DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-08-2016 09:00
SXEU31 DWAV 070800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.08.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Trog über Polen, der sich südwärts über
ein Cut-Off-Tief über Süditalien bis nach Tunesien fortsetzte. Ausgehend von der
Höhenantizyklone westlich Portugals erstreckte sich ein Rücken nordostwärts über
den Ärmelkanal und die südöstliche Nordsee bis zur norwegischen See. Dieser
flache Rücken schwenkt im Tagesverlauf von Nordwesten her allmählich nach
Mitteleuropa herein. Seine Achse ist um 24 UTC über Südfrankreich und den
Alpenländern zu finden und biegt dann nordwärts über Tschechien und Westpolen in
den skandinavischen Raum ab.

Der Tag stellt sich heute vielfach sonnig dar, lediglich im Norden macht sich
das Frontensystem des kräftigen Zentraltiefs zwischen Island und den Britischen
Inseln bemerkbar. Im Küstenbereich besteht - trotz veritabler WLA - eine, wenn
auch recht geringe, Wahrscheinlichkeit für Gewitter, die auch bis zum Abend hin
anhält. Das okkludierende Frontensystem erreicht mittags (12 UTC) den
Nordseeraum und kommt bis zum Tagesende etwa bis zu einer Linie Lübecker
Bucht-Münsterland voran. Die Kaltfront der aktuell über dem mittleren
Nordatlantik befindlichen Welle folgt der eben erwähnten ersten Front nach.
Gemäß Theta-Ae 950 hPa ist diese zweite Front um 24 UTC über Mittelengland zu
verorten.

Im Norden nimmt der Wind heute allmählich weiter zu, womit ab dem Vormittag an
exponierten Nordseelagen erste steife Windböen Bft 7 aus SSW auftreten. Im
weiteren Verlauf sind vereinzelt auch an der Ostsee Böen Bft 7 zu erwarten, die
stärksten Böen bleiben aber auf das Nordseeumfeld beschränkt. In der Nähe
konvektiver Umlagerungen (z.B. in Frontnähe) wäre vereinzelt auch eine untere
Bft 8 vorstellbar. Im Laufe des Abends nimmt der Wind wieder ab, so dass am Ende
des Tages - vorübergehend - keine warnrelevanten Böen mehr auftreten.

COSMO-EU prognostiziert im Norden trotz Front faktisch keinen Niederschlag von
00 bis 24 UTC, abgesehen von 1 mm in der Prignitz. ICON6_NEST lässt dagegen
nordwestlich einer Linie Uckermark-Eifel Niederschlag zu, bis zu 5 mm an der
Dithmarscher Küste. Angesichts des aktuellen Radar-Loops erscheint diese
Prognose realistischer als jene des C-EUs. GFS weist ein ähnliches
Niederschlagsprofil auf und auch ECMF16 hat im Nordwesten und Norden bis 4 mm
Regen.


Montag... gerät Deutschland allmählich in den Einflussbereich eines sich neu
bildenden westeuropäischen Langwellentroges, der zunächst (um 00 UTC) quasi nur
als kurzwelliges Gebilde über Großbritannien zu finden ist. Bei abnehmendem
Geopotential intensiviert sich damit hierzulande die auf Südwest zurückdrehende
Höhenströmung.

Im Theta-Ae-Feld 950 hPa formieren sich die oben erwähnten zwei Fronten im Laufe
des Vormittags recht deutlich durch zwei voneinander abgesetzte Drängungszonen
der Isothermen: Um 12 UTC reicht die erste Front vom Oderbruch über
Nordwestthüringen bis zum Saarland, während die zweite von Fehmarn bis zum
südlichen Emsland reicht. Am Tagesende kann man nach wie vor beide Fronten
finden, die erste knapp nördlich der Donau und die zweite von der Lausitz über
Mittelhessen zum Saarland hin.

Die Passage dieser beiden Fronten wird vom C-EU hydrotechnisch negiert;
Niederschlag (00 bis 24 UTC) bleibt nach diesem Modell faktisch nur auf den
Küstenbereich beschränkt (bis 3 mm). Das genestete ICON simuliert neben den
Schauern im Küstengebiet immerhin an der ersten Front bis 4 mm im Quellgebiet
der Donau und einzelne Schauer im westlichen und zentralen Mittelgebirgsraum.
Ähnliche Bilder zeigen aus GFS und ECMF16, wobei der meiste Niederschlag, 5-7
mm, im äußersten Norden erwartet wird.

Der Wind nimmt nach kurzer Pause an der Nordsee bereits in den frühen
Morgenstunden wieder zu, so dass dort bereits am Morgen (06 UTC) mit Böen Bft 7
bis 8 aus Südwest gerechnet werden muss. Auch in exponierten Berglagen (Brocken)
frischt der Wind morgens auf Bft 8 bis 9 auf, die bis in den Abend dort
anhalten. Mittags muss man sich in der gesamten Nordhälfte verbreitet auf starke
(Bft 6) bis steife (Bft 7) Böen aus WSW einstellen. Stürmische Böen Bft 8 treten
an der Nordsee, im nördlichen Schleswig-Holstein und auch an exponierten
Ostseelagen auf. Vereinzelt sind an der Nordsee auch Sturmböen Bft 9 möglich.
Zum Abend hin dreht der Wind auf westliche Richtungen und nimmt soweit ab, dass
dann lediglich im Küstenumfeld noch mit warnwürdigen Böen (Bft 7 bis 8)
gerechnet werden muss.

Die Wahrscheinlichkeit für Gewitter ist nach WarnMOSLong gering (<10%) und
übersteigt diesen Werte nur abends in Bayern knapp.


Dienstag... bleibt es bei der südwestlichen recht kräftigen Höhenströmung, die
sich bei weiter fallendem Geopotential zunehmend zyklonal krümmt, insbesondere
am Abend über dem Westen Deutschlands mit Annäherung der Trogachse, die am
Tagesende vom Nordmeer über die östliche Nordsee nach Zentralfrankreich reicht.

Mittags erreicht die vordere Front den Alpenrand und die nachfolgende die
mittleren Teile der beiden südlichen Bundesländer. Im weiteren Verlauf
vereinigen sich die beiden Fronten in Alpennähe und ziehen allmählich weiter
südwärts ab.

In der Nacht zum Dienstag prognostiziert C-EU eine deutliche Intensivierung der
ersten Front im Süden Deutschlands, obwohl es keine Signale dafür aus der
Dynamik des Höhendruckfeldes gibt. Dieses Regengebiet soll zeitweise auch von
einzelnen Gewittern durchsetzt sein, insbesondere am Alpenrand, ist aber in der
zweiten Tageshälfte weitgehend stratiform. C-EU geht 24stündig bis 26 mm in
Alpennähe, ICON6_NEST hat eher etwas geringere Summen. GFS rechnet vereinzelt
mit über 30 mm an den Alpen (Maximum, wie so oft, an der Südspitze des
Berchtesgadener Landes mit 61 mm). Auch ECMF16 simuliert lokal im äußersten
Süden über 30 mm. Da der Niederschlag in Südbayern auch noch den Folgetag über
andauert, dürfte eine 48stündige Dauerregenwarnung für diesen Bereich fällig
werden.

Der Wind flaut gegenüber dem Vortag deutlich ab, an den Küsten ist allgemein nur
noch mit Böen Bft aus westlichen Richtungen zu rechnen, auf Rügen kann an
exponierteren Stellen auch mal eine Bft 8 dabei sein.




Modellvergleich und -einschätzung
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Im kurzfristigen Vorhersagezeitraum unterscheiden sich die Modelle nicht
gravierend voneinander.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.