Thema des Tages
11-07-2025 13:20
Wetter aktuell
Europawetter
Tief GABRIEL bringt am Wochenende vor allem dem Osten Deutschlands,
teils aber auch anderen Landesteilen Regen. Welch bedeutende Rolle
Gabriel europaweit spielt wird im heutigen Thema des Tages
beleuchtet.
Vor allem zwischen Ostsee und Erzgebirge wird man aufatmen ?
zumindest, wenn die Wettervorhersagemodelle recht behalten sollten.
Tief GABRIEL sorgt übers Wochenende dort für einiges an Regen. Lokal
eng begrenzt kann es sogar schon wieder etwas (zu) viel werden, denn
kräftige Schauer und Gewitter können durchaus Unwetterpotential
aufweisen. Und auch in den übrigen Gebieten, so z. B. in der
Nordhälfte Bayerns, wird der Mangel an Niederschlag etwas
abgemildert.
Auf seinem Weg vom südlichen Baltikum nach Westen erreicht GABRIEL am
morgigen Samstagmittag das Stettiner Haff. In Abbildung 1 ist seine
Position um 12 UTC (14 MESZ) zu sehen, zusammen mit der durch Pfeile
angedeuteten, gegen den Uhrzeigersinn verlaufenden Zirkulation um
Gabriel herum. Dazu liefert Abbildung 1 auch Informationen über die
Temperaturen in ca. 1,5 km Höhe. Die in Orange und Rot gehaltenen
Bereiche relativ hoher 850 hPa-Temperaturen bilden dabei einen Ring
um GABRIEL, wobei dieser in gewisser Weise als steuerndes Zentraltief
fungiert.
Die Temperaturunterschiede sind dabei durchaus beachtlich. Über der
zentralen Ostsee in unmittelbarer Nähe des Tiefkerns liegen sie teils
nur um 7°C, dagegen können Teile Nordwestrusslands mit bis zu 20°C
aufwarten. Insbesondere vom östlichen Schwarzen Meer, dem Kaukasus
und dem Kaspischen Meer wird in einem breiten Streifen heiße Luft
über den Westen Russlands hinweg bis nach Skandinavien geführt.
Westlich von Tief GABRIEL und damit über Westeuropa ist die Strömung
dagegen etwas diffuser und nicht so klar konturiert. Für den ?warmen?
oder ?heißen? Ring braucht es dort die Hilfe von Hochdruckgebieten,
deren Absinken für eine Austrocknung und Erwärmung der Luftmassen
sorgt.
Wie stark sich insbesondere das ?Förderband? östlich von GABRIEL bei
den Höchsttemperaturen bemerkbar macht, zeigt Abbildung 2. Nördlich
des Kaukasus werden am Sonntag Höchstwerte von 35 bis 40°C erwartet,
gebietsweise kann es auch noch etwas mehr sein. Die Region um Moskau
bringt es auf bis zu 30°C, und selbst in Skandinavien und England,
die man normalerweise nicht mit solchen Temperaturen in Verbindung
bringt, fällt zumindest lokal die 30°C-Marke. Für das Mittelmeer sind
dies sicherlich im Juli erwartbare Maxima, in Deutschland kann sich
in den erlauchten Kreis der ?30er? nur der Oberrhein einreihen.
Überall dort, wo GABRIEL für viele Wolken sorgt, schwanken die
sonntäglichen Maxima um 25°C, und wenn dann auch noch eine
ordentliche Portion Regen dazu kommt, schaffen es die Maxima sogar
nur knapp über 20°C - wenn überhaupt.
Skandinavien hat es bezüglich des Sonnenscheins und des damit
verbundenen ?Sahnehäubchens? bei den Höchstwerten etwas besser als
wir. Einerseits scheint dort die Sonne am Wochenende von einem oft
blitzblank geputzten Himmel, andererseits sind im hohen Norden die
Tage noch immer bemerkenswert lang. So geht im mittelschwedischen
Gunnarn am morgigen Samstag die Sonne schon um 02:37 MESZ auf und
erst um 23:12 MESZ unter. Gunnarn ist für MOSMIX auch der ?Top-Pick?
bei den sonntäglichen Maximalwerten: 31°C peilt das Modell dort an,
der entsprechende Wert ist auch in Abbildung 2 zu finden.
Da die Temperaturen in Mittelschweden in der Nacht zum Montag auch
nur auf meist 19 bis 14°C zurückgehen (Gunnarn: 17°C) und damit teils
knapp an der Tropennacht vorbeischrammen, ergeben sich in der Folge
recht hohe Tagesmitteltemperaturen. Für die in Abbildung 2 mit einem
grünen Stern markierte Station Sundsvall-Härnösand liegen die
nächtlichen Minima bei 14°C und die Höchstwerte bei 26°C, was grob
über den Daumen gepeilt eine Tagesmitteltemperatur von 20°C bedeutet.
Dass dies deutlich mehr ist als zu der Zeit normalerweise zu erwarten
ist, zeigt Abbildung 3. Dort ist das Klimadiagramm von
Sundsvall-Härnösand zu sehen. Immerhin weicht die geschätzte
Mitteltemperatur um 5°C von der klimatologisch zu erwartenden ab. In
Gunnarn dürfte es sogar noch etwas mehr sein.*
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.07.2025
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