DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.08.2016 um 10.30 UTC



Hochsommerlich heiß, am Wochenende leichte Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 30.08.2016


Am Freitag liegen wir unter einem breiten Höhenrücken im Zustrom heißer, aber
meist trockener Luftmassen. In 850 hPa liegen die Temperaturen meist zwischen 15
und 20 Grad. Entsprechend sind in 2m Höhe lokal 35 Grad möglich, häufig wird die
30 Grad-Marke überschritten.
Über die Nordsee zieht ein Kurzwellentrog nach Südskandinavien, nachfolgend baut
sich über UK wieder ein Hochdruckdruckgebiet auf, das sich am Wochenende
ostwärts verlagert und mit dem Hoch über Südosteuropa vereint. Dabei wird eine
Luftmassegrenze in den Norden gedrückt, in deren Bereich einzelne Gewitter nicht
ganz ausgeschlossen sind.
Am Wochenende bleibt der Rücken zunächst erhalten und für uns wetterbestimmend,
die Hochdruckzone wird regeneriert (s.o.), findet sich am Sonntag aber bereits
wieder über Osteuropa. In der trocken-heißen Luft bleibt es zunächst sonnig, nur
im Norden und über dem südlichen Bergland sind vereinzelt Gewitter möglich.
Sofern sie auftreten, können diese auch heftig sein.
Im Verlauf des Sonntags, die Strömungskonfiguration verhält sich dann doch
leicht progressiv, wandert der Rücken langsam ostwärts und wir gelangen auf die
Vorderseite des nachfolgenden Troges. Damit sind die Voraussetzungen gegeben,
dass die Gewitterneigung im Westen deutlicher zunehmen kann, was im Verlauf des
Sonntags oder in der Nacht zum Montag soweit sein dürfte. Davor beschränken sind
vereinzelte Gewitter meist aufs Bergland.
Am Montag und Dienstag zieht der Kurzwellentrog über Deutschland nach Osten und
gestaltet den Wetterablauf wechselhaft. Mit der Kaltfront sind teils heftige
Gewitter verbunden, möglicherweise entwickelt sich eine Unwetterlage, und die
Hitze wird nach Südosten abgedrängt.
Nachfolgend stellt sich wahrscheinlich eine nördliche Westlage ein, die
Frontalzone verläuft dabei über Nordeuropa und dem nördlichen Mitteleuropa nach
Osten. Während meist warme Luftmassen zu uns geführt werden, dauert das leicht
wechselhafte Wetter an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut. Vor allem die letzten beiden
Läufe simulieren bis in die erweiterte Mittelfrist recht ähnlich, freilich
abgesehen von einigen Unterschieden in Phase und Amplitude der kurzen Wellen.
Der aktuelle Lauf simuliert die Trogpassage zu Beginn der nächsten Woche etwas
flotter, als die letzten Läufe.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Sonntag simulieren GFS und ICON von Westen her ein rascheres Ausgreifen der
Gewitter nach Osten als die Europäer, so dass möglicherweise schon in größerem
Maße Gewitter auftreten, als im ersten Abschnitt beschrieben. Ab Montag zeigt
vor allem ICON einen progressiveren Ablauf, als die anderen beiden Modelle. Im
Großen und Ganzen zeigen die Modelle aber ein ähnliches Verhalten, grundsätzlich
andere Entwicklungen tauchen nicht auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser Orte stützen die Aussagen des operationellen Laufs.
Während des Geopotential in 500 hPa schon langsam sinkt, bleibt bis
einschließlich Sonntag heiße Luft mit 850 hPa Temperaturen um 20 Grad bei uns
wetterbestimmend. Die Kurvenschar verläuft dabei eng gebündelt. Am Montag geht
die Temperatur deutlich zurück und es gibt vermehrt Niederschlagssignale, wenn
auch meist nicht überbordend viele. Danach pendelt sich das Temperaturniveau in
850 hPa bei etwa 10 Grad ein, im Norden eher darunter, im Süden darüber und es
gibt weitere Hinweise auf Niederschläge, wobei die Signale meist von Nord nach
Süd abnehmen. Auch dies entspricht den im ersten Abschnitt getroffenen Aussagen.

Der Spread nimmt aber ab Montag deutlich zu, im Falle der 850 hPa Temperatur für
Offenbach auf rund 15 K Mitte der nächsten Woche.

Die Clusterung liefert für den Zeitraum 120 bis 168h 6 Cluster. Sie zeigen
allesamt den Übergang von der Blockierungslage zu mehr zonalerem Geschehen,
unterscheiden sich aber vor allem in Phase und Amplitude des KW Troges, der uns
zum Wochenwechsel, bzw. kurz danach überqueren soll. Auch der nachfolgende KW
Rücken wird in unterschiedlicher Ausprägung simuliert, weshalb wohl die
einzelnen Cluster mal als positive NAO, mal als "Atlantic Ridge" eingeordnet
werden. Wenn auch der zeitliche Ablauf und die Ausprägung der Wettereignisse
noch Fragen offen lassen, passen auch die Ensembles ins entworfene Bild.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die probabilistischen Verfahren liefern keine Hinweise auf signifikantes Wetter,
ausgenommen der großen Wärmebelastung, die uns bis Sonntag beschäftigt. Dies
zeigt auch EFI mit Signalen für extreme Temperaturabweichungen nach oben. Am
Montag zieht sich die Hitze auch im EFI in die Südosthälfte zurück.
Ab Freitag muss darüber hinaus mit vereinzelten Gewittern gerechnet werden, die
auch heftig sein können. Erst ab Sonntag nimmt die Gewitterneigung von Westen
her zu, Unwetter sind dann etwas häufiger möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, ECM EPS, Mos
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner