DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.08.2016 um 10.30 UTC



Im Norden und in der Mitte leicht wechselhaft, nach Süden zu mehr Sonne. Meist
mäßig warm. Mitte kommender Woche im Süden und Südwesten vorübergehend noch
einmal heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.08.2016


Mit einer meist leicht antizyklonal geprägten, aber etwas mäandrierenden
westlichen Strömung gelangt mäßig warme Luft nach Mitteleuropa. Dabei werden vor
allem die Gebiete von der Küste bis hin zum Mittelgebirgsraum von Tiefausläufern
beeinflusst.
So ist am Freitag im Norden und Nordosten noch die Warmfront eines nach
Nordskandinavien ziehenden Tiefs wetterwirksam und sorgt dort für zeitweise
Niederschläge. Von Südwesten und Westen her lässt ein übergreifender Hochkeil,
der durch einen Höhenrücken gestützt wird, die Wolken zusehends auflockern.
Bereits in der folgenden Nacht greift ein weiterer Trog auf den Nordwesten
Deutschlands über, der im Laufe des Samstags den Norden überquert. Im
Trogbereich sind im Nordwesten und Norden ein paar Schauer zu erwarten.
Ansonsten bleibt es trocken, südlich der Mittelgebirge ist von diesem Trog nicht
viel zu spüren, so dass es dort sommerlich warm bleibt. Am Sonntag weitet sich
dieser Trog über dem Baltikum und Polen noch etwas nach Süden aus, was
rückseitig die kühlere Luft bis in die mittleren Gebiete vordringen lässt. Die
Niederschlagsneigung bleibt jedoch gering; ein paar Schauer geringer Intensität
sind vor allem im Küstenbereich und über dem Mittelgebirgsraum vorstellbar.
Zu Wochenbeginn nähert sich von Westen her ein Höhenkeil. Durch diesen wird ein
ausgedehntes Bodenhoch gestützt, das auf Mitteleuropa übergreift. Absinken lässt
keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Im Nordosten wird die Temperaturentwicklung
durch einen weiteren, über Skandinavien nach Süden ablaufenden Kurzwellentrog
noch etwas gedämpft, wogegen in den anderen Gebieten ein Temperaturanstieg
erfolgt. Dieser Keil greift am Dienstag auf den Westen Deutschlands über und
weitet sich dabei nach Norden aus. An dessen Nordflanke entwickelt sich ein Hoch
über Fennoskandien. Hierdurch stellt sich auch im Nordosten eine Erwärmung ein.
Am Montag wird in den tieferen Lagen Südwest- und Süddeutschlands vereinzelt, am
Dienstag auch im Westen verbreitet die 30 Grad-Marke erreicht oder etwas
überschritten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum schiebt sich vom Ostatlantik
kommend erneut ein Trog nach Westeuropa vor. Eine vorgelagerte flache
Tiefdruckrinne erreicht im Tagesverlauf des Mittwochs den Westen Deutschlands
und verlagert sich am Donnerstag in den Osten und Nordosten. In deren Bereich
können sich teils heftige Gewitter entwickeln. Unwetter sind dabei nicht
auszuschließen. Danach fließt von Westen her mäßig-warme Luft ein, die alsbald
wieder unter Hochdruckeinfluss gerät.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ist der aktuellste Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modelläufen weitgehend konsistent. Allerdings erfolgt am Sonntag
im Norden und Nordosten nach dem gestrigen 12 UTC- und dem neuesten Lauf ein
etwas ausgeprägterer Temperaturrückgang, als noch beim gestrigen 00 UTC-Lauf zu
sehen war. Dies sollte nicht ohne Auswirkungen auf die Temperaturentwicklung in
diesen Gebieten bleiben.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich deutlichere
Unterschiede. Die beiden gestrigen Modellläufe simulierten das sich über
Fennoskandien entwickelnde Hoch kräftiger; auch das Übergreifen der
Tiefdruckrinne wurde verzögert gezeigt. Nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf war diese
Struktur noch ca. 1000 km weiter westlich zu finden.
Somit deutet alles darauf hin, dass die Erwärmung zu Wochenbeginn auf
hochsommerliche Höchsttemperaturen nicht nachhaltig ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag sind keine prognoserelevanten Unterschiede bei den
Simulationen der einzelnen Modelle zu finden. Allerdings wird am Dienstag von
GFS der sich über Osteuropa nach Süden ausweitende Trog markanter simuliert.
ICON entwickelt dagegen das sich über Fennoskandien entwickelnde Hoch etwas
kräftiger; auch der Keil, der dieses Hoch stützt, wird von ICON mehr entwickelt.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum werden die Unterschiede
zwischen den einzelnen Modellen deutlicher. Nach GFS greift die Tiefdruckrinne
erst mit einer gegenüber der EZMW-Simulation ca. 24 bis 36-std. Verzögerung auf
das Vorhersagegebiet über. Auch wird der vorderseitige Temperaturanstieg
kräftiger gezeigt; demnach wären am Mittwoch und vielleicht auch noch am
Donnerstag in den tieferen Lagen Südwest- und Süddeutschlands Maxima um 35 Grad
vorstellbar. Im Laufe des Freitags sollte sich auch nach GFS größtenteils
mäßig-warme Luft durchsetzen.
Nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes entwickelt sich über
Fennoskandinavien und dem Nordmeer eine ausgeprägte Blockierungssituation.
Dieses Hoch wird durch Höhentiefs "unterwandert", wonach allenfalls ganz im
Süden sommerliche Temperaturen erreicht werden dürften. Hierdurch bleibt es
jedoch auch im Süden sehr wechselhaft, wobei Gewitter, zum Teil auch mit
Starkniederschlägen, vorstellbar sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung. Auch hier
ist es der aktuellste Lauf, der die Erwärmung am Sonntag und Montag nördlich der
Mittelgebirge eher etwas dämpft. Der vorübergehende Einschub sehr warmer Luft
(mit Temperaturen im 850 hPa-Niveau bis über 20 Grad), der sich nach dem
deterministischen Lauf etwa zur Wochenmitte abzeichnet, wird zwar von einigen
EPS-Membern gestützt. Genauso viele Lösungen belassen es jedoch bei 850-er
Temperaturen um 10 Grad.
Die auf das Vorhersagegebiet im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
übergreifende Tiefdruckrinne wird vom aktuellen EPS etwas kräftiger gezeigt.
Auch das Hoch über Fennoskandien und dem Nordmeer lässt sich beim EPS des GFS
finden. Dieses Hoch wird zwar alsbald wieder abgeschwächt, was jedoch nicht so
rasch erfolgt wie beim EZMW.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend die oben beschriebene Entwicklung. Demnach
deuten sich für Mittwoch kommender Woche die höchsten Temperaturen an, wobei
nicht das Temperaturniveau vom GFS erreicht wird. Allerdings divergieren bereits
ab Wochenbeginn die Einzellösungen deutlich, d.h. zur Mitte der kommenden Woche
sind im Südwesten Maxima von wenig über 20, aber auch um 35 Grad möglich. Dem
Median folgend wären aber Höchsttemperaturen etwas über 30 Grad vorstellbar.
Die Einzellösungen werden in 6 Cluster untergliedert, die in der übergroßen
Mehrzahl wieder ein Durchgreifen der Westströmung zeigen. Dies könnte sogar
rascher erfolgen als oben beschrieben wurde. Mit anderen Worten: Die Chance,
dass der Temperaturanstieg zur Wochenmitte möglicherweise bei den folgenden
Modellrechnungen nicht mehr zu finden ist, kann nicht vernachlässigt werden.
Die Version des kanadischen Modells (mit der Blockierung über Fennoskandien und
dem Nordmeer) lässt sich nur bei dem am geringsten besetzten Cluster
wiederfinden, das 10 Prozent der Einzellösungen beinhaltet. Diese Version weist
nur eine geringe Wahrscheinlichkeit auf; das raschere Durchgreifen der
Westströmung wäre demnach eher vorstellbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Norden verbleibt zunächst in der Nähe der Frontalzone. Somit sind am Freitag
an der gesamten Küste stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen bis Bft 9
möglich. Auch am Samstag gibt es an der Nordsee einzelne stürmische Böen, in
exponierten Küstenlagen sind auch Sturmböen möglich. In Verbindung mit einem
über den Norden Deutschlands hinweg ziehenden Trog kommt es außerdem im Norden
zu kurzen Gewittern; in Gewitternähe sind zudem Sturmböen möglich.
Am Sonntag sind an der Ostsee in exponierten Lagen vor allem in Verbindung mit
kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern noch stürmische Böen möglich. Von
Westen und Süden her kräftigt sich antizyklonaler Einfluss, so dass sonst
vorerst sehr wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu
erwarten sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + ENS (EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann