DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
07-07-2025 18:30
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.07.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Wechselhaft mit teils kräftigen Schauern und Gewittern. Heute noch lokal
Unwettergefahr durch Starkregen. Zum Mittwoch von Westen allmähliche
Wetterberuhigung. Mäßig warm.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland mittig unter einem umfangreichen Langwellentrog,
der gefüllt mit höhenkalter subpolarer Luftmasse erwartungsgemäß für eine rege
Schauertätigkeit sorgt, garniert mit einigen Gewittern. Die geringfügig
labilisierte Luftmasse weist mit 20 bis 30 mm PWAT ausreichend und hochreichend
Feuchte für Starkregen auf, zumal die Verlagerung der Niederschläge sehr
überschaubar ausfällt. Im MTG Wolkentyp RGB sind zudem hochreichend und vereiste
Konvektionsbereiche auszumachen, die das vorhandene Gewitterpotenzial auch
visuell stützen. Besonders im Nordwesten, peripher der quasi-stationären
Trogachse wird teils auch back-building von Zellen angedeutet, während sonst die
Verlagerung mit 10 bis 15 kt ebenso förderlich für höhere Niederschlagsmengen
ist. Entsprechend wird heute wiederholt mit markanten Starkregen- oder
Gewitterwarnungen gewarnt, lokal wurde und wird auch sicherlich die Ausgabe
einer Unwetterwarnung vor Mengen um 30 l/qm in kurzer Zeit notwendig sein. Die
jüngsten ID2-EPS und RUC Ensembledaten heben einen Streifen vom Norden über die
Mitte bis ins Saarland hervor, wo dieses Unwetterpotenzial wenigstens lokal
vorhanden ist. Die Gewittertätigkeit klingt zum Abend allmählich ab und
beschränkt sich tendenziell eher auf den Osten, während sonst von Nordwesten
eine stabilisierende bzw. trockenere Luftmasse einsickert.
Die abendlichen Werte liegen von West nach Ost zwischen 13 Grad im Umfeld der
Eifel und 22 Grad entlang der Oder.
Der Westwind weht mäßig bis frisch, nahe der Konvektion frischt er teils böig
auf (Bft 7) und allgemein treten im Südwesten dank eines etwas kräftigeren
Druckgradienten mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten Bft 7 Böen auf, die zum Abend
allmählich abklingen.
In der Nacht zum Dienstag greift der Höhentrog auf Norditalien über und
induziert dort eine Leezyklogenese, die vom Alpenrand ausgehend bis nach
Niederbayern länger anhaltende Niederschläge hervorruft mit 12std. Mengen von 15
bis 30 l/qm, punktuell auch bis 40 l/qm. Die entsprechende Dauerregenwarnung
wurde bereits ausgegeben.
Ansonsten treten bis weit in die Nacht besonders im Süden und Osten weitere,
teils kräftige und anfangs auch gewittrige Niederschläge auf, die sich nur
zögernd abschwächen und ausgangs der Nacht in etwa die Bereiche südlich der
Donau bis zur Oder beeinflussen.
Postfrontal klingt im gesamten Westen die Schauertätigkeit rasch ab, bevor
ausgangs der Nacht in Richtung Niederrhein/Eifel neue, teils kräftige Schauer
von Westen aufkommen, vielleicht lokal garniert mit einem kurzen Gewitter. Diese
sind an einen kurzwelligen Troganteil gekoppelt, der von Benelux südostwärts auf
Deutschland übergreift.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 14 und 7 Grad. Der Wind kommt mäßig bis frisch
aus West bis Nordwest. Über der Deutschen Bucht treten einige Böen Bft 7 aus
Nordwest auf und eingangs der Nacht sind im süddeutschen Bergland exponiert
einzelne markante Böen (Bft 8) nicht ausgeschlossen.
Dienstag ... wird der Langwellentrog durch den bereits angesprochenen
kurzwelligen Anteil von Nordwest erneuert, der eingangs des Tages über Benelux
zügig nach Süddeutschland, die Alpen weiter in Richtung Norditalien zieht. Somit
dauert das wechselhafte und schaueranfällige Wetter weiter an. Allerdings gehen
die PWAT Werte im Vergleich zu heute deutlich auf 15 bis 20 mm zurück, sodass
Starkregen nur noch lokal und bevorzugt im Südwesten und äußersten Norden
auftritt (wo auch das eine oder andere Gewitter nicht ausgeschlossen ist).
Besonders im Nordosten überwiegen größere Wolkenlücken bei einer nur geringen
Schauertätigkeit. Meist bleibt es dort auch trocken.
Am Alpenrand klingen die Niederschläge im Verlauf des Vormittags ab und gehen in
einige Schauer über, zwischen denen es aber auch längere Zeit trocken bleibt.
Dabei wird nochmal 10 bis 15 l/qm, lokal um 25 l/qm Nass erwartet.
Die Höchstwerte liegen je nach Niederschlag und Wolkenverteilung zwischen 16 und
22 Grad. Am Alpenrand dürften die Maxima hingegen kaum über 15 Grad
hinauskommen. Die Schneefallgrenze pendelt am Vormittag vorübergehend um 2000 m,
bevor sie in der Folge auch dank nachlassender Niederschläge wieder etwas
ansteigt.
In der Nacht zum Mittwoch zieht der Trog allmählich nach Osten weiter.
Deutschland verbleibt jedoch weiterhin in einer leicht labilen Schichtung.
Wiederholt treten Schauer auf, die sich am Alpenrand auch zeitweise stauen und
dort für längere Zeit Niederschlag bringen. In Schauerstraßen fallen wenige
Liter Nass auf den Quadratmeter (1 bis 5 l/qm), dazwischen bleibt es aber auch
gänzlich trocken. Nur am Alpenrand fällt flächig 5 bis 10 l/qm Nass, im Stau
lokal auch etwas mehr.
Die Tiefstwerte liegen von Nord nach Süd zwischen 15 und 7 Grad, am direkten
Alpenrand teils auch etwas darunter.
Mäßiger bis frischer Wind aus West, im Norden aus Nordwest.
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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch ... keine Änderung zur Frühübersicht.
Mit steigendem Luftdruck von Westen beruhigt sich das Wetter besonders im Westen
etwas. Allerdings streut die Numerik noch erheblich bezüglich des
wetterberuhigenden Einflusses. ICON belässt den Tag im Westen trocken, während
IFS noch deutschlandweit Schauer auf dem Programm hat. Grundsätzlich sollten
Schauer von West nach Ost an Intensität zulegen und für wenige Liter Nass auf
den Quadratmeter gut sein. In Staulagen sind auch nochmal lokal 5 bis 10 l/qm
nicht ausgeschlossen.
Die Höchstwerte liegen zwischen 18 und 23 Grad und das bei einem mäßigen bis
frischen, im Osten teils auch starken Wind aus West bis Nordwest. Zwischen Oder
und Erzgebirge sind auch wiederholt Bft 7 Böen nicht ausgeschlossen, was aber
noch an der endgültigen Lage eines Bodentiefs über Polen hängt.
In der Nacht zum Sonntag ziehen sich die Schauer nach Sachsen und in das
Alpenvorland zurück, wo 1 bis 5 l/qm, lokal um 8 l/qm Nass fallen kann.
Ansonsten bleibt es trocken und häufig klar. Ausgangs der Nacht verdichtet sich
die Bewölkung im Umfeld der Nordsee peripher einer frontolytisch aufgestellten
Warmfront erneut, ohne dass es aktuell gröbere Niederschlagssignale gibt.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Numerik erfasst die Kurzfrist mit der Passage des Langwellentroges trotz
dessen komplexen Zusammensetzung aus mehreren kurzwelligen Anteilen sehr gut,
sodass es zu keinen nennenswerten Diskrepanzen kommt. Dies ändert aber nichts
daran, dass heute lokale Niederschlagsschwerpunkte teils bis in den
Unwetterbereich noch sehr variabel hervorgehoben werden, was an der
unterschiedlichen Handhabe der Konvektion gekoppelt ist. Wie rasch der
Hochdruckeinfluss am Mittwoch die Schauertätigkeit von West nach Ost unterdrückt
ist noch größeren Unsicherheiten unterworfen. Das liegt auch noch an der Frage,
wie rasch sich die mittlere Troposphäre von Westen erwärmen kann.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy