DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-07-2016 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.07.2016 um 10.30 UTC



Vor allem in Richtung Norden wechselhaft, südlich der Donau zeitweise kräftiger
Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.08.2016


Am Freitag und in der Nacht zu Samstag liegt Deutschland im Einflussbereich
eines Langwellentroges. In 500 hPa ist das niedrigste Geopotential dabei im
Seegebiet zwischen Schottland, Island und der norwegischen Küste auszumachen. Da
der Trog bei geringer Amplitude eine recht große Wellenlänge aufweist, ist eine
klar definierte Achse nicht auszumachen. Vielmehr zeigt das Isohypsenfeld über
Deutschland eine recht gleichmäßige zyklonale Krümmung, wobei die Krümmung nach
Süden zu schwächer wird. Zumindest am Tage ist über der Nordsee ein deutlicherer
kurzwelliger Troganteil auszumachen. Dieser sorgt auch für leicht fallenden
Luftdruck über der östlichen Nordsee, so dass sich dort zum Abend nach EZMW hin
ein kleinräumiges Tief mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa bilden soll. Dies
ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass die Luftdruckgegensätze über
Deutschland sehr gering sind, zwischen Sylt und dem Berchtesgadener Land liegen
diese bei unter 10 hPa. Der Hebungsantrieb ist dabei im Norden etwas höher als
im Süden, und da sich dort auch noch eine teilokkludierte Front bemerkbar macht,
kommt es im Norden zu Regenfällen, während es nach Süden zu weitgehend trocken
bleibt. Die 850er Temperaturen liegen dabei am Abend zwischen 8 Grad an der
Nordsee und über 15 Grad am Bodensee, im Norden ist in der Nacht dabei ein
leichter Rückgang zu beobachten.

Am Samstag ändert sich an den synoptischen Strukturen nur wenig. Der
Langwellentrog wird auf seiner Westflanke regeneriert, was auch zur Ausbildung
einer zwar deutlicher erkennbaren, aber insgesamt immer noch schwach
ausgeprägten Achse führt. Diese erstreckt sich zum Abend vom Süden Englands über
die westliche Biskaya nach Südwesten, bei insgesamt zögerlicher Verlagerung soll
sie am Sonntagmorgen auf den Norden Frankreichs übergegriffen haben. Somit liegt
Deutschland vorderseitig der Trogachse unter einer weiterhin gleichmäßig
gekrümmten Höhenströmung, wobei in Richtung Nordsee die feuchteste und
hebungsaffinste Luft zu erwarten ist, was in der Folge dort auch leichte
Niederschläge zur Folge haben sollte, zumal den Norden Deutschlands in der Nacht
ein Kurzwellentrog überquert. Die o.a. Front kommt bei nur geringer
Wetterwirksamkeit bis in den Süden voran, wo im Tagesverlauf präfrontal bei
einer weiterhin äußerst schwachgradientigen Lage Gewitter denkbar sind. Die
850er Temperaturen bleiben in einer Spanne von 8 bis 16 Grad.

Am Sonntag überquert die Trogachse Deutschland von West nach Ost, wobei ihre
Konturen erneut mehr und mehr verschmieren. Im Süden bleibt der Trog jedoch sehr
zögerlich in seiner Verlagerung, und im Bereich der zurückhängenden Trogspitze
beginnt die Front im Süden zu schleifen. Damit können sich in Süden auch länger
anhaltende Regenfälle bilden, im Norden ist es postfrontal wohl weitgehend
trocken. Von Westen steigt der Luftdruck an, so dass ausgangs der Nacht der
Druckgradient nochmals zurückgegangen sein sollte (zwischen 1017 hPa im Westen
und 1012 hPa im Nordosten). Die 850er Temperaturen sinken leicht ab, sie liegen
zum Morden des Montags bei Werten von 5 Grad an der Nordsee und 12 Grad in
Südostbayern.

Am Montag bleibt in Deutschland der Langwellentrog weiterhin wetterbestimmend,
er wird nochmals regeneriert, wobei sich unter leichter Amplitudenvergrößerung
und Wellenlängenverkürzung eine klarere Achsenstruktur erkennen lässt. Diese
wandert dann nach Osten aus, so dass Deutschland am Dienstag mehr auf die
Vorderseite eines Langwellenrückens bei den Britischen Inseln kommt. Damit wird
das Wetter allgemein freundlicher, das Temperaturniveau liegt in der
Größenordnung der Vortage.

Im weiteren Verlauf gestaltet der Rücken das Wetter stabil und freundlich, bevor
am Donnerstag erneut ein Trog auf Deutschland übergreift.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstag zeigen der aktuelle Lauf und seine Vorläufe eine gute
Konsistenz. Ab der Nacht zu Sonntag werden die Unterschiede deutlicher.
Insbesondere der gestrige 00-UTC-Lauf zeigt dann eine langsamere Verlagerung des
Langwellentroges (und eine deutlicher ausgeprägte Trogspitze), den der gestrige
12- und der heutige 00-UTC-Lauf im Laufe des Sonntags schneller nach Osten
ausgreifen lassen. Auf die Temperaturfelder und die Druckverteilung hat dies
jedoch kaum Auswirkungen, zumal sich die Unterschiede schon am Sonntag wieder
angleichen. Am Montag ist der aktuelle Lauf derjenige, der den Langwellentrog am
zögerlichsten nach Osten auswandern lässt und damit auch das Übergreifen des
Höhenrückens von Westen am langsamsten simuliert. Bezüglich Temperatur und
Feuchte sind die Felder weiterhin recht gut von der Übereinstimmung, auch
simulieren alle Läufe sehr geringe Druckunterschiede.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch der Vergleich der globalen Modelle zeigt eine gute Übereinstimmung Am
Freitag simuliert ICON über der Nordsee ein kräftigeres Tief als dies EZMW und
insbesondere GFS im Programm haben. GFS zeigt dafür über Frankreich verbreitet
einen deutlich höheren Luftdruck als ICON und EZMW, wobei insbesondere die
Unterschiede im Isobarenverlauf auffallen, wobei alle Modelle insgesamt geringe
Luftdruckgegensätze prognostizieren. Im Geopotentialfeld gibt es kaum
Unterschiede, was am Samstag schon nicht mehr gilt. Dann zeigt vor allem ICON
einen klar konturierten Trog, der von der Nordsee über England nach Südwesten
ausgreift, während EZMW eine gleichförmige Isohypsenkrümmung simuliert. Die
GFS-Lösung kann als Mittelweg aufgefasst werden. Mit der an den Trog gekoppelten
Hebung simuliert ICON auch über der Bretagne deutlich niedrigere Druckwerte als
die Modellkonkurrenz, ebenso wie etwas höhere Temperaturen über Mitteleuropa.

Am Sonntag verschärft auch GFS den Trog, wobei die Amerikaner diesen langsamer
nach Osten verlagern. ICON und GFS deuten über Polen und dem Balkan eine
Tiefdruckrinne an, die bei EZMW nicht erkennbar ist. Bezüglich des
Temperaturfeldes über Mitteleuropa ist ICON weiterhin am offensivsten
eingestellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden liefern die Ensembles 3 Cluster, die alle in der
Kategorie positiver NAO liegen, etwa gleich viele member haben und sich
bezüglich der Geopotentialstruktur über West- und Mitteleuropa kaum
unterscheiden.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden gibt es nur noch ein Cluster, das von der
Kategorie "Positive NAO" in die Kategorie "Atlantischer Rücken" wechselt.

Mit 4 Clustern wird erst ab dem Zeitpunkt +192 Stunden, also ab Mittwoch der
kommenden Woche, das Bild mit 4 Clustern unruhiger.

Bis zur Mitte der kommenden Woche zeigen sowohl die Temperatur als auch das
Geopotential der Rauchfahnen von Offenbach einen leicht rückläufigen Trend,
wobei ab Sonntag die Varianz beider Größen erkennbar zunimmt.

Grundsätzlich stützt das GFS-Ensemble die Aussagen des EZMW-Ensembles,
allerdings simulieren die Amerikaner für den Sonntag bei der 850er Temperatur
ein lokales Maximum, das EZMW nicht andeutet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert für Freitag und Samstag keine signifikanten Wettererscheinungen.
COSMO-LEPS deutet punktuell geringfügig erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Starkregen an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas