DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-07-2016 09:00
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu W a.

Im Südosten heute teils markante Gewitter, örtlich Starkregen und Hagel.
Unwetter unwahrscheinlich. Im Nordwesten kurze Kaltluftgewitter, wahrscheinlich
nur mit Windböen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegen wir zunächst vorderseitig eines Langwellentroges, der von
Westen her auf Deutschland übergreift und zum Tagesende das ganze Bundesgebiet
überdeckt. Durch Advektion zyklonaler Vorticity (PVA) werden zwar Hebungsimpulse
generiert, die aber durch den Trog überlaufende KLA um einiges gedämpft werden.
Das Zentrum des Bodentiefs verlagert sich zur Norwegische See womit die Strömung
in der unteren Troposphäre auf westliche Richtungen dreht und die zugehörige
Kaltfront ihre Neigung zur Wellenbildung verliert. Sie schwenkt demnach relativ
zügig über den Vorhersageraum hinweg nach Osten, so dass auch Südostbayern, wo
die Frontpassage zuletzt passiert, im Laufe des Nachmittags überquert wird.
Während die Schichtung im Frontbereich stabil bleibt, wird in der präfrontalen
Warmluft noch etwas ML-CAPE aufgebaut, vor allem im äußersten SO Bayerns sowie
in der Oberlausitz wo es noch am längsten einstrahlt; dort sind
Energiemengen von bis zu 500 J/kg möglich, dazu PPWs von über 30 mm. Ob diese
CAPE-Werte tatsächlich erreicht werden
hängt vom Timing der Front respektive der präfrontalen Bewölkung ab, die rasch
nach SO vorstoßen soll.

Aktuell treten schon aus der Nacht heraus über dem Süden Gewitter auf, die sich
teilweise im Bereich einer Konvergenz gebildet haben und nach Nordosten
verlagern. Sie schwächen sich ab, dennoch muss entsprechend schon am Vormittag
im Südosten mit schauerartigen und teils gewittrigen Regenfällen, oder markanten
Gewittern gerechnet werden, wobei Starkregen an vorderster Stelle als
begleitendes Element zu nennen ist.
Schon mittags hat die Konvergenz den Süden via Tschechien und Österreich
überquert und mit ihr wird die labilste Luft nach Osten abgedrängt, nachfolgend
bleibt noch die Kaltfront als Impulsgeber übrig, die Schichtung an ihr ist im
Südosten zwar nicht mehr so stabil, wie weiter nordwestlich, von der Labilität
insgesamt ist aber schon nicht mehr viel übrig, s.o.. Dennoch kann es ganz im
Südosten, von Südostbayern bis zur Oberlausitz noch zu einzelnen kräftigen
Gewittern reichen, mehr als markanten Entwicklungen mit Starkregen und kleinerem
Hagel sollte es aber nicht geben.

Rückseitig der Kaltfront strömt ein Schwall erwärmter Meeresluft polaren
Ursprungs in den Vorhersageraum, in der die 850-hPa-Temperatur in weiten Teilen
der NW-Hälfte auf 5°C oder etwas darunter zurückgeht. Auch mitteltroposphärisch

sinkt die Temperatur, im N und W auf unter -20°C in 500 hPa, lokal auf nahe
-25°C. Nach einer vorübergehend trockenen postfrontalen Episode, entwickeln sich
dort Schauer und einzelne Gewitter, die aufgrund der hohen Scherungswerte
vorderseitig des Troges auch linienhaft organisiert sein können.
ML-CAPE bis 300 J/kg, abnehmende PPWs auf unter 20 mm sowie eine vergleichsweise
flotte Grundströmung deuten auf starke Böen, vielleicht auch auf kleinkörnigen
Hagel oder Graupel hin, während Starkregen kaum in Frage kommt. Diese kurzen
Gewitter können zum Abend durchaus auch den Osten und die Mitte erreichen.
Sollten sich tatsächlich linienhafte Gewitter bilden, sind auch stürmische Böen
möglich.

Der auf südwestliche bis westliche Richtungen drehende Wind frischt besonders
bei Konvektion sowie bei Frontpassage auf mit Spitzen 7 Bft. An der Nordsee sind
auch rein gradientbedingte Böen 7 Bft möglich, im höheren Bergland auch
stürmische Böen oder exponiert Sturmböen. Die Temperatur erreicht Höchstwerte
von 17 bis 23°C, nach O und SO hin noch bis zu 26, 27°C.

In der Nacht zum Samstag entfernt sich die Kaltfront nach Südosten. Rückseitig
kommt es am Alpenrand noch zu teils staubedingten Regenfällen, die in der
zweiten Nachthälfte aber schon weitgehend aufhören. Dahinter schiebt sich der
KLA
folgend ein Azorenhochkeil bis nach Süddeutschland bzw. zur Mitte vor, der für
eine Wetterberuhigung sorgt. Bei Aufklaren geht die Temperatur gebietsweise bis
in den einstelligen Bereich zurück. Entsprechend dem Tagesgang fällt die
Konvektion weitgehend zusammen, lediglich Richtung Nordsee muss in Verbindung
mit der höhenkältesten Luft noch mit Schauern und einzelnen Gewittern gerechnet
werden. Dort ist - auch unabhängig von Konvektion - der SW-Wind weiterhin recht
zackig unterwegs mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft.


Sonntag... gelangt Deutschland auf der Südflanke des mittlerweile über der
Norwegischen See angelangten hochreichenden Tiefs unter eine relativ glatte
westliche Höhenströmung mit der aber weitere Randtröge Deutschland von West nach
Ost überqueren. Nach wie vor überdeckt der Azorenhochkeil die Südhälfte, wo sich
ein ruhiger und warnfreier, teils heiterer, teils wolkiger (knapp oberhalb von
700 hPa befindet sich eine leichte Inversion bzw. isotherme Schicht, an der sich
Quellbewölkung ausbreiten kann) Tag einstellt. Dabei steigt die Temperatur in
der erwärmten Meereskaltluft auf 19 bis 24°C, im äußersten SW (Hochrhein,
südlicher Oberrheingraben) punktuell um 25°C.

Nach Norden hin verläuft der Sonntag etwas zyklonaler und wechselhafter mit
Schauern und dem ein oder anderen kurzen Gewitter bei Tageshöchstwerten von rund
17°C an der Nordsee und 22°C Richtung Berlin und untere Oder. Abgesehen von
Schauerböen frischt der SW-Wind an der See und in einigen exponierten Hochlagen
böig auf mit Spitzen der Stärke 7 Bft.

In der Nacht zum Montag klingen die Schauer, abgesehen von der Küste, wo nahe
der höhenkältesten Luft weitere Schauer und kurze Gewitter möglich sind, meist
ab und die Bewölkung löst sich teilweise auf. Eine über Frankreich befindliche
schwache Welle, die sich vor allem in den Temperaturfeldern abzeichnet, zieht
nur langsam ostwärts. Sie erreicht mit kompakteren Wolken und vielleicht auch
ein paar Regentropfen den Südwesten.

Im höheren Bergland und an den Küsten gibt es vielleicht auch noch die ein oder
andere stärkere Böe, Bft 7, sonst bildet sich höchstens vereinzelt Dunst oder
Nebel. Die Luft kühlt auf Werte um die 10 Grad ab.

Montag... befindet sich Deutschland zwischen dem hoch reichenden Tief über dem
Nordmeer und einer Hochdruckzone, die vom südöstlichen Mitteleuropa über
Süddeutschland bis zu den Azoren reicht in einer glatten westlichen Strömung, in
der kaum dynamische Hebungsantriebe zu erkennen sind.
Im Tagesverlauf gelangt in allen Schichten der Troposphäre wärmere Luft zu uns,
so dass im Süden und der Mitte die 850-hPa-Temperatur wieder auf 10 bis 13 Grad
steigt, so dass dort in Tallagen teils wieder sommerliche Temperaturen auf der
Karte stehen. Nach Norden hin bleibt das Temperaturniveau noch gedämpft, und die
Temperatur erreicht nur 19 bis 23 Grad. Im Norden ist die Schichtung noch leicht
instabil, zumindest wird etwas CAPE simuliert. Wahrscheinlich gibt es aber nur
im Norden ein paar kurze Schauer, sonst bilden sich Quellwolken, während im
Süden und Südosten meist die Sonne scheint.

Abgesehen von steifen Windböen an der Küste verläuft der Tag wahrscheinlich
warnfrei.

In der Nacht zum Dienstag greifen die Ausläufer eines in die südliche Nordsee
ziehenden Tiefs auf den Nordwesten über mit starker Bewölkung und Regen.
Ansonsten verläuft die Nacht ruhig, trocken bei teils geringer Bewölkung.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Signale für Gewitter und Böen, konvektiv und an der Kaltfront aus dem C DE
und C DE EPS für den heutigen Tag scheinen etwas übertrieben. Angesichts der
letzten Beobachtungen ist fraglich, ob mit Passage der Kaltfront überhaupt Bft 7
zustande kommen. Die grundsätzliche Entwicklung der nächsten Tage ist
unstrittig; die Unwettergefahr für den heutigen Tag ist auch im SE nur gering
und der Regen nachts am östlichen Alpenrand überschreitet auch keine
Warnschwellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner