DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-07-2016 21:00
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Z.Zt.ergiebiger Dauerregen im Süden. Nach Unterbrechung im Laufe des Mittwochs
im Südosten erneut Dauerregen. Am Donnerstag im Osten Deutschlands Dauerregen
bei V-b artiger Wetterentwicklung möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt auf der Vorderseite eines derzeit noch
breitgefächerten, mit seiner Achse über Westeuropa liegenden Höhentroges.
Inzwischen liegt der größte Teil des Landes im Zustrom nicht mehr ganz so warmer
Luft, da die Grenze zwischen dieser und der feuchtwarmen Luft am Alpenranfd
angelangt ist. Dort hat sich ein breites Regenband gebildet, das über die Donau
nach Norden ausgreift und innerhalb dessen es zu ergiebigem und von Gewittern
durchsetzten Niederschlägen kommt.
Daneben haben sich auch im Norden und vereinzelt im Westen Gewitter gebildet.
Mit Annäherung des Höhentroges in der Nacht wird die Gewittertätigkeit
vermutlich nicht ganz zum Erliegen kommen, da sich die Wellenlänge des
Höhentroges deutlich verkürzt und sich die Advektion und somit auch die
Hebungsvorgänge verstärken.

Mittwoch ... gelangt Deutschland von Westen her in den Trogbereich, ausgelöst
durch kurzwellige Tröge wird teilweise recht kräftige Hebung simuliert. Dabei
verstärkt sich am Südwestrand eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes über
Skandinavien und Osteuropa die Advektion polarer Meeresluft aus Westen bis
Nordwesten. In der hochreichend labilen Luftmasse innerhalb des Troges
entwickeln sich im Tagesverlauf zahlreiche Schauer und Gewitter, wobei als
Begleiterscheinungen Graupel bzw. kleinkörnigen Hagel und Starkregen möglich
sind.
Erheblich mehr Regen tagsüber (um 40 mm) simuliert Cosmo-EU über Teilen Hessens
und im Nordosten. Der Druckgradient verschärft sich nur im Südwesten etwas und
unterstützt durch den Tagesgang kann es dort außerhalb der Gewitter vereinzelt
starke Böen geben, auf einigen Mittelgebirgs- und Alpengipfeln sind stürmische
Böen möglich.

Der Südosten und Osten verbleiben weiter auf der Trogvorderseite, kommen aber
aus dem frontalen Bereich nicht heraus. Rückseitig der Bodenfront, an der sich
nochmals eine Welle bilden kann, formiert sich ein neues ergiebiges
Regengebiet, das sich zum Abend über dem Südosten ausbreitet. Auch bleibt am
Alpennordrand die nördlich Windkomponente erhalten, die zu weiteren
Stauniederschlägen führt.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht die Achse des Troges die Mitte
Deutschlands, bodennah bleiben wir in der nordwestlichen Strömung. Aufgrund der
Labilität im Trogbereich kommt es zu häufigen Schauern und einzelnen Gewittern.

Die Regenfälle im Südosten breiten sich noch etwas nach Norden bis Nordosten aus
und können auch Brandenburg erreichen. Dabei simulieren die deutschen Modelle
gebietsweise warnwürdige Mengen. Auch am östlichen Alpenrand kann es kräftiger
regnen, wobei auch dort das Überschreiten von Warnschwellen wahrscheinlich ist.

Donnerstag ... verbleibt Deutschland im Bereich des Troges, der langsam weiter
nach Osten vorankommt. Am Boden liegen wir in nordwestlicher Strömung zwischen
tiefem Druck über Skandinavien und Osteuropa und einem Hochdruckgebiet über der
Biskaya. Während an der Westflanke des Haupttroges ein Randtrog, auch über den
Westen Deutschlands, nach Süden zieht, greift von Norden her eine Konvergenz
über.

Mit dem Randtrog zieht ein Gebiet mit höhenkalter Luft über uns hinweg,
nachfolgend steigt das Temperaturniveau in höheren Schichten wieder an, bodennah
wird es eher noch etwas kühler, womit die Labilität dann allmählich etwas
abnimmt. Der Wind kommt am Rande des Hochs über der Biskaya weiterhin aus
Nordwest und weht aufgrund eines verstärkten Gradienten mitunter frisch, wobei
im Bergland und an den Küsten teils mit starken bis stürmischen Böen zu rechnen
ist. Überwiegend ist es wieder stark bewölkt, im Süden teils bedeckt. Dort kommt
es aufgrund der Staukomponente zu stärkeren Regenfällen, vor allem an den Alpen.
Warnschwellen werden voraussichtlich nicht überschritten. Auch in den östlichen
Landesteilen beginnt es zu regnen, wobei Cosmo-Eu markante Signale von Thüringen
bis nach Sachsen gibt, die für Stark- bzw. Dauerregenereignisse sprechen. Sie
sind das Ergebnis einer V-b artigen Wetterentwicklung, bei der sich unter der
Vorderseite des mitteleuropäischen Höhentroges ein Bodentief von der nördlichen
Adria Richtung Ostpolen verlagert und es auf der "kalten Seite" dieses Tiefs zu
dem klassischerweise anhaltendem Regen kommt.
Im übrigen Land gibt es zwar noch häufigere, meist aber nur noch leichte
Schauer. Die Temperatur erreicht nur 16 bis 21 Grad, im Süden bleibt es bei
längerem Regen noch kühler.

Freitag ... Zu Beginn des Tages liegt Deutschland unter einem bis ins Mittelmeer
reichenden Höhentrog, wobei die höhenkälteste Luft aber bereits über die Alpen
Richtung Oberitalien abzutropfen beginnt. Dahinter "schließt sich der Trog
sowohl von der West- als auch von der Ostflanke her. Dies führt zu Druckanstieg
am Boden und zu allgemeiner Wetterberuhigung. Allenfalls am Alpenrand besteht
noch die Chance, dass es bei nördlicher Anströmung gebietsweise noch zu Regen
kommt. Die Temperaturen erreichen nur 17 bis 21 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auch die übrigen vorliegenden Modelle weisen in eine ähnliche Richtung wie die
deutsche Modellkette.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. R. Hering-Zieringer