (um 15 m/s zwischen 0 und 6 km). Damit ist dort
organisiertere Konvektion und in der Folge auch Hagel bis 3 cm im Bereich des
Möglichen. Besonders dort werden am Nachmittag auch kurze UH-tracks simuliert.
Sturmböen und örtlich Starkregen bis in den Unwetterbereich gehören ebenfalls zu
den Begleiterscheinungen in dieser Region.

Von den Gewitterherden abgesehen, ist es im Süden und Südwesten am
freundlichsten mit längerem Sonnenschein und Höchstwerten bis an die 30 Grad
Marke und entlang des Oberrheins auch leicht darüber.

In der Nacht auf Montag schiebt sich die Tiefdruckrinne in höheren Luftschichten
ein wenig nach Norden und erstreckt sich von der Nordsee bis zu deutschen
Ostseeküste. Im Südwesten kann ein kurzwelliger Trog von Frankreich her in der
zweiten Nachthälfte bis nach Deutschland vorankommen.

Die schauerartigen Niederschläge im Nordosten, gekoppelt an das Höhentief,
kommen zwar nicht komplett zum Erliegen, lassen aber nach, sodass sie zumeist
unbewarnt fallen dürfen.
Auf der Vorderseite des kurzwelligen Troges kommen in der zweiten Nachthälfte im
Südwesten schauerartige Niederschläge auf. Es werden vom ICON-D2 EPS auch
eingelagerte Gewitter simuliert. Im Moment gibt es aber kaum Hinweise, dass auch
schon Starkregen mit dabei ist. Auch sonst verläuft die Nacht ruhig mit
Tiefstwerten zwischen 19 und 12 Grad.

Montag... verschiebt sich die Tiefdruckrinne noch ein wenig weiter nach Norden.
Im Nordosten durch die Nähe zur Rinne aber im Tagesverlauf wieder schauerartige
Niederschläge und einzelne Gewitter möglich. Das Flüssigwasser ist weiterhin
hoch, sodass durchaus vereinzelt mit Starkregen zu rechnen ist. Insgesamt ist es
aber in der Stärke und Verbreitung lange nicht mehr so kräftig wie an den
Vortagen.

Über der Südhälfte wandert der kurzwellige Troganteil ostwärts, ehe zum
Nachmittag von Westen der kurzwellige Rücken nachfolgt. Während es vorderseitig
zur einer Anfeuchtung kommt, erkennt man rückseitig eine deutliche Abtrocknung
bei der Tendenz der spezifischen Feuchte. Damit schiebt sich das Gebiet der
schauerartigen Niederschläge und Gewitter im Tagesverlauf über der Südhälfte von
West nach Ost und es trocknet in der zweiten Tageshälfte von Südwesten und
Westen her bereits ab, während weiter östlich bei CAPE-Werten bis 1000 J/kg der
Hauptschwerpunkt der Konvektion liegt (Mitteldeutschland bis in den Südosten).
Die Scherung ist insgesamt eher gering. Vereinzelt etwas besser organisierte
Zellen sind aber nicht ausgeschlossen, wie auch die UH Tracks andeuten. Das gilt
besonders für den Südosten, wo auch die Orographie mithelfen kann.

Neben starken bis stürmischen Böen und Hagel bis 2 cm (nach Südosten wie gesagt
vielleicht auch etwas mehr), steht vor allem der Starkregen wieder im Fokus. Vor
allem nach Südosten gibt es klare Hinweise auf markanten Starkregen und auch
Wahrscheinlichkeiten für das Überschreiten der Unwetterstufe. Dies wird auch von
externen Modellen gestützt.

In der Nacht auf Dienstag wandert der kurzwellige Rücken ostwärts über
Deutschland hinweg und der Vorhersageraum gelangt nachfolgend auf die diffluente
Vorderseite eines kräftigen Langwellentroges mit Höhentiefzentrum bei den
Britischen Inseln. Dieser Trog wird zudem flankiert von einem Maximum des
Höhenjets in 300 hPa.

Damit greifen von Frankreich und Benelux kommend ausgangs der Nacht
schauerartige Niederschläge auf den Westen über. Vereinzelt sind auch schon
Gewitter eingelagert. Bezüglich der genauen Timings gibt es noch gewisse
Unsicherheiten. Das gilt auch für das Potential von Starkregen. Einzelne
hochauflösende Modelle zeigen diese Möglichkeit, andere sind da deutlich
verhaltener. Vereinzelt kann es mal eine Windböe geben. Auch im Osten und
Nordosten sind ein paar Schauer möglich, im Südwesten kommt ein wenig Regen auf.
Dazwischen gibt es aber auch Regionen mit größeren Auflockerungen. Die
Tiefstwerte bewegen sich erneut zwischen 19 und 12 Grad.

Dienstag... verlagert sich das Höhentiefzentrum etwas südostwärts und erreicht
die Nordsee. Vorderseitig erkennt man ein Kurzwellentrog, der rasch vom Westen
Deutschlands ost- nordostwärts schwenkt. Die Kaltfront des nahezu
achsensenkrecht liegenden Bodentiefs schwenkt ebenfalls rasch ostwärts über
Deutschland hinweg. Postfrontal schiebt ein Bodenhochkeil von Frankreich in den
Südwesten Deutschlands und es stabilisiert. Zudem kommen postfrontal deutlich
trockenere Luftmassen herein. Damit lieg der Fokus vor allem auf den Osten
Deutschlands, den die Kaltfront zu einer besseren Tageszeit erreicht.
Gebietsweise können sich nochmal Labilitätswerte zwischen 400 und 1000 J/kg
aufbauen.

Die ppw-Werte liegen zwischen 30 und 35 mm, und sind weiterhin recht hoch. Damit
steht auch wieder der Starkregen im Fokus, insbesondere in Richtung Nordosten,
wo die Zuggeschwindigkeiten geringer ist. Weiter nach Süden (östliche Mitte bis
in den Südosten) gibt es ansprechende Windscherung (15 bis 20 m/s, teils auch
darüber). Es handelt sich primär um Geschwindigkeitsscherung. Die Hodographen
schauen recht geradlinig aus, was die Möglichkeit für Zellsplitting erhöht.

Gewitter werden am Nachmittag sowohl postfrontal, als auch mit Durchgang der
Kaltfront erwartet. Mit der guten Scherung sind im Osten organisierte Zellen zu
erwarten und das wird auch von den hochauflösenden Modellen in Form von
Aufwindhelizität simuliert. Damit gibt es neben Starkregen auch das Potential
für größeren Hagel und Sturmböen. Vielleicht sind vereinzelt auch mal schwere
Sturmböen dabei. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Hodographen im unteren
Bereich durchaus mancherorts recht ansprechend ausschauen, sodass bei
gleichzeitig niedrigen HKNs ein etwas erhöhtes Tornadopotential besteht.

Etwas fraglich sind die Intensität und Häufigkeit von Konvektion im Südosten.
Die Modelle sind dort eher zurückhaltend, insbesondere auch deswegen, weil man
in dieser Region von der Dynamik des Kurzwellentroges nicht so recht erfasst
wird und die Strömung vor allem im unteren Troposphärenbereich eher eine leicht
antiyzklonale Erscheinung hat. Dort wo Gewitter auftreten, können diese aber
durchaus auch organisierter und damit kräftiger sein.

Postfrontal liegen die Maxima unter der 25 Grad Marke, im Vorfeld kann
gebietsweise nochmal ein Sommertag erwartet werden.

In der Nacht auf Mittwoch überquert die Kaltfront auch den Südosten und das
Höhentief kommt weiter südostwärts voran. Das Zentrum erreicht bis zum Morgen
den Nordwesten Deutschlands. Die Schauer und Gewitter im Osten und Südosten
ziehen mit der Kaltfront rasch aus Deutschland ab. Mit dem Höhentief kommen von
Nordwesten bereits neue schauerartige Niederschläge auf, die bis zum Morgen
südostwärts in die mittleren Landesteile vorankommt. Es sind auch einzelne
Gewitter eingelagert und örtlich besteht Starkregengefahr.

Die Minima sinken auf 17 bis 9 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die grundlegende Entwicklung wird von den verschiedenen Modellen recht ähnlich
simuliert. Die genauere Lokalisierung und Intensität der Schwerpunkte zeigt aber
mit zunehmenden Vorhersagehorizont steigende Unsicherheiten. Das gilt
insbesondere aufgrund der Kleinräumigkeit, die nur im Nowcasting zu erfassen
ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer