Thema des Tages
08-07-2025 12:50
Wetter aktuell
Heftige Regenfälle in Osteuropa
Die Wetterlage in Mitteleuropa hat sich grundlegend geändert und es
ist wechselhaft sowie vergleichsweise kühl. Über Osteuropa trifft die
kalte Luftmasse aus Nordeuropa auf eine feuchtwarme Luftmasse aus
Südeuropa. Heftige Regenfälle sind die Folge und um genau die geht es
im heutigen Thema des Tages.
Der Wetterumschwung in Deutschland ist vollzogen und nachdem es
letzte Woche um diese Zeit noch darum ging, ob in Deutschland die
40-Gradmarke geknackt wird, sind wir am heutigen Dienstag davon
meilenweit entfernt. Man fragt sich eher, ob es für 20 Grad reicht.
Verantwortlich für die wenig sommerlichen Temperaturen in
Mitteleuropa sind Tiefdruckgebiete, die sich über Ost- und
Nordosteuropa tummeln. In Verbindung mit einem Hochdruckgebiet, das
vom Atlantik bis ins europäische Nordmeer reicht, wird dabei
Meeresluft subpolaren Ursprungs herangeführt.
Insbesondere ein ausgeprägter Tiefdruckkomplex (internationaler Name:
Gabriel) über Osteuropa wird in den nächsten Tagen von Südost- bzw.
Südpolen und der westlichen Ukraine bis ins Baltikum für ordentlich
Furore sorgen. An der Ostflanke des Tiefs wird sehr warme und feuchte
Luft vom Schwarzen Meer und dem östlichen Mittelmeerraum weit nach
Norden geführt. An der Westflanke hingegen stößt Kaltluft aus
Skandinavien weit nach Süden vor.
Dort, wo diese zwei Luftmassen aufeinandertreffen, kommt es regional
zu intensiven Regenfällen, die teilweise mit kräftigen Gewittern
einhergehen. Gebietsweise fallen von Litauen über das westliche
Belarus und Ost- bzw. Südostpolen bis in die Westukraine ab dem
heutigen Dienstag bis Freitagnachmittag 80 bis 150, örtlich um 200
l/qm. Die Modelle berechnen die Niederschlagsschwerpunkte noch sehr
unterschiedlich und auch die Mengen unterscheiden sich. Am meisten
Regen hat die deutsche Modellkette (ICON) auf der Agenda, während die
Niederschlagsmengen nach den Simulationen des GFS Modells des
US-Wetterdienstes deutlich geringer ausfallen. In deren Berechnungen
sollen nur örtlich über 100 l/qm fallen.
Treffen die Prognosen mit den größeren Niederschlagsmengen zu, dann
muss mit Hochwasser, Überschwemmungen und mitunter erheblichen
Problemen in der Infrastruktur gerechnet werden. Teilweise fällt auch
ein großer Anteil des Niederschlags in wenigen Stunden, wodurch
insbesondere kleinere Bäche und Flüsse innerhalb kürzester Zeit zu
reißenden Strömen werden können.
Zum Wochenende hin verlagern sich die Regenfälle unter leichten
Abschwächungstendenzen weiter west- bzw. nordwestwärts in Richtung
Westpolen und der Ostsee.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst