DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
04-05-2025 18:01
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.05.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunehmender Hochdruckeinfluss, recht kühl. An den Alpen anhaltender Regen, in
Hochlagen Schneefall.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... liegen wir im Bereich eines Langwellentroges, dessen Hauptachse sich
vom Bottnischen Meerbusen bis nach Polen erstreckt. Von dort aus erstreckt sich
eine weitere Achse nach Westen in Richtung Ärmelkanal. Ein Höhenhoch findet sich
dagegen westlich der Britischen Inseln. Dieses stützt ein kräftiges und
umfangreiches Hoch (Riccarda) mit Schwerpunkt nördlich der Britischen Inseln,
von dem aus sich ein Keil in Richtung Mittelskandinavien ostwärts erstreckt.
Südlich dieses Keils erstreckt sich eine flache Rinne im Nordosten Deutschlands,
in die die Kaltfront des Tiefs Immo eingelagert ist. Rückseitig dieser Kaltfront
dreht der Wind auf nordöstliche Richtung und es fließt noch einmal geringfügig
kühlere und trockenere Luft ein.
Eine weitere Kaltfront hat mittlerweile die Alpen erreicht, so dass polare
Meeresluft mittlerweile das ganze Land erfasst hat. In 850 hPa ist die
Temperatur auf 6°C am Alpenrand und -2°C im Nordosten zurückgegangen. Der Wind
weht dabei am Abend meist nur noch mäßig und nicht mehr warnwürdig.
Auf der kalten Seite der südlichen Kaltfront kommt es im Alpenvorland und im
Alpengebiet noch zu schauerartigen Regenfällen, die labile und gewitterträchtige
Luft ist aber mittlerweile nach Süden abgedrängt worden. Dafür treten im Bereich
der nördlichen Kaltfront, an der sich Feuchte akkumuliert hat und die im Bereich
der höhenkalten Luft im Bereich des Troges liegt, einige Schauer auf, aus denen
es auch mal blitzen kann.
In weiten Landesteilen, zwischen den oben genannten Systemen, aber auch ganz im
Nordosten rückseitiger der nördlichen Kaltfront, löst sich die lockere
Quellbewölkung in den Abendstunden auf.
In der Nacht zum Montag schwenkt der Nordteil des Langwellentroges weiter nach
Osten, während die nach Westen ausgerichtete Trogachse über dem Nordwesten
Deutschlands nur langsam südwärts vorankommt. Die Kaltfront des Tiefs Immo kommt
noch etwas nach Süden voran und erreicht etwa eine Linie vom Münsterland bis zum
Erzgebirge. Die sie einbettende Rinne wird aber immer schwächer und ist morgens
nur noch im Westen des Landes ansatzweise zu finden. Damit nehmen auch die
frontalen Hebungsprozesse ab und die Schauer werden auf ihrem Weg nach Süden
schwächer und weniger, so dass allenfalls noch etwas stärkere Quellbewölkung
übrigbleibt. Allerdings können ganz im Nordosten von der Ostsee her weitere
Schauer übergreifen. Dabei fließt in den Nordosten auch noch etwas kältere Luft
ein und in 850 hPa geht die Temperatur auf -4°C zurück.
Südlich unseres Landes verstärkt sich dagegen in Oberitalien der
Tiefdruckeinfluss und Hebungsprozesse durch Warmluftadvektion greifen von Süden
wieder nordwärts über die Alpen aus. Im Alpenvorland weht dagegen der Wind
weiter mäßig aus Nordost, so dass sich eine Gegenstromlage einstellt. In der
Folge greifen in der Nacht die Niederschläge wieder zunehmend aus den Alpen
heraus bis ins Alpenvorland und den Süden Baden-Württembergs aus, haben dann
aber stratiformen Charakter. Am Alpenrand kommen dabei innert 12 Stunden
durchaus 10 bis 25 l/qm zusammen, nach Norden hin ins Alpenvorland nehmen die
Summen aber rasch ab. Die Schneefallgrenze fällt im Nachtverlauf, verbleibt aber
noch deutlich über 1500 m.
Abseits der beschriebenen Niederschlagsgebiete bleibt der Himmel teilweise klar,
teils schiebt sich hohe Bewölkung aus dem Süden wieder bis in die Mitte hinein.
In den klaren Regionen und auch in den unter der sehr kühlen Luftmasse im Norden
liegenden Regionen wird es aber in der Nacht ganz schön frisch mit Tiefstwerten,
die vielfach zwischen 5 und 1°C zu erwarten sind, wobei es gebietsweise zu
Bodenfrost kommen kann. Der nordöstliche Wind, der im Norden zwar meist etwas
weniger stark weht als im Süden, ist immer noch stark genug um ein weiteres
Absacken der Temperatur bis in den Frostbereich hinein zu verhindern. Über der
Nordsee frischt er rückseitig der Rinne sogar vorübergehend noch einmal stärker
auf.
Im milderen und stärker bewölkten Süden liegen die Tiefstwerte dagegen meist bei
8 bis 5°C.
Am Montag ... tropft aus dem über dem Nordwesten Deutschlands liegenden Trog ein
Höhentief ab, welches über Frankreich südwestwärts wandert. Die Achse des
tiefsten Potentials bleibt dabei über dem Nordwesten liegen, insgesamt schwächt
sich aber der zyklonale Charakter ab. Auch bodennah verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss, da das Hoch Riccarda seinen Schwerpunkt südwärts bis nach
Schottland verlagert. Auch die nach Osten gerichtete Achse verlagert sich nach
Süden und erreicht bis zum Abend den äußersten Norden Deutschlands. Für den Wind
in Deutschland bedeutet das, dass dieser landesweit aus Nordost kommt. Dabei ist
im Süden der Gradient etwas größer als im Norden, was in der Südhälfte oft zu
mäßigem Wind führt, im höheren Bergland auch frischem Wind, wo es vereinzelt mal
steife Böen geben kann, die aber nicht bewarnt werden müssen. Im Norden weht der
Wind dagegen nur schwach bis mäßig.
Die Regenfälle im Süden verlagern ihren Schwerpunkt tagsüber allmählich aus den
Alpen heraus ins südliche Vorland, in der zweiten Tageshälfte schwächen sie sich
dann in Donaunähe langsam ab. In den Regionen südlich der Donau dürfen aber
verbreitet 5 bis 15 l/qm Regen erwartet werden, lediglich im Alpengebiet selbst
ist es teilweise schon weniger. Nördlich der Donau nimmt die Regenmenge rasch
ab. Die Schneefallgrenze sinkt dabei auf etwa 1500 m.
In den übrigen Landesteilen bildet sich in der feuchten bodennahen Luftmasse
tagsüber viel Quellbewölkung, die an der fast überall recht stark ausgeprägten
Absinkinversion um 700 hPa anstößt und sich ausbreitet, so dass es am Mittag und
frühen Nachmittag in vielen Landesteilen stark bewölkt sein wird, während am
Morgen und Abend ein paar Sonnenstunden zusammen kommen. Deutlich weniger
Quellwolken sind ganz im Norden und Nordosten in einer etwas trockeneren
Luftmasse zu erwarten, so dass dort ein richtig sonniger Tag erwartet werden
kann.
Da in der recht kühlen Luftmasse die Wolken mitunter mal bis in etwa -10°C
vorstoßen, kann der eine oder andere Schauer über der Nordhälfte nicht
ausgeschlossen werden, meist bleibt es aber trocken.
Die Höchstwerte erreichen meist zwischen 13 und 17°C mit den höchsten Werten in
der südlichen Mitte. Deutlich kühler mit nur 7 bis 10°C bleibt es im südlichen
Alpenvorland, in den Alpentälern werden teils nur um 5°C erreicht. In etwa
dazwischen, knapp über der 10°C-Marke pendeln sich die küstennahen Regionen und
die höheren Mittelgebirgslagen ein.
In der Nacht zum Dienstag trennt sich das Höhentief über Frankreich noch etwas
weiter vom Trogresiduum ab und die Achse des niedrigsten Potentials verlagert
sich nach Süden. Vor allem in 500 hPa zeichnet sich jetzt deutlich ein Keil des
Rückens über dem Atlantik ab, der sich von den Britischen Inseln Richtung
Nordwestdeutschland hereinschiebt. Das lässt bei uns den antizyklonalen Einfluss
noch etwas stärker werden. Die nach Osten gerichtete Achse des Bodenhochs
verlagert sich weiter nach Süden und erreicht bis zum Morgen die nördliche Mitte
Deutschlands. Demzufolge muss von Norden her in der Nacht vorübergehend mit
einschlafenden Winden gerechnet werden. Über Skandinavien stößt ein weiterer
Höhentrog vor, mit dem auch ein Bodentrog zur westlichen Ostsee vorankommt.
Zwischen diesem und dem Hochkeil frischt im Norden der Wind im Nachtverlauf aus
West bis Nordwest wieder etwas auf. Im Süden des Landes hält der teilweise
mäßige Wind aus Nordost weiter an.
Dort hält sich auch weiterhin teils hochreichende Bewölkung, die aber von Norden
her langsam wieder auflockert. Die Niederschläge schwächen sich deutlich ab und
ziehen sich an die Alpen zurück. Dort setzt sich im Nachtverlauf auch die
kältere Luft noch etwas stärker durch, was die Schneefallgrenze noch einmal
etwas fallen lässt, was aber aufgrund nur noch sehr geringer Niederschlagssummen
kaum noch Auswirkungen hat.
Mit dem Bodentrog zieht im Norden im Nachtverlauf dichte tiefe Bewölkung auf,
aus der auch ein paar Regentropfen fallen können.
In den Regionen dazwischen verläuft die Nacht dagegen weitgehend klar. Zusammen
mit den oben beschriebenen Regionen, in denen der Wind einschläft, lassen sich
so die Überlappungsbereiche der Zutaten für Nachtfrost identifizieren. Es
handelt sich um die Gebiete vom westlichen Bergland bis hin zu weiten Bereichen
des Ostens, wo bei Tiefstwerten zwischen +2 und -3°C gebietsweise Frost zu
erwarten ist und nahezu flächendeckend Frost in Bodennähe. Deutlich milder
bleibt es im Süden und ganz im Norden, wo bei vielen Wolken und/oder mehr Wind
die Tiefstwerte meist zwischen 8 und 1°C liegen und höchstens örtlich Frost in
Bodennähe auftritt, wenn dort der Wind der temperaturdämpfende Faktor ist.
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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Der Dienstag ... wurde in der Frühübersicht hinreichend beschrieben. Aus
aktueller Sicht ergeben sich keine Änderungen. Nach Auslaufen der
Schneefallwarnungen wird es ohnehin warnfrei bleiben, lediglich Frostwarnungen
für die Nacht zum Mittwoch könnten noch auf die Agenda kommen.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden deterministischen Modelle zeigen eine weitgehend identische
Entwicklung.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann