DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-01-2019 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.01.2019 um 10.30 UTC



Zunächst durchweg winterlich, über Schnee teils strenger Frost. Ab Sonntag
zumindest im Norden und Westen Milderung mit Regen und örtlichem Glatteis. Zur
Wochenmitte hin wahrscheinlich wieder kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.01.2019


Am Donnerstag und Freitag liegt Deutschland an der Nordflanke eines
Höhentiefkomplexes, der aus einem vorherigen Austropfprozess hervorging und sich
über Südeuropa etabliert hat. Zwischen diesem System und der über
Mittelskandinavien hinweg ostwärts verlaufenden Frontalzone hält sich zunächst
eine Hochbrücke. In deren Bereich kühlt sich die eingeflossene arktische
Polarluft weiter ab, so dass sich meist auch tagsüber leichter Frost hält.
Allenfalls den Südosten können leichte Schneefälle streifen, die aus dem
südeuropäischen Tiefdruckkomplex resultieren. Allerdings sollte es selbst am
östlichen Alpenrand nur für wenige Zentimeter Schnee reichen.
In der Nacht zum Samstag greift ein Trog auf die Britischen Inseln über.
Vorderseitig setzt Druckfall ein, im Norden und Westen dreht am Samstag der Wind
auf Südwest, frischt auf und erreicht an der Nordsee in Böen Sturmstärke. Am
Samstagabend setzt an der Nordsee Niederschlag ein, der in der Nacht zum Sonntag
den gesamten Nordwesten und Westen erfasst. Anfangs fällt meist Schnee, der in
tieferen Lagen in Regen übergehen kann, wodurch örtlich Glatteisgefahr besteht.
Eine großräumige Glatteislage zeichnet sich jedoch nicht ab. Im Laufe des
Sonntags greifen die Niederschläge auf den Osten und Süden über, fallen aber
dort durchweg als Schnee. Ein leichter Temperaturanstieg auf Maxima deutlich
über 0 Grad erfolgt wahrscheinlich nur im Norden und Westen Deutschlands.
Am Sonntag rückt der o.g. Trog unter Verkürzung der Wellenlänge nach Deutschland
vor. Hierdurch nehmen die Niederschläge, die dann nahezu durchweg wieder in
fester Phase fallen, einen konvektiven Charakter an.
Am Montag stellt sich mit der Annäherung eines breiten atlantischen Troges eine
zyklonale Westströmung ein, die sich auch in Bodennähe durchsetzen dürfte, dort
aber einen Südwesteinschlag aufweist. Der Gradient sollte für eine Milderung,
die auch den Osten und Süden Deutschlands erfassen kann, hinreichend sein, so
dass dort am Montag die Frostluft ausgeräumt wird. Das ist jedoch noch unsicher.
Niederschläge greifen dann wahrscheinlich erst in der Nacht zum Dienstag im
stärkeren Maße wieder auf den Nordwesten und Westen Deutschlands über. Der Wind
frischt aus Südwest auf, an der Küste und im Bergland treten Sturmböen,
exponiert schwere Sturmböen auf.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erreicht der breite Trog vom
Atlantik kommend Westeuropa und weitet sich dort nach Süden aus. Dies hat einen
eher wechselhaften Wettercharakter zur Folge, wobei die Niederschlagsneigung
zwischen Nordsee und Alpen höher ist als nach Nordosten hin. Tendenziell gehen
die Niederschläge eher wieder in die feste Phase über. Mit dem abnehmenden
Gradienten am Mittwoch dürften die Temperaturen dann auch wieder zurückgehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. Ab Montag ergeben sich Unterschiede
insofern, als dass der aktuellste Lauf am deutlichsten eine Zunahme des
Gradienten (und damit auch ein Durchsetzen der milderen Luft) zeigt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist die kräftige Zyklogenese,
die beim gestrigen Modelllauf noch über Westfrankreich und dem Ärmelkanal
gerechnet wurde, zum einen schwächer gerechnet und zum anderen mehr nach Westen
verschoben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag zeigen alle verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung; prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Am Samstag setzt sich bereits nach ICON und GFS die Milderung durch.
Bei UKMO ist das nur ganz im Nordwesten der Fall, nach EZMW und dem Modell des
kanadischen Wetterdienstes hält sich Hochdruckeinfluss. Nach den beiden
letzteren Modellen wird der Süden und Osten auch am Sonntag noch von der
milderen Luft verschont.
Am Montag wird die vom EZMW erwartete Trogpassage von GFS gestützt; nach ICON
und dem kanadischen Modell weitet sich dieser Trog unmittelbar westlich von
Deutschland nach Süden aus.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dürfte sich nach dem
kanadischen Modell, gestützt durch ein sich über Skandinavien entwickelndes
blockierendes Hoch, am ehesten wieder eine östliche Strömung und ein
Temperaturrückgang einstellen. Nach EZMW wäre eher eine südöstliche Strömung zu
erwarten; das Hoch ist weiter nach Osten, d.h. nach Russland, verschoben. GFS
lässt eine schwache Hochbrücke über dem nördlichen Mitteleuropa entstehen.
Demnach wäre auch nach EZMW und GFS ausgangs des erweiterten
Vorhersagezeitraumes ein Temperaturrückgang vorstellbar, der aber nicht so
ausgeprägt ist wie beim Modell des kanadischen Wetterdienstes.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung und somit die Version
des EZMW, d.h. ein sich über Westeuropa südwärts ausweitender Trog wäre das
wahrscheinlichste Szenario. Die oben beschriebene Milderung wäre demnach nur von
vorübergehender Natur. Demnach dürfte sich ab dem Wochenende ein eher nasskalter
Witterungsabschnitt einstellen mit tendenziell mehr Niederschlag zwischen
Nordsee und Alpen als nach Nordosten hin. Zumindest im Bergland und auch an den
Alpen dürfte es winterlich bleiben, dort fällt durchweg Schnee, Tauwetter ist
nicht in Sicht, aber größere Neuschneefälle sind nicht zu erwarten.
Das EPS des EZMW wird ab H+192 in 4 Cluster untergliedert, die durchweg den über
Westeuropa liegenden breiten Trog nach Süden ausgreifen lassen. Unterschiede
ergeben sich hinsichtlich der Lage der Trogachse und ob sich über Skandinavien
ein Hoch entwickelt (was nur das am schwächsten besetzte Cluster zeigt). Der
Spread ist selbst im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum relativ
niedrig. 80 bis 90 Prozent der Einzellösungen folgen der oben beschriebenen
Entwicklung. Grundlegende Unterschiede zum EPS des GFS sind nicht erkennbar.
Auch nach dem EPS des EZMW lässt sich ein eher leicht unbeständiger und
nasskalter Witterungsabschnitt ableiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Freitag hält sich meist ruhiges Winterwetter. Bei Aufklaren
über Schnee sowie im Bergland kann es in den Nächten strengen Frost geben,
ansonsten sind markant zu bewarnende Wetterereignisse eher unwahrscheinlich.
Am Samstag frischt im Norden und Westen der Wind auf, an der Nordsee und in
exponierten Berglagen der nördlichen und westlichen Mittelgebirge können Böen
bis Sturmstärke nicht ausgeschlossen werden.
In der Nacht zum Sonntag greifen auf den Nordwesten und Westen Niederschläge
über. Diese fallen anfangs wahrscheinlich durchweg als Schnee, gehen aber
vorübergehend in Regen über, wodurch die Gefahr von Glatteis besteht.
Im Laufe des Sonntags erfassen dann diese Niederschläge den Osten und Süden
Deutschlands, wobei dort die flüssige Phase zusehends unwahrscheinlicher wird.
Der Wind frischt auch in diesen Gebieten etwas auf; stürmische oder gar
Sturmböen sollten jedoch auf exponierte Berggipfel beschränkt bleiben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann