DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-09-2016 23:00
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vorübergehende Umstellung der Wetterlage mit Regen, Gewittern und starken bis
stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... dominiert noch ein Höhenkeil mit Achse über dem westlichen
Mitteleuropa das Wettergeschehen in Deutschland. Allerdings hat im äußersten
Nordwesten bereits der Aufzug stratiformer Bewölkung als sichtbares Zeichen
einsetzender WLA begonnen. Erst in der 2. Nachthälfte gelangen der Nordwesten
und später auch der Westen auf die Vorderseite eines nachfolgenden Höhentroges,
der am Sonntag für ganz Deutschland wetterbestimmend wird.

Sonntag ... greift ein Höhentrog von den Britischen Inseln und Frankreich her
auf den Nordwesten Deutschlands über. Die Kaltfront überquert bis zum Abend den
Norden Deutschlands ostwärts, während sie den Alpennordrand wohl erst zum
Ausklang des Sonntags erreicht.
Durch trogvorderseitige Hebung wird Konvektion ausgelöst, die in der präfrontal
noch vorhandenen feuchtlabil geschichteten Warmluft Gewitter auslösen wird. CAPE
erreicht bis 500 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser beträgt 25 bis
etwa 35 mm. Im 850 hPa-Niveau sind bis 35 kt, in 700 hPa bis 45 kt
Windgeschwindigkeit zu erwarten. Die Voraussetzungen für organisierte
Konvektion, möglicherweise mit teils schweren Sturmböen, wären somit gegeben.
Postfrontal zeichnet sich eine vorübergehende Stabilisierung ab, bevor mit
Annäherung des Troges die Schichtung erneut labiler wird. In Verbindung mit
diesem Trog wird auch in diesen Gebieten Konvektion ausgelöst, die zu kurzen
Kaltluftgewittern führen kann. Mit der Annäherung des Troges verschärft sich
der Gradient noch etwas, so dass auch abseits der Front und außerhalb von
Gewittern in Küstennähe sowie im Bergland, im Westen und Südwesten Deutschlands
und in Teilen der Mitte zusätzlich in freien Lagen Windböen und im Bergland
West- und Südwestdeutschlands stürmische Böen auftreten können. Auf höheren
Berggipfeln sind dann Böen bis Sturmstärke möglich.
In der Nacht zum Montag formiert sich der Trog mehr und mehr zu einem immer mehr
die Höhenströmung beeinflussenden Höhentief um. Mit der Drehung der Strömung auf
Nordwest und dem Vordringen der Kaltfront bis zu den Alpen setzen zunächst
entlang vom Hochrhein und im Allgäu, ausgangs der Nacht dann am gesamten
Alpenrand Niederschläge ein, wobei in Staulagen bereits die Warnschwellen für
Dauerregen überschritten werden können.
Ansonsten kommt es im gesamten Nordosten bis hin zum Erzgebirgsraum noch zu
weiteren Schauern, die vor allem an der Küste auch noch gewittrig sein können.
In den anderen Gebieten setzt Wetterberuhigung ein.

Montag ... verlagert sich das Cut-Off-Tief nach Südostpolen und macht den Weg
frei für einen Höhenkeil, der sich, ausgehend vom dem Höhenhoch über der
Iberischen Halbinsel, über die Nordsee hinweg bis zu den Baltischen Staaten
ausweitet. Hierdurch nimmt das korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über
der Biskaya Verbindung mit dem über dem Nordmeer liegenden Hoch auf.
Im Nordosten und im Osten Deutschlands ist vorerst noch das o.g. Cut-Off-Tief
wetterwirksam. Die Schichtung ist dort hinreichend labil, das Höhentief steuert
die entsprechende Hebung bei, so dass in diesen Gebieten wiederholt Schauer und,
gestützt durch den Tagesgang, auch kurze Gewitter auftreten können. Da es sich
hierbei um typische Kaltluftgewitter handelt, sollte der markante Warnstatus
nicht erreicht werden.
Mit der Verlagerung des Cut-Off-Tiefs nach Südosten stellt sich eine steile
nordwestliche Strömung ein, was die Stausituation an den Alpen verschärft. Daher
wird sich an der Dauerregenlage an den Alpen nicht allzu viel ändern.
Mit der Kräftigung des Hochs kommen im Norden und später auch im Westen mehr und
mehr Auflockerungen in Gang, wobei anfangs allerdings noch mit der
nordwestlichen Strömung dichtere, stratocumuliforme Bewölkung durchzieht.
Hierdurch dürfte die Temperaturentwicklung gedämpft werden.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich das über dem östlichen Polen liegende
Höhentief eher nach Süden aus. Folglich dreht die Strömung auf Nord, wodurch es
am Alpennordrand weiterregnet. In Staulagen sind vor allem nach Osten hin sogar
unwetterartige Niederschlagssummen vorstellbar.
Im Norden und Westen und zum Teil auch in den mittleren Gebieten dürfte es dann
aufgrund der Nähe zum o.g. Hoch verbreitet aufklaren. Da sich in diesen Gebieten
eine ausgesprochen gradientschwache Lage einstellt, ist die Nebelneigung größer
als in den Nächten zuvor.

Dienstag ... Das Höhentief mit Kern über dem östlichen Mitteleuropaverlagert
sich nach Süden nach Süden zur Adria. Aufgleitprozesse über seine Nordflanke
nach Westen führen im Zusammenwirken mit einer gewissen Nordstaukomponente am
Alpenrand sowie im Südosten Deutschlands anfangs noch zu Regen und niedrigen
Temperaturen.
Ein sich über Westeuropa nord-und nordostwärts aufwölbender Höhenrücken führt
aber zu diesem Zeitpunkt schon zu absinkender Luftbewegung im Westen und Norden
Deutschlands und sorgt dort bereits für ein höheres Sonnenscheinangebot und
wieder leicht ansteigenden Temperaturen. Nach anfänglichem Nebel und dem Ende
der Stausituation am Alpennordrand sind an diesem Tag dann keine wetterbedingten
Gefahren mehr zu erwarten.





Modellvergleich und -einschätzung
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Die übrigen vorliegenden Modelle zeigen einen sehr ähnlichen Ablauf der
synoptischen Strukturen wie die deutsche Modellkette, insbesondere, was die
Niederschlagsentwicklung am Sonntag und die Stausituation am Alpennordrand
betrifft.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. R. Hering-Zieringer