DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
15-06-2025 07:01
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.06.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, rascher Übergang zu NW a
Heute zunächst im Westen Gewitter mit Starkregen um 20 mm, Unwettergefahr
vorerst gering. Ab dem Nachmittag und bis weit in die erste Nachthälfte hinein
im Südosten und im Osten sowie anfangs in Teilen der Mitte Gewitter; Unwetter
durch (extrem) heftigen Starkregen bis über 40 mm in kurzer Zeit, ab dem Abend
vermehrt auch bis um 60 mm innerhalb weniger Stunden wahrscheinlich. Darüber
hinaus Gefahr schwerer Sturmböen bis 100 km/h und Hagel. Gewitter bis Montagfrüh
nach Osten abziehend, bis dahin aber noch weiterhin Starkregen um 30 mm
innerhalb weniger Stunden möglich.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines markanten Troges, der von
den Britischen Inseln kommend auf die Benelux-Staaten übergreift. Vorderseitig
einsetzende Kaltluftadvektion sorgt von Nordwesten und Westen her für eine
Stabilisierung und somit Wetterberuhigung, die bis zum Abend auch Teile der
Mitte erfasst. In diesen Gebieten bleibt es nachfolgend weitgehend
niederschlagsfrei und es stellen sich größere Auflockerungen ein.
Ansonsten lebt die hochreichende Konvektion noch einmal so richtig auf. Der Trog
hatte zuvor Subtropiklluft aus dem westlichen Mittelmeerraum angesaugt. Die
Luftmasse ist vor allem nach Osten und Südosten hin extrem labil; CAPE (MU, KK)
1500 bis etwa 3000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 30 bis 45 mm,
was den Werten vom Vortag im Westen Deutschlands entspricht. Entrainmentprozesse
konnten noch nicht viel ausrichten. Im Gegensatz zum Vortag ist die Labilität
kaum noch gedeckelt und es kommt mehr Dynamik ins Spiel, sowohl von der Höhe in
Form nord-nordostwärts ablaufender Kurzwellentröge als auch in Bodennähe als
flache Tiefdruckrinne, die im Tagesverlauf den Osten Deutschlands überquert.
Etwas mehr Scherung als am Vortag ist vorhanden, aber für Superzellen mit
größerem Hagel ist die Wahrscheinlichkeit gering. Daher sollte der Fokus vor
allem auf heftigen Starkregen, auch mehrstündig, bis in den extremen
Unwetterbereich hinein liegen. Dabei können Niederschlagssummen bis über 60 mm
innerhalb weniger Stunden zusammenkommen. Sollten sich dennoch Superzellen
entwickeln, muss auch mit Hagel und schweren Sturmböen gerechnet werden. Dabei
ist die Intensität der Entwicklungen durchaus von der vorherigen Einstrahlung
abhängig - damit sich das prognostizierte CAPE zwischen 2000 und 3000 J/kg
aufbauen kann. Für die Gebiete, in denen die heftigsten Entwicklungen am
wahrscheinlichsten sind, wird eine Unwetter-Vorabinformation ausgegeben.
Im Osten und Südosten werden in schwülheißer Luft noch einmal 28 bis 33 Grad
erreicht, während sonst 22 bis 27 und in Nordseenähe sowie im westlichen
Bergland kaum 20 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Montag greift der Trog auf Deutschland über. Mit diesem setzt
sich trockenere und weitgehend stabil geschichtete Luft bis in die östlichen
Landesteile durch. Zuvor holt trogvorderseitige Hebung das Letzte aus der
feuchtwarmen und wasserreichen Luftmasse heraus - in Form von heftigem
Starkregen bis weit in den Unwetterbereich hinein, mit teils extremen
Niederschlagssummen vor allem an den Alpen. Danach sollte auch in diesen
Gebieten wie bereits im Norden und Westen sowie bis in die Mitte hinein zuvor
allmählich Entspannung einsetzen; Starkregen um 30 mm innerhalb weniger Stunden
ist aber noch möglich.
Während im Osten und Süden Deutschlands Temperaturminima zwischen 19 und 15 Grad
zu erwarten sind, wird es nach Norden und Westen hin mit 14 bis 9 Grad merklich
frischer.
Montag... stellt sich nach Passage des zu den Ostalpen austropfenden Troges eine
antizyklonale westliche Strömung ein. Mit dieser wird ein Rücken über die
Britischen Inseln hinweg in die Nordsee gesteuert. Durch diesen Rücken gestützt
weitet sich das Azorenhoch mit einem Keil über Frankreich hinweg bis nach
Deutschland aus. Letzte Niederschläge, die dann fernab von jeglicher
Warnrelevanz sind, kommen noch im östlichen Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen
zustande, bevor sich auch dort, wie bereits in den anderen Gebieten zuvor,
trockenere Luft durchsetzt. Während meist wechselnde Bewölkung dominiert,
stellen sich von Westen und Südwesten her bereits wieder sonnige Abschnitte ein.
In der einfließenden gemäßigten Luftmasse erreichen die Tageshöchsttemperaturen
19 bis 24, in Rheinnähe Werte um 25 Grad.
In der Nacht zum Dienstag kräftigt sich der antizyklonale Einfluss in Form des
sich dann bis in den Ostalpenraum ausweitenden Bodenhochkeils. Dabei wirkt der
dann auf die Nordsee und Südskandinavien übergreifende flache Rücken stützend.
Aufgrund geringer Luftdruckgegensätze können sich dort, wo es zuvor viel
geregnet hatte, flache Nebelfelder bilden. Mit Tiefstwerten zwischen 14 und 8
Grad wird es merklich kühler als in den Nächten zuvor.
Dienstag... greift der Rücken unter Abflachung auf Mitteleuropa über. Die
relativ zonal ausgerichtete, leicht antizyklonale Frontalzone setzt sich über
den Ostseeraum hinweg in Richtung Ukraine durch. Ein darin eingelagerter
schwacher und relativ breiter Trog erreicht Schottland. Stromaufwärts erfolgt,
gestützt durch einen Warmluftvorstoß über dem mittleren Nordatlantik, erneut
Geopotentialgewinn. Frontale Prozesse können nicht auf Deutschland übergreifen,
allerdings wird der Norden von teils dichteren Wolkenfeldern gestreift. Dabei
bleibt es niederschlagsfrei. In der Mitte und im Süden erfolgt im Bereich des
sich leicht abschwächenden breiten Hochkeils nahezu ungehinderte Einstrahlung.
Dies lässt die Temperatur erneut auf sommerliche 24 bis 29 Grad ansteigen,
wogegen es ganz im Norden und auch in Richtung Alpen mit 19 bis 23 Grad nicht
ganz so warm wird.
In der Nacht zum Mittwoch wölbt sich der über dem nahen Ostatlantik liegende
Teil des Rückens etwas stärker auf, was die Strömung auf West-Nordwest drehen
lässt. Auf den küstennahen Bereich kann dann schleifend die Kaltfront eines nach
Südfinnland ziehenden schwachen Randtiefs übergreifen, ohne dass nennenswerte
Niederschläge fallen. Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone dominiert im Norden
und Nordosten Deutschlands stärkere Bewölkung, wogegen in der Mitte und im Süden
der Himmel verbreitet aufklart. Dabei sind in den südlichen Landesteilen noch
einmal einstellige Temperaturminima möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann