DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-07-2025 17:01
SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.07.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Abklingende Gewittertätigkeit im Südosten, ansonsten wohl temperiertes
Sommerwetter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am warmen Rand einer leicht mäandrierenden, aber
relativ zonal ausgerichteten Frontalzone. Ein darin eingelagerter Trog hat
bereits Mitteleuropa überquert, dessen vorgelagerte Kaltfront den äußersten
Süden und Südosten Deutschlands erreicht. Ein weiterer Trog greift auf die
Britischen Inseln über. Dieser lässt die Strömung auf Südwest rückdrehen,
wodurch sich das weitere Vordringen der Kaltfront nach Südosten verzögert.
Während sich im weitaus größten Teil Deutschlands bereits erwärmte Atlantikluft
durchgesetzt hat, hält sich präfrontal noch die Luftmasse vom Vortag. Diese
weist (laut Radiosondenaufstiegen) noch einen Gehalt an niederschlagbarem Wasser
um 35 mm auf und ist mit einem MU-CAPE von teils über 1000 J/kg labil
geschichtet, so dass ein nach Nordosten ablaufender schwacher Kurzwellentrog als
Antrieb für die Auslösung hoch reichender Konvektion in Frage kam. Aufgrund des
hohen Flüssigwassergehalts lag der Schwerpunkt auf heftigem Starkregen
(beobachtet bis 40 mm in 40 min), mangels Scherung kamen organisiertere
Strukturen hoch reichender Konvektion nicht zustande. Da bodennah der Wind
bereits auf Nordwest gedreht hatte, erfolgte durch Entrainmentprozesse bereits
eine Entschärfung der Luftmasse.

In der Nacht zum Freitag greift der von den Britischen Inseln kommende Trog
unter leichter Verschärfung auf Deutschland über. Kaltluftadvektion, die bis auf
die Trogvorderseite übergreift, sorgt für Absinken, wodurch sich der Keil eines
Azorenhochs bis nach Deutschland ausweitet. In dessen Bereich erfolgt im weitaus
größten Teil Deutschlands Wetterberuhigung. Tiefsttemperaturen, die bei klarem
Himmel im Norden und in Teilen der Mitte Deutschlands bis in den einstelligen
Bereich absinken, bieten eine willkommene Chance auf Abkühlung.
Da aber der Trog in seinem Südteil etwas zurückhängt, dürfte die feuchtlabile
Luft dort nur zögernd ausgeräumt werden und somit die Niederschlagstätigkeit
ganz im Süden vor allem in Richtung Alpen in der zweiten Nachthälfte aufleben;
wahrscheinlich mit mehrstündigem Starkregen; Unwetter durch mehrstündige heftige
Regengüsse sind nicht auszuschließen.

Freitag ... überquert der o.g. Trog rasch das Vorhersagegebiet und liegt zur
tagesgangsbedingt interessantesten Zeit bereits über Polen. Aufgrund noch
andauernder Kaltluftadvektion beschränkt sich die Wetterwirksamkeit dieses
Troges auf schwache Schauer und Böen Bft 7 im Küstenbereich. Ansonsten dominiert
antizyklonaler Einfluss, der aus dem bis nach Mitteleuropa reichenden Keil des
Azorenhochs resultiert. Nur an den Alpen halten sich noch Reste feuchtlabiler
Luft, wodurch dort zumindest in der ersten Tageshälfte noch weitere, anfangs
vielleicht noch gewittrige Niederschläge vorstellbar sind. Die Gefahr von
Starkregen wird zusehends geringer, ab Mittag dürfte dann auch der Tagesgang die
Konvektion nicht mehr anfachen.
Im weitaus größten Teil Deutschlands sind längere sonnige Abschnitte zu
erwarten. Hierdurch erfolgt ein Temperaturanstieg auf 25 bis 30 Grad, wogegen im
Norden 20 bis 25 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Samstag wird mit Annäherung eines weiteren und relativ breiten
Troges die Strömung wieder etwas zyklonaler. Warmluftadvektion lässt im
Nordwesten und Norden mehrschichtige Bewölkung aufziehen; geringe Niederschläge
sind auf Nordfriesland beschränkt. Zudem frischt an der Nordfriesischen Küste
der Wind mit Böen Bft 7 auf.
In der Mitte und im Süden hält sich der Einfluss des bis nach Mitteleuropa
reichenden Bodenhochkeils. Absinken lässt südlich der Mittelgebirgsschwelle den
Himmel aufklaren. Weit abseits der Ballungsgebiete sind noch einmal einstellige
Temperaturminima vorstellbar.

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Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag ... nähert sich ein weiterer Trog den Britischen Inseln. Dieser lässt
die Strömung über Mitteleuropa auf West-Südwest drehen. Dabei flattert die
Strömung leicht, so dass einzelne schwache Schauer mit Windböen Bft 7 vom
Küstenbereich auf das nördliche Binnenland übergreifen können. An der
Nordfriesischen Küste sind stürmischen Böen möglich.
Über der Mitte und im Süden Deutschlands hält sich schwacher antizyklonaler
Einfluss, wobei der bis zur Ukraine reichende Bodenhochkeil gerade über
Mitteleuropa schwächer wird. Schwache Hebung lässt auch auf die nördliche Mitte
Wolkenfelder übergreifen, ohne dass dort Niederschlag fällt.
Über dem Mittelgebirgsraum und dem Süden lässt Absinken keine nennenswerte
Wolkenbildung zu, allenfalls unmittelbar an und in den Alpen können sich,
getriggert durch den Tagesgang, einzelne Gewitter entwickeln.
In der Mitte und im Süden steigt die Temperatur auf 27 bis 32 Grad, wogegen im
Nordwesten und im Norden in Abhängigkeit von der Entfernung zur Nordseeküste 20
bis 26 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Sonntag greift der nächste Trog auf die Britischen Inseln über.
Hierdurch dreht über Mitteleuropa die Strömung zusehends auf Südwest zurück.
Stromaufwärts beginnt die Strömung wieder stärker zu mäandrieren, wobei sich vom
mittleren Nordatlantik ausgehend bis nach Südgrönland ein breiter Rücken
aufwölbt.
Schwache Hebungsprozesse, die durch die leicht mäandrierende südwestliche
Strömung bedingt sind, lassen neben dem Nordwesten auch auf den gesamten Westen
mehrschichtige Bewölkung mit einzelnen Schauern vordringen. Im Osten und
Südosten Deutschlands ist es dagegen noch teils klar. Mit 17 bis 11 Grad kühlt
es sich nicht mehr so weit ab wie in den Nächten zuvor.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann