DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
30-04-2025 17:01
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.04.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Am Freitag im Norden Gewitterlage.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter Hochdruckeinfluss in trockener Luft. Die Achse
eines breiten Höhenrücken schwenkt von Westeuropa langsam nach Osten, die
zugehörige Bodenhochdruckzone verlagert ihren Schwerpunkt von
Nordwestdeutschland in Richtung Polen. Sie schwächt sich von den Druckwerten her
zwar leicht ab, das ist aber eher der niedertroposphärischen Erwärmung
zuzuschreiben, als dass sie wirklich an Substanz verliert.
Das Absinken hält an, ebenso bleibt trockene Luft wetterbestimmend. In 850 hPa
sind wir schon bei 10°C oder knapp darüber angekommen, wenigstens über dem Süden
und Westen. In 2m Höhe lagen die Maxima am Mittwoch in der Südwesthälfte
gebietsweise über 25°C.
Zum Tanz in den Mai ändert sich die Konstellation, abgesehen von langsamer
Progression der Strömung/Druckgebilde nach Osten, nicht viel. Absinken und
trockene Luft lassen nicht viel an Bewölkung zu. Vielfach wird es klar, außer im
Nordosten, wo Wolkenfelder am Rand der Frontalzone und von Tiefausläufern über
Nordeuropa durchziehen.
Der Abend bleibt längere Zeit mild. Die Nacht ist dann auch im weiteren Verlauf
weitegehend frostfrei, auch bodennah. Vor allem ganz im Norden, Hamburg und
Schleswig-Holstein, kann sich zum Morgen vorübergehend Nebel oder tiefer Stratus
bilden. Sonst ist die Nebelneigung gering.
Donnerstag ... der Maifeiertag steht ganz im Zeichen von antizyklonalem
Sommerwetter. Die Achse des Höhenkeils macht nur bedingt Anstalten nach Osten
weiterzuziehen. Letztlich tut sie es dann doch, weil ein Trog auf Nordwesteuropa
übergreift und eine vorgeschaltete Kaltfront die Nordsee erreicht.
Der Bodendruck fällt davor weiter und das Bodenhoch liegt mit >1020 hPa über dem
östlichen Mitteleuropa. Westlich davon liegen wir zunächst drucktechnisch im
gradientarmen Niemandsland, bevor sich zum Tagesende eine Tiefdruckrinne nähert,
in deren Rückseite die o.e. Kaltfront eingelagert ist.
Für uns bedeutet das: Leichte Hebung im Norden durch Warmluftadvektion bringt
dünne Bewölkung. Sonst scheint in der trockenen Luft die Sonne. Oft den ganzen
Tag. Dabei weht schwacher Süd- bis Ostwind.
Die Erwärmung macht weitere Fortschritte. Die 10 bis 14°C in 850 hPa lassen
Maxima von verbreitet mehr als 25°C zu. Im Westen und Süden ist erst bei 28/29°C
Schluss und auch die 30°C kann vereinzelt ins Visier genommen werden. Ganz im
Norden und Nordosten sowie im höheren Bergland ist es etwas kühler, aber nicht
viel. Quellbewölkung über dem Bergland hat keine Schauer zur Folge
Die Nacht zum Freitag bleibt ruhig. Im Norden ziehen Wolken durch, die zum
Morgen im Nordwesten dichter werden und die ersten Regentropfen bringen können.
Hier macht sich die Annäherung des Tiefausläufers bemerkbar. Sonst bildet sich
örtlich Dunst oder Nebel, gebietsweise ist es klar.
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Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag ... deutet sich für den Norden und Nordosten eine Gewitterlage an. Der
Trog schwenkt nach Skandinavien und die Kaltfront greift auf Norddeutschland
über. Präfrontal erfolgt der Einschub einer feuchten und instabilen Luftmasse,
in der sich tagsüber um 500 J/kg ML Cape aufbauen können. Etwas Hebung bei
deutlich zunehmender, vor allem hochreichender Scherung, löst dann in der
instabilsten Luftmasse (NRW bis Brandenburg und Sachsen-Anhalt), vor allem
präfrontal Gewitter aus, die sich organisieren können.
Bei trockener Grundschicht werden Sturmböen, durch Scherung auch Hagel möglich,
auch kurzzeitiger Starkregen ist nicht ausgeschlossen. Postfrontal ganz im
Norden und Nordwesten stabilisiert es rasch, sodass keine Chancen auf
hochreichende Konvektion mehr bestehen. Über der Mitte und dem Süden hält sich
sommerlicher Hochdruckeinfluss ohne markantes Wetter und bei anhaltendem
Sonnenschein.
Näheres ist in der Frühübersicht zu finden. Die Details sind freilich mit
Unsicherheiten behaftet.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. ICON simuliert im letzten Lauf am Freitag die KF
etwas langsamer und die Wettererscheinungen leicht abgeschwächt, u.a. weil
gerade präfrontal weniger Feuchte angeboten wird.
Das soll zu diesem Zeitpunkt aber noch nichts heißen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner