Thema des Tages

26-07-2016 14:40

Großes Alpaka-Sterben in peruanischer Kälte

Die "Sierra", eine der drei Landschaftszonen Perus, ist die Heimat
des Alpakas (siehe Grafik auf
www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/7/26.html). Das Kameltier
fühlt sich im von den Anden geprägten, kahlen Hochland im Süden Perus
"pudelwohl" - und wird von ansässigen Landwirten gezielt gezüchtet.
Denn die Wolle des Alpakas ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für
die Region, gehört sie doch mittlerweile zu einem exklusiven und
immer häufiger gefragten Artikel auf dem Weltmarkt.

Es wundert daher nicht, dass das Alpaka-Sterben durch die jüngste,
teils extreme Kälte im Süden der Sierra die Bauern hart trifft. Dabei
kennt man in der Sierra eigentlich keinen Winter im klimatologischen
Sinne. Aufgrund der relativen Nähe zum Äquator und der dadurch
geringen Schwankungen im Sonnenstand stellt sich dort nämlich ein
sog. "Tageszeitenklima" ein. Dabei fallen die Temperaturschwankungen
zwischen Tag und Nacht größer aus als die während eines Jahres. Die
Verteilung der durchschnittlichen Temperaturen wird am stärksten
durch die Höhenlage beeinflusst. Im Vergleich zu den anderen beiden
peruanischen Landschaftszonen Costa (Wüstenküste) und Selva
(Regenwaldregion) ist es in der Sierra mit einer
Jahresmitteltemperatur von 11 Grad Celsius auf 3300 Meter am
kältesten.

Die Temperaturen im diesjährigen Juli, die vor allem in höheren
Muldenlagen und Senken zeitweise bis in den strengen Frostbereich
(unter -23 Grad Celsius) sanken, sind aber selbst für die Menschen in
der Sierra und die mit üppigem Fellkleid ausgestatteten Alpakas
ungewohnt und mitunter äußerst gefährlich. Insbesondere ab einer
Höhenlage von 4000 bis 5000 m setzten Schneefälle und extreme Kälte
gerade den schwachen Tieren zu, da sie nicht mehr an Flechten und
Gras herankommen können. Die Behörden gehen mittlerweile von
mindestens 50.000 verendeten Alpakas aus.

Die Landwirte Perus sind der weltweit größte Produzent der
Alpakawolle. Doch zwischen den exorbitant hohen Preisen, die
verschiedene Modelabel für ihre aus Alpakawolle bestehenden Produkte
verlangen, und dem, was die Landwirte für ihre Wolle bekommen,
besteht eine gewaltige Diskrepanz. Einbrüche in der Produktion
bringen die Menschen daher schnell an das Existenzminimum. Die Kälte
und der Mangel an finanziellen Mitteln nagen darüber hinaus am
Gesundheitszustand. Gerade Kinder leiden immer häufiger unter
Atemwegserkrankungen. Die Regierung sicherte der Bevölkerung der
Sierra-Hochlagen daher bereits eine Unterstützung von insgesamt 3
Millionen US-Dollar zu.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Region von einer verheerenden
Kältewelle gebeutelt wird. Vor nicht einmal drei Jahren sorgten
rekordniedrige Temperaturen und heftige Schneefälle schon einmal für
ein großes Alpakasterben. In einem Bericht der Vereinten Nationen
(UN) wurde bereits ein Zusammenhang zwischen den großen
Temperaturfluktuationen in Peru und dem globalen Klimawandel
hergestellt. Freilich muss man solche Thesen aber immer mit Vorsicht
genießen, denn von diesen Wetter-Einzelereignissen kann nicht per se
auf den Klimawandel geschlossen werden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.07.2016