DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-07-2025 07:30
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.07.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z

Gebietsweise Schauer und Gewitter. Lokal mit Starkregen, unwetterartige Mengen
am Samstag und Sonntag vor allem im Norden gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... wird ein großes Höhentief über Polen eingerahmt von hohem
Geopotential in Form zweiter Keile über Westeuropa und Russland, die eine
Brückenverbindung über Skandinavien haben. Dazu gehört eine Hochdruckzone mit
Schwerpunkt weit im Norden. Das Höhentief steht mit einem Tief im Bodendruckfeld
in Verbindung, welches im Tagesverlauf unter langsamer Auffüllung in den Raum
Kaliningrad zieht, wo es abends mit etwas über 1000 hPa im Kern ankommt.
Insgesamt verschieben sich Boden- und Höhentief langsam nach Westen.
In der daraus resultierenden nördlichen bis nordwestlichen Strömung wird
ziemlich feuchte (20 bis 25 mm PPW) und teilweise labile Luft nach Deutschland
geführt, in der kurzwellige Tröge etwas Hebung auslösen.

Die Hauptlabilität verlagert sich heute in den Süden, wo insbesondere über
Bayern einige hundert Joule pro Kilogramm CAPE generiert werden können. Bei
schwacher Scherung können sich dort einzelne Schauer- und Gewitter entwickeln,
die lokal mit Starkregen verbunden sein können. Hagel und stärkerer Wind sind
nur wenig wahrscheinlich.

Schauer sind auch in den östlichen Landesteilen möglich, dort ist die Schichtung
aber stabiler und die avisierten CAPE Werte geringer, als im Süden, und auch die
Labilitätsfläche reicht nicht so hoch und langt meist kaum bei -10°C an. Zur
Lausitz und nach Sachsen hin kann es aber dennoch zu Gewittern reichen, weil
dort eben die -10°C bei den Cloud Tops unterschritten wird. Hier ist in den
untersten Schichtung auch Scherung dabei mit einer Rechtsdrehung des Windes. Ob
es für rotierende Zellen reicht, ist offen, aber nicht ausgeschlossen.

Zur Hochdruckzone über Westeuropa und der Nordsee hin verläuft der Tag heiter,
teils wolkig und trocken in Teilen Norddeutschlands sowie im Südwesten und der
Mitte. Die Temperatur steigt auf 20 bis 27°C mit den höchsten Werten am
Oberrhein. Der Wind weht schwach bis mäßig, mitunter leicht böig auflebend aus
nördlichen Richtungen. Nicht ausgeschlossen, dass zum Abend hin an der
vorpommerschen Ostseeküste starke bis steife Böen 6-7 Bft auftreten.

In der Nacht zum Samstag setzen Boden- und Höhentief die langsame
Südwestverlagerung fort. Während die Konvektion im Südosten abklingt, greifen
von Nordosten durch rumgeholte Warmluft und kurzwellige Tröge weitere
Hebungsgebiete nicht nur auf den Nordosten über, sie breiten sich auch etwas
mehr nach Westen und zur Mitte hin aus.

Darüber hinaus wird eine sehr feuchte Luftmasse über die Ostsee hereingesteuert,
in der das PPW auf fast 40 mm steigt. Folgerichtig kommt es zu schauerartigen
Regenfällen, die gebietsweise 10 bis 20 l/m² bringen. Die Hinweise auf
Starkregen sind nur gering, ansatzweise im D2 EPS. Ob einzelne Gewitter in den
Regen eingelagert sind, darf bezweifelt werden, ist aber angesichts etwas
MU-CAPE durch abgehobene Labilität auch nicht ganz ausgeschlossen. Fraglich ist
auch, ob der Nord-Nordwestwind an der Ostsee soweit auffrischt, dass eine
Windwarnung (7 Bft) fällig wird. Auch das wird nur sporadisch angeboten.

Im großen Rest verläuft die Nacht unter leichtem Hochdruckeinfluss ruhig.
Wolkig, teils klar und meist trocken. Tiefsttemperatur 17 bis 8°C.


Samstag... reicht eine Hochdruckzone von Westeuropa bis zur Norwegischen See und
von dort weiter bis hinüber in den Nordwesten Russlands, die von einen
bogenförmigen Rücken gestützt wird. Über dem Atlantik liegt ein großer
Langwellentrog, während unser Höhen- und Bodentief mit ihrem Kern langsam die
Oder ansteuern. Die Großwetterlage kann nun in die Schublade HNF z gesteckt
werden; eine klassische High over Low Konstellation, die noch einige Zeit stabil
sein kann.

In der um den Tiefkern herumgeholten, feuchten Warmluft (PPW 30 bis 35 mm), die
sich weiter über den Norden und die Mitte ausbreitet, kommt es zu schauerartigen
Regenfällen, die sich unter Abschwächung west-/südwärts bis in die Mitte und den
Nordwesten verlagern. Nachfolgend bilden sich in der labilsten Luft (einige
hundert J/kg, kaum Scherung) über dem Nordosten einzelne Gewitter. Die
Starkregenwahrscheinlichkeit nimmt zu, nicht nur weil die Luft feuchter wird,
sondern auch weil die Zellen nahe dem Höhentief langsam ziehen.
Der Starkregen ist nicht unbedingt an Gewitter gebunden und auch nicht an kurze
Zeiträume. Unwetterartige Mengen sind ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen (siehe
u.a. D2 EPS). Auch über dem Südosten (untere Donau und südlicher Bayerwald) baut
sich etwas Cape auf und im Tagesverlauf sind dort einzelne Gewitter (auch
Starkregen) ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Dazu weht im Norden und Osten mäßiger, an der Ostsee frischer Wind (Böen 6-7
Bft) aus Nordwest bis Nordost (vor allem Ostsee). Bei starker Bewölkung werden
in der NE Hälfte 19 bis 23°C erreicht, im Südwesten, wo es sonnig ist, steigt
die Temperatur lokal bis 28°C am Oberrhein.
Der Südwesten und große Teile Süddeutschlands liegen demnach auch weiter unter
geringen Luftdruckgegensätzen und leichtem Hochdruckeinfluss.

In der Nacht zum Sonntag liegen der Norden und die Mitte unter dem Einfluss des
Höhen/Bodentiefs und starker Bewölkung. Gebietsweise regnet es schauerartig,
anfangs teils mit Gewittern und regional mit Starkregen, wobei beides im Laufe
der Nacht weniger wahrscheinlich wird. Im Südwesten und gebietsweise im Westen
und Südosten ist es trocken und teils gering bewölkt.


Sonntag... wird vor dem atlantischen Trog ein kleiner Höhenrücken nach
Frankreich geführt, der wiederum den Trog bei uns etwas nach Norden drückt. Das
Bodentief liegt bei langsamer, weiterer Auffüllung über Norddeutschland. Die
Labilität nimmt dabei von Süden her insgesamt wieder zu und gebietsweise baut
sich CAPE um 500 bis 1000 J/kg auf.

Über dem Norden und der nördlichen Mitte bilden sich ohne Scherung Einzel- oder
Multizellen, die sich nur wenig verlagern und am ehesten mit Starkregen und
kleinkörnigem Hagel verbunden sein können. Auch unwetterartige Mengen sind
möglich. Da nun auch in den äußersten Süden wieder feuchtere Luft gelangt, muss
auch dort wieder mit einzelnen Gewittern gerechnet werden. Die Zellen ziehen
dort aber etwas, was die Starkregengefahr mindert, dafür können (leichte
Scherung, Grenzschicht trockener) stärkere Böen 7-8 Bft und (etwas) mehr Hagel
dabei sein.
Dazwischen liegt ein Bereich, wo es zwar auch labil ist, die Luft aber
trockener, sodass es höchstens vereinzelt im Bergland mal zu einem Schauer oder
vereinzelten Gewitter reichen dürfte.

Abseits der Konvektion spielt der Wind keine große Rolle, an den Küsten sind ein
paar kräftigere Böen aus Nordost zu erwarten (6-7 Bft), im südlichen Bergland
Windböen aus Südwest. Die Temperaturen steigen insgesamt gegenüber den Vortagen
etwas an auf meist 22 bis 30°C. Die niedrigeren Werte bei wenig Einstrahlung im
Norden; bei sonnigem Wetter im Südwesten gibt es wieder am Oberrhein die
höchsten Werte.

In der Nacht zum Montag bringt ein Kurzwellentrog etwas organisiertere
Konvektion in den Südwesten und Süden, sonst klingen die Schauer und Gewitter
ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung der Basisfelder ähnlich. Die Regenfälle
und Gewitter unterliegen den üblichen Schwankungen. In Bezug auf den Starkregen
kann eher defensiv agiert werden, weil nach der Trockenheit der Impact fehlt und
der nötige Regen willkommen ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner