DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
15-06-2025 17:30
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.06.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Im Osten und Süden weitere, teils kräftige Schauer und Gewitter. Teils in
mehrstündigen Starkregen übergehend. Dabei weiterhin lokal Unwettergefahr. In
der Nacht im Osten und in BaWü allmähliche Wetterberuhigung, in Bayern erst
Montagfrüh.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... greift ein markanter Trog von Westen auf Deutschland über. Er
schwenkt in der Nacht weiter ostwärts und hat bis Montagfrüh weite Teile des
Landes überquert. Dem Trog vorgelagert ist die leicht wellende Kaltfront des
Tiefs XHEVAT, das mit seinem Kern aktuell bei den Shetlands liegt. Die Kaltfront
hat bereits am Vormittag von Nordwesten auf uns übergegriffen und verläuft
aktuell etwa auf einer Linie Wismar-Eisenach-Nordschwarzwald. Präfrontal
befindet sich eine sehr warme bis heiße und sehr feuchte Luftmasse, die in den
letzten Tagen aus dem westlichen Mittelmeerraum herangeführt wurde. Diese
Luftmasse ist vor allem nach Osten und Südosten hin extrem labil. CAPE erreichte
dort heute Nachmittag teilweise Werte zwischen 1000 und 2500 J/kg, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser liegt verbreitet bei 30 bis 45 mm. Mit Annäherung des
Troges und vermehrt aufkommender dynamischer Hebung, entwickelten sich im Osten
und Süden vermehrt Schauer und Gewitter. Bei relativ geringer Scherung
entwickelten sich vor allem Einzel- und Multizellen, die dann oft zu größeren
Gewitterclustern zusammenwuchsen.
In die südwestliche Höhenströmung eingelagert ist ein Kurzwellentrog, der
aktuell für einen Gewitterschwerpunkt von Ostthüringen bis nach Sachsen sorgt.
Dieser weiter zusammenwachsende Cluster soll in den kommenden Stunden über
Sachsen weiter hinweg ost-/nordostwärts bis nach Südbrandenburg ziehen und sich
dann schließlich eingangs der zweiten Nachthälfte Richtung Polen verabschieden.
Der Höhepunkt der Entwicklung auch hinsichtlich der Begleiterscheinungen scheint
dort überschritten zu sein. Dennoch liegt der Fokus weiterhin vor allem auf dem
Starkregen, auch mehrstündig, der regional nochmal 20 bis 30 mm meist innerhalb
von 1 bis 3 Stunden bringen kann. Lokal sind auch Mengen bis in den
Unwetterbereich hinein von 30 bis 40 mm noch möglich. Die Wahrscheinlichkeit
nimmt aber im Vergleich zu den letzten Stunden dort deutlich ab.
Auch im Süden Deutschlands hält die Schauer- und Gewittertätigkeit noch an. Mit
Übergreifen der Trogspitze sind von Frankreich schauerartig verstärkte, aber
meist ungewittrige Niederschläge aufgekommen, die nun über den Norden und die
Mitte BawÜs ostwärts ziehen. Dabei ist gebietsweise Starkregen mit Mengen
zwischen 20 und 30 mm in 3 bis 6 Stunden wahrscheinlich. Ein weiterer
Schwerpunkt verläuft aktuell zwischen Bodenseeraum und der Alb und soll sich in
den kommenden Stunden ostwärts über den Süden Bayerns hinweg verlagern. Die
hochauflösenden Modelle deuten dabei regional auf unwetterartige
Niederschlagsmengen zwischen 35 und 50, lokal auch bis 70 mm innerhalb von 6
Stunden hin. Gestützt wird dies durch das I-D2 EPS, das heute Abend und eingangs
der Nacht erhöhte Wahrscheinlichkeiten (zwischen 70 und 90 %) für Mengen über 35
mm/6h aufweist und bis 45 % Wahrscheinlichkeit für Mengen über 60 mm/6h.
Aufgrund der hohen CAPE-Werte ist anfangs im Osten und Süden lokal auch noch
größerer Hagel bis etwa 3 cm nicht ausgeschlossen. Weiterhin besteht auch
aufgrund von Inverted-V Strukturen in den Aufstiegen noch die Gefahr von
Sturmböen Bft 8 bis 9, vereinzelt sind auch schwere Sturmböen Bft 10 nicht
ausgeschlossen.
Während die Kaltfront den Osten eingangs der zweiten Nachthälfte weitgehend
überquert hat, hängt sie über dem Süden etwas zurück. Somit regnet und gewittert
es dort auch in der zweiten Nachthälfte weiter, wobei sich die Niederschläge
allmählich Richtung Südostbayern zurückziehen. Dabei bleiben die Hinweise für
lokal unwetterartige Regenmengen erhöht. Erst in den Frühstunden nimmt die
Unwettergefahr ab. Markanter Starkregen ist aber weiterhin möglich.
Postfrontal sickert trockenere und weitgehend stabil geschichtete Luft ein, die
bereits aktuell im Westen und Nordwesten für eine Wetterberuhigung gesorgt hat
und sich dann allmählich weiter Richtung Süden und Osten fortsetzt. Zudem
schiebt sich von Westen der Keil des Hochs YVONNE mit Schwerpunkt westlich der
Biskaya zu uns herein. Unter Absinken lockert die Bewölkung dann deutlich auf,
teils ist es auch klar.
Montag ... schwenkt der Richtung Oberitalien abtropfende Trog auch über den
Osten und Südosten des Landes hinweg. Die Kaltfront hängt noch über dem
äußersten Südosten Bayerns fest. Bis zum Mittag sind aber auch dort die letzten
Reste der Subtropikluft ausgeräumt. So fällt dort am Vormittag gebietsweise noch
Regen, warnwürdige Mengen werden aber nicht mehr erwartet.
Dem Trog nachfolgend wölbt sich ein Rücken Richtung Britische Inseln und Nordsee
auf. Durch diesen Rücken gestützt weitet sich das Hoch YVONNE mit einem Keil
weiter über Deutschland ostwärts aus. Mit einer nordwestlichen Strömung gelangt
dann mäßig warme Meeresluft zu uns, in der zunächst meist wechselnde Bewölkung
dominiert. Mit Abzug des Troges nehmen die Sonnenanteile aber von Westen und
Südwesten zu. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 19 und 24 Grad, in
Rheinnähe bei Werten um 25 Grad.
In der Nacht zum Dienstag kräftigt sich der antizyklonale Einfluss und es bleibt
trocken, oft auch klar. Aufgrund geringer Luftdruckgegensätze können sich dort,
wo es am Vortag viel geregnet hat, flache Nebelfelder bilden. Mit Tiefstwerten
zwischen 14 und 8 Grad wird es merklich kühler als in den Nächten zuvor.
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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag ... ergeben sich zur Frühübersicht keine signifikanten Unterschiede.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die betrachteten Modelle zeigen keine signifikanten Unterschiede. Auch bezüglich
der Gewitter/des Starkregens heute Abend und in der kommenden Nacht werden die
Schwerpunkte von den hochauflösenden Modellen weitgehend übereinstimmend
gezeigt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger