DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
10-07-2025 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.07.2025 um 10.30 UTC
Unbeständig mit wiederholten Schauern und Gewittern, lokal Starkregen. Dabei
meist warm, teils auch nur mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.07.2025
Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, dreht nach IFS ein Höhentief
über Mitteleuropa seine Kreise. Auch über dem nahen Atlantik befindet sich ein
Trog, während der Norden Skandinaviens von einem Höhenhoch beeinflusst wird.
Bodennah ist die Druckverteilung recht flach, aber geprägt von einer zonalen
Rinne mit Tiefs über Ostdeutschland und westlich Irlands. Über dem Süden Europas
ist der Druck etwas höher, ein stärkeres Hoch findet sich über dem Nordmeer und
Nordskandinavien. Hierzulande kommt der Wind meist schwach bis mäßig aus Nord
bis West, die Luftmasse ist mit 8°C über dem Norden und 14°C über dem Süden in
850 hPa recht warm. Im Norden und in der Mitte ist es aber unter dem Einfluss
des Höhentiefs unbeständig mit Schauern und Gewittern, im Süden meist trocken.
Am Montag schwächt sich das Höhentief ab, dagegen bleibt von dem atlantischen
Trog ein kräftiges Höhentief bei Irland, wo sich auch ein stärkeres Bodentief
formiert. Bei uns ändert sich nicht viel, die Temperatur steigt um etwa 2 K an.
Es bleibt also bei dem sommerlich warmen und unbeständigen Wetter, wobei von den
Gewittern immer eine latente Starkregengefahr ausgeht.
Am Dienstag arbeiten sich die Systeme in der Höhe etwas nach Osten voran, das
westliche Höhentief erreicht bis zum Abend die Nordsee. Gleichzeitig kommt die
Achse der zonalen Rinne nach Norden voran bis nach Südskandinavien, während sich
das Bodenhoch immer weiter nach Norden verabschiedet. Gleichzeitig schiebt sich
von Westen ein Azorenhochkeil nach Süddeutschland, so dass sich die Lage immer
mehr zu einer Westlage entwickelt. Von dort kommt mit einer Kaltfront auch
mäßig-warme Atlantikluft zu uns, in der über dem Nordwesten die Temperatur in
850 hPa auf 8 bis 6°C zurückgeht. Damit kommt vorübergehend etwas trockenere
Luft in den Westen und dort lassen die Schauer nach, während es nach Osten hin
noch mehr Schauer und Gewitter gibt. In der Nacht zum Mittwoch tauchen dann aber
mit Trogannäherung wieder mehr Schauer im Nordwesten auf.
Am Mittwoch zieht das Höhentief dann über Norddeutschland hinweg und die kühlere
Luft erfasst den ganzen Norden und die Mitte Deutschlands, während im Süden in
850 hPa noch die 12°C-Isotherme liegt. Damit kommen im gesamten Norden und der
Mitte wieder Schauer und Gewitter auf. In der Nacht zum Donnerstag zieht das
Höhentief zunehmend südostwärts nach Niederschlesien, damit erfassen die kühlere
Luftmasse und die Schauer auch den Süden des Landes.
Am Donnerstag zieht das Höhentief weiter Richtung östliches Polen, bodennah
verbindet sich ein nachfolgender Keil mit dem Höhenhoch über den Nordmeer. Auch
bodennah verbindet sich das Hoch im Norden mit dem Rest des Azorenhochkeils, der
aber seine Verbindung nach Westen verloren hat, so dass eine nordwestliche
Strömung resultiert. Mit dieser kommt wieder etwas wärmere Luft (10 bis 12°C in
850 hPa) zu uns, zudem lässt die Schauertätigkeit vor allem im Südwesten wieder
nach.
In den Folgetagen bleibt uns erstmal der Keil erhalten, der allerdings später
wieder gespaltet wird, so dass sich wieder eher die zonale Höhentief-Verbindung
einstellt. Auch bodennah stellt sich wieder dieses Muster ein, allerdings mit
Achse nördlich unseres Landes, so dass der Wind aus Westen kommt. Vor allem in
den Süden gelangt wieder sehr warme Luft.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist nur bis
Montag gut. Danach zeigt der gestrige 12-UTC-Lauf das westliche Höhentief viel
weiter westlich, so dass sich über Westeuropa ein Keil entwickeln kann und eher
Luft aus Norden zu uns gelangt. Auch nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf soll das
westliche Höhentief nicht zu uns kommen, sondern stattdessen nur ein
Mini-Höhentief abspalten, das von dem alten Höhentief aufgenommen wird. Im
weiteren Verlauf zum Donnerstag hin ähneln sich dann die jüngeren beiden Läufe
etwas mehr mit Höhentiefs östlich von uns und einem Keil im Westen, währen der
gestrige 00-UTC-Lauf mit einem Keil bei uns schon wieder eine Hitzewelle
vorbereitet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
IFS, ICON und GFS zeigen abgesehen von kleinräumigen Unterschieden bis zum
kommenden Donnerstag die gleiche Entwicklung. Auch das kanadische GEM zeigt eine
ähnliche Entwicklung, lässt aber nächste Woche das Höhentief nicht nach Südosten
ziehen, sondern Richtung Süd- und Mittelschweden. Eine etwas andere Entwicklung
zeigt das UK10, das das Höhentief nächste Woche gar nicht herankommen lässt,
sondern stattdessen ab Mittwoch zunehmend einen Keil über unserem Land sieht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag verteilt sich das IFS-EPS auf insgesamt
vier Cluster, die ein deutlich unterschiedliches Verhalten bezüglich des Troges,
der am Dienstag allmählich von Westen übergreifen soll, zeigen. Dieses rangiert
zwischen "Trog kommt gar nicht heran" (C2, 15 Mitglieder), "Trog spaltet ein
Höhentief ab, welches das alte Höhentief füttert" (C1 und C3, zusammen 27
Mitglieder) und das Szenario des Hauptlaufs, das zusammen mit 9
Ensemblemitgliedern in C4 zu finden ist. Insofern stützt das IFS-Ensemble heute
nicht den Hauptlauf, der aber durch die übrigen deterministischen Modelle gut
gestützt wird.
Die Rauchfahnen des IFS aus verschiedenen Regionen Deutschlands liegen bei
Temperatur und Geopotential bis Dienstag noch gut gebündelt, danach nimmt die
Streuung aber deutlich zu. Dabei kann man sehen, dass die Mehrheit der
Potentialkurven im Gegensatz zum Hauptlauf Mitte nächster Woche gar nicht
zurückgehen. Auch bei der Temperatur zeigt die Mehrheit der Kurven zwar eine
Delle, es geht aber bei weitem nicht so stark zurück wie beim Hauptlauf. Dies
unterstützt die Clusteranalyse, nach der der Hauptlauf einen Ausreiser nach
unten darstellt. Gegen Ende nächster Woche geht es bei allen Kurven deutlich
nach oben, wenngleich mit großer Unsicherheit, aber durchaus wieder mit
Potential für Hitzewellen. Niederschlagssignale sind an allen Tagen mehr oder
weniger vorhanden, im Norden und Süden mehr als in der Mitte. Zumindest sollte
aber der Mittelfristzeitraum nicht zu trocken ausfallen.
Die Rauchfahnen des GFS ähneln sehr stark jenen des IFS, allerdings fällt der
Hauptlauf nicht so stark nach unten aus der Reihe.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Gewitter:
Die gesamte nächste Woche ist von einer feuchten bis sehr feuchten und
mäßig-warmen bis warmen Luftmasse geprägt. In dieser kann sich unter
Tiefdruckeinfluss (nicht immer deutschlandweit) CAPE aufbauen, regional kann es
auch mal mäßige Scherung geben. Das heißt: Es besteht an allen Tagen in
verschiedenen Regionen Gewittergefahr, dabei muss immer wieder mit lokalem
Starkregen gerechnet werden, der örtlich auch mal das Unwetterkriterium
erreichen kann. Hagel und Sturmböen können dabei zumindest regional auch nicht
ausgeschlossen werden, stehen aber eindeutig nicht im Fokus.
Starkregen:
Hier und da kann es auch mal zu nicht gewittrigem Starkregen kommen, wenn sich
um den Höhentiefkern herum Schauerstraßen bilden oder sich schauerartige
Regenfälle an den Mittelgebirgen stauen. An den Alpen gibt es vor allem für die
Nacht zum Dienstag und Dienstagvormittag auch mal geringe Wahrscheinlichkeiten
des Cosmo-LEPS für mehr als 25 l/qm innert 12 Stunden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann