DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-07-2016 21:00
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ende der Unwetterlage Gewitter kommende Nacht. Einzelne, wahrscheinlich aber
höchstens markante Gewitter bis einschließlich Freitag.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir an der Südflanke eines Langwellentroges mit Zentrum über
Nordwesteuropa. Das dort liegende Höhentief ist nahezu stationär. Von dort aus
erstreckt sich ein Trog nach Mitteleuropa, der immer wieder von Randtrögen
umlaufen wird und sich regeneriert.
Am Boden herrschen geringe Druckunterschiede über Mitteleuropa. Eine
Luftmassengrenze über dem Osten Deutschlands trennt schwülwarme, sehr feuchte
und potentiell instabile Luft im Osten und Südosten, von mäßig warmer bis
warmer, aber trockenerer und stabilerer Luft im Westen und der Mitte.
Abends und nachts setzt sich die trockenere Luft langsam auch in den
südöstlichen Landesteilen durch. Die aktuell kräftigsten Gewitter liegen
deutlich vor der Kaltfront, die der erst den Nordwesten Bayerns überquert hat
und von dort zur Donau reicht. An ihr sind nochmals kräftige Gewitter,
vereinzelt Unwetter möglich.
Erst in der zweiten Nachthälfte ist die Warmluft soweit abgedrängt, dass kaum
noch Gewitter im Osten/Südosten auftreten.
Allerdings dringt in den Nordwesten ein schwaches Frontensystem vor, zunächst
mit Warmsektor, das zusehends okkludiert. In der Nähe zum Trog ist dort die
Schichtung wieder leicht instabil.
Davor zieht eine schwache Konvergenz mit Schauern und vereinzelten Gewittern
abends über den Norden ostwärts, nachfolgend kommen mit dem Frontensystem
schauerartige, vor allem an der Nordsee vereinzelt gewittrige Regenfälle auf.
Abseits der Gewitter sollten keine Warnungen nötig werden. Unwettergefahr
besteht in der weniger warmen, nicht mehr so feuchten Luftmasse nicht. Dafür
sorgt auch der Umstand, dass die Gewitter bei ca. 25 Kt in 700 hPa flotter
unterwegs sind. Die Gewitterteppiche in den Modellen, C EU, C DE sind stark
übertrieben.
In der feuchten Grundschicht bildet sich, vor allem wo es zuvor geregnet hat,
Nebel.

Donnerstag ... bleibt die west/südwestliche Höhenströmung zyklonal geprägt, eine
gut definierte Trogachse ist kaum auszumachen. Randtröge schwenken dabei über
uns nach Osten.
Im Bodendruckfeld zieht ein kleinräumiges Tief von Südnorwegen in Richtung
Schweden, auf seiner Rückseite macht sich über der Nordsee leichter Druckanstieg
bemerkbar, während über Süddeutschland der Druck etwas fällt und die dort
befindliche schwache Hochdruckzone sich schon wieder zurückzieht. Die
frontsenkrechte Schubkomponente im Norden sinkt damit, so dass diese
entsprechend ins Schleifen kommt. In den betroffenen Gebieten kann es wiederholt
schauerartige Regenfälle oder Schauer geben, entsprechend steigt die
Wahrscheinlichkeit für etwas größere Niederschlagsmengen. C DE EPS simuliert
über dem Norden sogar erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr als 20 mm/6h, die
anderen probabilistischen Verfahren stützen dies nicht. Bei leichter
Instabilität sind auch vereinzelte Gewitter möglich, ohne Unwetterpotential.
Auch abseits der Regenfälle im Norden, deren Schwerpunkt in Frontnähe liegen
sollten, können sich einzelne Schauer und Gewitter bilden, teils markant, da der
Wassergehalt immer noch für Starkregen gut ist, obwohl die Zellen etwas ziehen.

In der Nacht zu Freitag ändert sich Lagen seitens der Höhenströmung kaum, auch
im Bodendruckfeld ändert sich nicht sonderlich viel, lediglich im Norden fällt
der Druck vorderseitig eines Randtiefs über den Britischen Inseln etwas.
Insofern ist keine durchgreifende Änderung der Situation zu erwarten, speziell
nach Südosten zu kann sich in den Frühstunden wieder Nebel bilden, sonst gibt es
teilweise schauerartige Regenfälle, vereinzelt Gewitter.

Freitag ... zonalisiert sich die Höhenströmung. Da jedoch der Trog in der Nacht
über dem nahen Ostatlantik regeneriert wird, steilt die Höhenströmung schon in
der Nacht zu Samstag wieder auf. Das Randtief verliert an Kontur, verlagert sich
aber weiter nach Osten und damit über die Nordsee, was im Nordwesten
Deutschlands für einen anziehenden Gradienten sorgt und damit zu leicht
auffrischendem Wind führt. Im Zuge dieser Entwicklung sind im Westen, später
auch in der Mitte starke Böen zu erwarten, EZMW nimmt diesbezüglich die
Vorreiterrolle ein, die deutschen Modelle präsentieren sich dagegen mit nur
einzelnen Böen, vor allem auf den Bergen. Mit weiteren Kurzwellentrögen und
einer neuen von Nordwesten hereinziehenden Front wird Hebung generiert, die den
wechselhaften Charakter aufrechterhält. Vor allem im Norden und der Mitte sind
gebietsweise Regenfälle zu erwarten. Im Tagesverlauf nimmt der Schauercharakter
zu und instabiler Schichtung sind einzelne Gewitter möglich.
Mögliche Zellen ziehen schneller als an den Vortagen, die ppw-Werte erreichen
mit Mühe und Not Werte über 30 mm, und die CAPE-Werte liegen meist zwischen 200
und 500 J/kg. Starkregen ist zwar möglich, aber dank ziehender Zellen nicht sehr
wahrscheinlich, es rücken stürmische Böen oder Sturmböen wieder stärker in den
Focus, auch dank zunehmender Scherung und der Möglichkeit linienhafter
Konvektion, vor allem im Westen und Norden.
In der Nacht zum Samstag nähert sich über Westeuropa ein Trog, vorderseitig
dreht die Höhenströmung bei uns mehr auf Westsüdwest, während sich die
Hochdruckzone über Süddeutschland kräftigt. Damit beruhigt sich das Wetter und
die Schauer ziehen sich weitgehend in den Küstenbereich zurück.

Samstag ... erreicht der Trog den Ärmelkanal und Frankreich, davor liegen wir in
einer recht glatten südwestlichen Höhenströmung, in der nur geringe Hebung
simuliert wird.
Vor allem im Norden sind unter einem schleifenden Tiefausläufer Regenfälle
möglich, aber ohne Gefahr das Warnschwellen erreicht werden. Etwas Cape wird
zwar simuliert, die Prognosetemps zeigen aber eine stabile Schicht bei 500 bis
600 hPa, so dass Gewitter nicht auftreten dürften.
Nach Süden hin werden kaum Niederschläge simuliert. Allerdings deutet die auch
dort in 700 hPa vorhandene Feuchte an, dass auch dort kein sonderlich sonniger
Tag ins Haus steht.
Der Gradient bleibt überall gering, entsprechend ist warnwürdiger Wind
Fehlanzeige, lediglich im höheren Bergland, oder eher auf exponierten Bergen
sind einzelne starke bis stürmische Böen möglich.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich. Unterschiede im Detail
lassen sich vorab nicht klären. Die Warntätigkeit muss kurzfristig erfolgen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner