DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-04-2025 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.04.2025 um 10.30 UTC



Am Samstag über der Mitte markante Gewitterlage mit Unwetterpotential. Am
Sonntag im Süden nochmal markante Gewitterlage und anschließend Dauerregen.
Anschließend bei eher kühlen Temperaturwerten zunächst keine markenten
Wettergefahren mehr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 07.05.2025


Am Samstag befindet sich Deutschland in einer zonalen westlichen Höhenströmung.
Ein Trog liegt bei den Britischen Inseln und wird in der Nacht auf Sonntag über
die Nordsee bis nach Norddeutschland ziehen. Korrespondierend dazu befindet sich
am Boden eine zonale Tiefdruckrinne, die sich quer über der Mitte Deutschlands
erstreckt. Diese trennt sommerlich warme Luftmassen im Süden (24 bis 28 Grad)
von kühlen Luftmassen im Norden (13 bis 16 Grad) und zeichnet sich durch eine
ausgeprägte Windkonvergenz aus. Entlang der Feuchteflusskonvergenz über der
Mitte, wie auch in der Warmluft im Süden, entwickeln sich im Tagesverlauf
Gewitter. Über der Mitte des Landes ist die Windscherung zudem ziemlich hoch (15
bis 20 m/s in den unteren 2 Kilometern), sodass dort auch mit Unwettern zu
rechnen ist.
In der Nacht auf Sonntag über der Südhälfte weiter schauerartige Niederschläge
und Gewitter aktiv. Die Luftmassengrenze kommt dabei nur sehr zögerlich südwärts
voran, da sie von Wellentiefentwicklungen stromaufwärts zurückgehalten wird. Im
Norden fließen kühle Luftmassen (T850<0 Grad) ein und die Werte gehen bis 5 Grad
zurück.

Am Sonntag nähert sich von Westen langsam der Haupttrog an. Auf seiner
Vorderseite wird nochmal ein Wellentief aktiviert, das über dem Süden
Deutschlands ostwärts zieht. Damit sind im Süden nochmal Gewitter möglich. Die
Scherung ist moderat, aber durchaus noch gut für organisierte Entwicklungen
(Unwetter nicht ausgeschlossen).
Im Norden sorgen Luftdruckanstieg und trockene Luftmassen dafür, dass trotz Trog
und Höhenkaltluft die Schauertätigkeit abgesehen vom Küstenumfeld weitgehend
unterdrückt wird. Es ist allgemein deutlich kühler mit 14 bis 18 Grad in der
Südhälfte und nur 11 bis 15 Grad weiter nördlich. In der Nacht auf Montag ist
vor allem im Norden auch wieder Frost in Bodennähe möglich.

Am Montag verbleibt Deutschland in der Höhe unter Trogeinfluss. Die Achse des
Troges zeigt eine positive Neigung und verbleibt fast ortsfest. Sie erstreckt
sich von der Ostsee bis nach Frankreich. Gleichzeitig liegt ein Bodenhoch bei
den Britischen Inseln und kann auch Teile Deutschlands beeinflussen. So gibt es
immer wieder Sonne und kaum Schauer, bei allerdings unterkühlten Werten (T850
hPa Weiter unter 0 Grad). Nachts kann es gebietsweise erneut Frost in Bodennähe
geben und in höheren Mittelgebirgstälern vereinzelt auch Luftfrost.
Im Süden und Südosten liegt man weiter trogvorderseitig. Staubedingt (untere
Troposphäre aus Nord) und durch Aufgleiten (mit der südwestlichen Strömung
darüber) regnet es dort noch länger andauernd, teils bis in die Nacht hinein.

Am Dienstag und Mittwoch nehmen die Sonnenanteile landesweit zu. Grund dafür
ist, dass der Trog ostwärts weiterzieht bzw. ein Teil davon in das zentrale
Mittelmeer abtropfen soll. Damit kann ein Höhenhoch von den Britischen Inseln
bis nach Deutschland drücken und auch am Boden verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss mit einer Brücke, die sich vom nahen Ostatlantik bis nach
Osteuropa erstrecken soll. Bei weiterhin 850 hPa Temperaturen um 0 Grad, kommen
die Höchstwerte aber nur selten über die 20 Grad Marke hinweg und die Nächte
bleiben weiterhin einstellig frisch.

In der erweiterten Mittelfrist dominiert zunächst der zonal orientierte
Höhenrücken, dessen Achse am Donnerstag genau über Deutschland liegt. In der
Folge wird die Frontalzone nördlich davon aktiver und drückt die Hochachse nach
Süden. Damit gelangt Deutschland von Norden zum übernächsten Wochenende
sukzessive in den Einflussbereich der Frontalzone.
Der Süd(ost)en wird hingegen von den Ausläufern des Mittelmeerhöhentiefs mit
feuchtlabilen Luftmassen beeinflusst.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Beim Vergleich der verschiedenen ECMWF-Läufe fällt auf, dass der Trog, der nach
dem aktuellen Lauf mit positiver Achsenneigung zunächst kaum vorankommen soll,
in den Vorläufen deutlich progressiver gerechnet wurde (der 00 UTC Lauf von
gestern am progressivsten). Damit würde die Warmluft am Sonntag auch rascher aus
dem Süden abgedrängt und es damit eigentlich keine Gewitter mehr geben.
In der Folge setzt sich dieser Versatz fort. Demnach würde den vorherigen Läufen
folgend der Hochdruckeinfluss sich rascher verstärken, während im neuen Lauf der
Trog noch länger Zeit über Deutschland liegen würde.
In der Folge nehmen die Unsicherheiten deutlich zu (ab spätestens Mitte
kommender Woche). Das betrifft Intensität und Lage des Höhentiefs über dem
Mittelmeerraum, Stärke, Achsenlage und Persistenz des Höhenrückens, aber auch
das Temperaturniveau.
Allen Läufen ist aber gleich, dass sich in vielen Teilen Deutschlands für einige
Tage ein stabilerer Witterungsabschnitt durchsetzt, der erst in Richtung des
darauffolgenden Wochenendes wieder angeknabbert wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Vergleich der verschiedenen Globalmodelle kann man zu Beginn der
Mittelfrist eine recht gute Einigkeit feststellen. Das betrifft den nur träge
ostwärts vorankommenden Höhentrog. Dieser wird bei ICON in der neuen Folge sogar
noch weiter zurückgehalten, als beim ECMWF und anderen Globalmodellen. In der
neuen Woche würde dieser nach ICON auch nicht in das zentrale Mittelmeer
abtropfen, sondern nach Frankreich. Damit verbliebe Deutschland vorderseitig und
den Süden würde die polare Kaltluft gar nicht wirklich erreichen. Damit könnten
sich die schauerartigen und teils auch gewittrigen (Dauer)niederschläge bis
weit in die neue Woche im Süden halten und zur Wochenmitte auch wieder in die
mittleren Landesteile vorankommen.
Das GFS Modell zeigt im Laufe der kommenden Woche anders als das ECMWF keine
längere stabile Hochdruckphase. Das liegt daran, dass sich ein dominantes
Höhentief über Nordeuropa entwickeln soll, dass seinen Einfluss nach Deutschland
in der zweiten Wochenhälfte ausweitet. Die Troglage des GFS steht der zonalen
sich nach Süden verschiebenden Frontalzone des ECMWF entgegen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECWMF zeigen eine im Mittel recht klare Entwicklung der
Großwetterlage mit einem Absturz der 850 hPa Temperatur und des 500 hPa
Geopotentials zum Sonntag. Wie schnell dieser Absturz geschieht, da gibt es noch
einen gewissen Spread, wobei die Member, die einen verzögerten Abfall zeigen,
nur Einzellösungen sind.
Anschließend können sich Temperatur und Geopotential nur langsam erholen. Der
Hauptlauf läuft dabei etwas am Unterrand der Mehrzahl der Lösungen.
Niederschlagssignale gibt es vor allem Samstag/Sonntag über der Mitte, in der
neuen Woche dann kaum noch Signale. Weiter nördlich (Hamburg) gibt es erste
Signale schon am Freitag und im Wochenverlauf dann langsam wieder zunehmend
(Annäherung der Frontalzone). Im Süden ziehen sich die stärkeren Signale bis in
den Montag. Zudem gibt es auch nachfolgend noch Signale (mit den Resten der
feuchten Luft.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 h (Mo00) bis +168 h (Mi00) drei
Lösungen. Im Grunde sehen diese für Deutschland recht ähnlich aus. Sie
unterscheiden sich im Wesentlichen darin, wo genau sich das nächste Blocking
westlich von Deutschland aufbaut (positive Anomalie) und wie rasch / stark es
sich bis nach Deutschland ausweiten kann.
Für den Zeitraum +192 h (Do00) bis +240 h (Sa00) werden ganze fünf Lösungen
angeboten. Diese unterscheiden sich recht deutlich. Bei Cluster 1 und 5 wären
wir im festen Griff einer ausgeprägten Blockierung, knapp nördlich von uns.
Cluster 2 bis 4 zeigen einen Höhentrog. Bei Cluster 2/3 würde der Haupttrog
nördlich von uns liegen, bei Cluster 4 würde ein Höhentief mit Zentrum über
Norddeutschland große Teile von Mitteleuropa im Griff haben.

Das Ensemble des GFS sieht im Grunde dem vom ECMWF sehr ähnlich. Demnach Absturz
am Sonntag, wobei sich im Vergleich zum EZ bei GFS keine Ausreißer mit einem
verzögerten Vorankommen der Kaltluft nach Süden, finden lassen. Die nachfolgende
Erholung wird nur sehr zaghaft mit zunehmender Schwankungsbreite gezeigt. So
gibt es Unsicherheiten, wie nachhaltig sich der Wochenendtrog hält und ob
nachfolgend das Geopotential tatsächlich wieder nennenswerte nach oben geht. Wie
auch der Hauptlauf sieht das ganze Ensemble nicht nachhaltig antizyklonal aus
und es finden sich immer wieder Niederschlagssignale.

FAZIT: Die Grundkonstellation ist recht klar. Nach dem Wärmepeak zu Beginn der
Mittelfrist (Samstag) mit einer ausgeprägten Gewitterlage mit Unwetterpotential
über der Mitte des Landes, folgt zum Sonntag von Norden her der jähe Absturz der
850 hPa Temperatur in den negativen Bereich. Im Vergleich zu gestern wird das
Vorankommen der polaren Kaltluft nach Süden wenige progressiv gezeigt (im Süden
nochmal markante Gewitterlage, Unwetter möglich). ICON folgend erreicht die
Kaltluft nie so ganz den Süden, der bald wieder vorderseitig eines neuen Tiefs
über Frankreich gelangen würde. Nach einer vorübergehenden Erholungsphase nehmen
die Unsicherheiten imm Wochenverlauf deutlich zu. Baut sich ein neue stabiles
langanhaltendes Blockadehoch auf, setzt sich ein Trog über Deutschland fest oder
ergibt sich eine aktive Frontalzone mit steuerndem Tief über Nordeuropa. Noch
darf man sich etwas wünschen. Prognosen sind spätestens Mitte der neuen Woche
nicht mehr möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag sind über der Mitte markante Gewitter und unwetterartige
Entwicklungen zu erwarten- Bei moderaten CAPE-Werten wird teils kräftige
Scherung vor allem im unteren Troposphärenniveau gezeigt. Im Norden kann es an
den Küsten dann stürmische Böen geben.

Am Sonntag kann es im Alpenvorland nochmal eine markante Gewitterlage geben,
Unwetter nicht ausgeschlossen. Nachfolgend entwickelt sich im Alpenstau eine
Dauerregenlage, markante Entwicklungen sind dabei nicht ausgeschlossen.

Mit nachlassenden Niederschlägen zur neuen Woche zunächst keine markanten
Warnungen mehr zu erwarten. In der zweiten Wochenhälfte von Süden erneut
ansteigendes Gewitterpotential.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer