DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
14-05-2025 16:01
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.05.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Meist antizyklonal Nord mit zyklonalen "Einschlägen" vor allem nach Osten zu,
aber ohne markante Wetterereignisse.
Insgesamt - trotz vereinzelter Niederschläge in "homöopathischer" Dosis in der
Osthälfte - Andauer der Trockenheit.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
----------------------------------------------------------------
Aktuell ... erstreckt sich ein breiter Rücken über Westeuropa nordwärts bis ins
Nordmeer bzw. nach Südostgrönland. Darin eingebettet, befindet sich eine
abgeschlossene Höhenantizyklone (über 576 gpdm aktuell knapp nordwestlich der
Färöer-Inseln), die ihren Schwerpunkt in den kommenden 36 bis 48 Stunden nur
langsam Richtung Schottland verlagert und sich dabei sogar noch etwas verstärkt.
Flankiert wird der Rücken von Höhentrögen über dem mittleren Nordatlantik und
über Nordost- bzw. Osteuropa. Diese klassische Omega-Konstellation erweist sich
in der Regel als sehr robust, und somit ist hierzulande - am östlichen Rand des
Blockings gelegen - zumindest mittelfristig weiterhin kein Ende der Trockenheit
in Sicht.
Dennoch bekommt die Gesamtkonstellation über Mitteleuropa zumindest mal einen
leichten "zyklonalen Einschlag", vor allem nach Osten zu. Ursächlich dafür
verantwortlich ist ein markanter Rand- bzw. Teiltrog, der von der Barentssee her
inzwischen quasi in den osteuropäischen Potenzialtrog abgetropft ist und
letzteren regeneriert hat. Das Cut-Off-Tief hat in 500 hPa inzwischen die
mittlere Ostsee erreicht und zieht bis Donnerstagfrüh weiter Richtung Baltikum.
Somit wurde der vom Nordmeerhoch über die Nordsee bis nach Benelux bzw.
Westdeutschland reichende Höhenkeil inzwischen abgebaut und weicht einer recht
kräftigen, vorübergehend zyklonal konturierten nördlichen Höhenströmung an der
Westflanke des Cut-Off- bzw. zunehmend zentralsteuernden Höhentiefs. Insgesamt
dominiert über dem Vorhersagegebiet relativ hochreichend Kaltluftadvektion, so
dass die durch ein recht markantes PVA-Maximum generierte dynamische Hebung
zumindest teilkompensiert wird.
Im Bodenfeld interagiert das Höhentief zunehmend mit der Kaltfront von Tief
"LORENZ" über dem Westen Russlands, die inzwischen den äußersten Norden bzw.
Nordosten Deutschlands erfasst hat. Allzu viel Wetterwirksamkeit weist sie aus
einerseits den oben genannten Gründen (dyn. Hebung wird durch KLA kompensiert),
andererseits aber auch aufgrund des geringen Wasserdampfgehaltes der beteiligten
Luftmasse aus dem skandinavischen Raum nicht auf. Somit macht sie sich
hauptsächlich in Form zunächst hoher Wolkenfelder (WLA weit präfrontal),
unmittelbar präfrontal bzw. mit Passage dann auch mit mittelhohen und vor allem
nach Osten zu auch mit tiefen Wolkenfeldern bemerkbar. Im Laufe der Nacht kommt
sie relativ rasch nach Süden voran und erreicht in den Frühstunden in etwa
Nordbaden bzw. Mittelfranken und die Oberpfalz. Somit werden die Wolken - mal
abgesehen von der Westhälfte - von Nord nach Süd zwar dichter, für ein paar
Regentropfen reicht es aber höchstens nahe der polnischen Grenze. Rückseitig
lockern die Wolken dann von Norden her wieder auf.
Ganz "lautlos" geht die Frontpassage jedoch nicht vonstatten, denn postfrontal
steigt der Druck kräftig an und das mit dem Rücken korrespondierende Bodenhoch
"TABEA" (über 1030 hPa) mit Scherpunkt über dem Seegebiet zwischen Island und
Schottland streckt seine Fühler erneut Richtung Nordsee und Nordwestdeutschland
aus. Diese Gemengelage führt vor allem über der Osthälfte zu einer gewissen
Gradientverschärfung und entsprechend frischt der Wind dort aus nördlichen
Richtungen auf. Entlang der vorpommerschen Ostseeküste reicht das für steife
Böen (Bft 7), ebenso in den Höhenlagen des Harzes und des Erzgebirges. Dort kann
es auf exponierten Gipfeln eventuell auch stürmische Böen geben.
Der Front folgt ein Schub recht trockener Kaltluft aus dem skyndinavischen Raum
(xP), in der gesamten Nordosthälfte sinkt die 850 hPa-Temperatur Donnerstagfrüh
vorübergehend auf 0 bis -3 Grad. Lediglich der längere Zeit bewölkte Himmel und
der lebhafte Wind verhindern dort Frost. Somit verläuft die Nacht nahezu überall
(mal abgesehen von einigen klassischen Kältelöchern in den süddeutschen
Mittelgebirgen bzw. Alpen) frostfrei mit Minima zwischen 9 und 3 Grad, im
Nordseeumfeld bleibt es etwas milder.
Donnerstag ... kommt das Höhentief über Litauen kaum mehr nach Osten voran,
sondern zieht dort auch in der Nacht zum Freitag seine (zyklonalen) Kreise,
ähnlich auch das Bodentief, dessen Drehzentrum sich mit knapp über 1000 hPa über
dem Westen Litauens befindet. Über dem Vorhersagegebiet stellt sich somit eine
zunehmend glatte nordnordöstliche Höhenströmung ein, dynamische Hebungsantriebe
sind kaum auszumachen, am ehesten noch durch etwas PVA im Süden - bei
gleichzeitiger KLA - und durch WLA (um das Tief herumgeholte Warmluft) im
Nordosten.
Die Kaltfront erreicht die Alpen, gerät aber mehr und mehr unter Druckanstieg -
der von der Nordsee ins Vorhersagegebiet reichende Hochkeil des Hochs "TABEA"
verstärkt sich und weitet sich Richtung Balkan aus - und löst sich allmählich
auf. Allerdings stellt sich an den Alpen dadurch vorübergehend eine
Stausituation ein, so dass dort bis zum Abend für einige l/qm Regen reichen
könnte.
Kräftige postfrontale Subsidenz drückt die Absinkinversion in der Westhälfte, im
Nordwesten und auch in der Mitte auf etwa 700 bis 700 hPa, darunter ist die
Luftmasse labil geschichtet. Angesichts des geringen Wasserdampfgehaltes (PPWs
oft nur einstellig) reicht es dort lediglich für flache Quellbewölkung, vielfach
scheint mal wieder die Sonne.
In der Osthälfte reicht die Labilitätsfläche aufgrund der Nähe zum Trog und der
Höhenkaltluft (-26 Grad in 500 hPa, um 0 Grad in 850 hPa) zwar um einiges höher,
mit der Labilität hält es sich aber insgesamt in Grenzen und es kann auch kaum
Cape generiert werden. Der etwas höhere Wassergehalt der Luftmasse (knapp über
10 mm) lässt von Ostvorpommern bis nach Ostsachsen einzelne unergiebige Schauer
erwarten. Teilweise ist das Ganze aber auch durch recht dichte Bewölkung (die
oben erwähnte herumgeholte Warmluft) gedeckelt, so dass es nur für einige
Tropfen reicht. I-D2 simuliert vor allem über dem nahen Oberschlesien bzw.
inneralpin auch einzelne Gewitter, dafür reicht es aber nach aktuellem Stand der
Dinge im Vorhersagebiet - sowohl in der Lausitz als auch am bayerischen
Alpenrand - nicht.
Mit dem beständigen Druckanstieg bleibt in der Osthälfte ein recht veritabler
Gradient aufrecht, der nur langsam auffächert. Dazu gesellt sich die mit dem
Tagesgang zunehmende "Sonnenböigkeit" (wo sich "Lorenz" denn auch mal blicken
lässt). Somit frischt der nördliche Wind auch im Binnenland etwas auf. In freien
Lagen reicht es vor allen in Ostvorpommern sowie in Odernähe für einzelne Böen
Bft 7, ebenso weiterhin an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind, vorübergehend
auch im Bereich der Weser- und Elbemündung. In den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge kann es eventuell auch einzelne stürmische Böen geben.
Die Luftmasse erwärmt sich niedertroposphärisch zwar vor allem im Westen und
Südwesten wieder etwas (T850 hPa zwischen 0 Grad an der Oder und 6 Grad am
Oberrhein), dennoch werden an den Küsten sowie unter den oft dichten Wolken
Richtung Oder und Neiße die 15 Grad kaum erreicht. Sonst liegen die Höchstwerte
zwischen 15 und 20 Grad, an Rhein, Neckar und Mosel werden bis zu 22 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Freitag macht sich unser Höhentief ganz langsam auf den Weg
Richtung Nordostpolen An dessen Westflanke erreicht ein flacher Randtrog morgens
die südliche Ostsee.
Das Bodentief kommt auch etwas nach Süden voran, an der Druckverteilung über dem
Vorheersagegebiet ändert sich aber kaum etwas. Der Gradient fächert allerdings
vorübergehend ein wenig auf, so dass der Wind nicht nur (tagesgangbedingt) im
Binnenland, sondern auch an den Küsten abflaut und später zumindest
vorübergehend nicht mehr warnrelevant sein sollte.
Über der Osthälfte und im Südosten verläuft die Nacht überwiegend wolkig bis
stark bewölkt, für etwas Regen reicht es aber maximal in der Lausitz bzw. im
Alpenstau. Auch ins Nordseeumfeld wird von Nordwesten her später hochnebelartige
Bewölkung gesteuert.
Im Rest des Landes bleibt es locker bis gering bewölkt, teilweise auch klar. Bei
nur noch wenig Wind kühlt es dann oft auf unter 5 Grad ab, in einigen
Mittelgebirgstälern bzw. in den typischen Kältelöchern auf nahe 0 Grad,
Bodenfrost tritt häufiger auf.
Bei dichterer Bewölkung bleibt es an den Küsten sowie in der Osthälfte etwas
milder.
----------------------------------------------------------------
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag ... ist den Ausführungen in der Frühübersicht nichts Substanzielles
hinzuzufügen.
Die aktuellen Läufe bringen keine neuen Erkenntnisse. Nach wie vor kann es im
Osten und Südosten einzelne unergiebige Schauer geben, die große Nummer ist es
aber nicht, die Trockenheit können diese kaum lindern. Ansonsten bleibt es bei
einem trockenen Sonne-Wolken-Mix und wenig geänderten Temperaturen.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und
prognoserelevanten Unterschiede zwischen den vorliegenden Modellen ausmachen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff