DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-06-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.06.2016 um 10.30 UTC



Anfangs vor allem im Süden und Osten noch schwere Gewitter. Nachfolgend leichter
Temperaturrückgang und nachlassende Gewittertätigkeit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.06.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Samstag befindet sich
Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentroges, dessen Achse über Westeuropa
verläuft. Im Bodenniveau erstreckt sich eine Tiefdruckrinne von Skandinavien
über die Osthälfte Deutschlands und das östliche Mitteleuropa bis in das
zentrale Mittelmeer. Darin eingelagert ist eine Konvergenz, an der sich im Osten
und Südosten teils kräftige Gewitter bilden. Abgesetzt von dieser Konvergenz
bzw. der Tiefdruckrinne folgt die Kaltfront eines Tiefs über Südnorwegen. Sie
verläuft Samstagmittag über den Nordwesten Deutschlands und geht schließlich in
die Warmfront eines Tiefs über Spanien über. Auch im Vorfeld der Kaltfront kommt
es noch gebietsweise zu Gewittern. Präfrontal ist weiterhin sehr warme Luft
wetterbestimmend mit 850 hPa Temperaturen zwischen 13 und 17 Grad, mit den
höchsten Werten im äußersten Osten. In den Nordwesten fließt dagegen rückseitig
der Kaltfront kühlere Luft ein, dort liegen die Temperaturen in 850 hPa um 7
Grad.

Am Sonntag kommt der Höhentrog etwas nach Osten voran, wir verbleiben aber
weiterhin auf dessen Vorderseite. Die Kaltfront hat uns bis zum Abend weitgehend
überquert. Durch das Tief über Spanien kommt sie allerdings über dem Südosten
nicht weiter voran. Somit sind im äußersten Osten und Südosten nochmals
gewittrige, teils auch länger anhaltende Niederschläge zu erwarten. Rückseitig
der Kaltfront setzt sich leichter Hochdruckeinfluss durch, wobei es in
Verbindung mit dem Höhentrog in der eingeflossenen kühleren Luftmasse
insbesondere im Norden und Nordwesten zu weiteren Schauern und einzelnen, aber
deutlich schwächeren Gewittern kommt.

Am Montag ist im Bodenniveau weiterhin ein Keil des Azorenhochs Richtung
Deutschland gerichtet. In der Höhe etabliert sich aber ein breiter Höhentrog,
der von Grönland über den nördlichen Ostatlantik bis nach Skandinavien bzw. das
nördliche Mitteleuropa reicht. Eingelagert in diese nordwestliche Höhenströmung
ist ein Frontensystem, dass im Tagesverlauf auf Deutschland übergreift und vor
allem im Norden und Nordwesten für Schauer sogt. An den Alpen macht sich die
abziehende Luftmassengrenze noch durch leichte Niederschläge bemerkbar.

Am Dienstag und Mittwoch ändert sich an der großräumigen Wetterlage wenig. In
den breiten Langwellentrog eingelagerte kurzwellige Anteile ziehen über die
Nordhälfte hinweg und sorgen dort für wechselhaftes und zu Schauern neigendes
Wetter. Die Zufuhr kühlerer Meeresluft hält weiter an, dabei liegen die
Temperaturen in 850 hPa zwischen 3 Grad an der Grenze zu Dänemark und 10 Grad am
Alpenrand.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum insgesamt als gut bezeichnet werden. Unterschiede gibt es
noch bezüglich des Höhentroges und der Verlagerung der Tiefdruckrinne. Während
der westeuropäische Höhentrog nach dem gestrigen 00 UTC Lauf bereits in der
Nacht zum Sonntag durchschwenken sollte, bleibt er seit dem gestrigen 12 UTC
Lauf noch westlich von uns und ist mit einer größeren Amplitude zudem markanter
ausgeprägt. Somit kommt auch die Rinne von Lauf zu Lauf etwas langsamer ostwärts
voran, so dass die Osthälfte am Samstag noch in deren Einflussbereich verbleibt.
Entsprechend verlagert sich auch die nachfolgende Kaltfront noch nicht soweit
nach Osten, wie gestern noch angenommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit anderen Globalmodellen zeigt ebenfalls Unterschiede bezüglich
der Tiefdruckrinne. Am langsamsten kommen sowohl der Höhentrog als auch die
Rinne nach GFS ostwärts voran. ICON weist eine Zwischenlösung auf. Der im
weiteren Verlauf der Mittelfrist nach EZMW relativ breit konturierte Höhentrog
ist nach GFS ebenfalls deutlich markanter ausgeprägt, was sich in einer
offensiveren Niederschlagsprognose im Vergleich zu EZMW und ICON äußert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach stützt die Aussagen des deterministischen Laufs.
Bei relativ geringem Spread ist von Freitag bis Sonntag ein markanter Rückgang
der Temperatur in 850 hPa zu erkennen. Nachfolgend pendelt sich die Temperatur
etwa zwischen 6 und 9 Grad ein. In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch
zeigen sowohl Kontroll- als auch Hauptlauf einen erneuten Anstieg bei
gleichzeitig ansteigendem Spread. Ähnlich markant ist der Rückgang des
Geopotentials. Niederschlagssignale sind vor allem am Freitag und Samstag
vorhanden. Nachfolgend schwächen sich die Signale ab, verschwinden aber nicht
ganz, so dass eine durchweg trockene Phase nicht zu erwarten ist.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden fünf Cluster.
Der Unterschied liegt in der Ausprägung und der Verlagerung des Höhentroges,
wobei der deterministische Lauf, der sich in Cluster 4 befindet, eine
Zwischenlösung darstellt. Von Montag bis Mittwoch reduziert sich die Anzahl der
Cluster auf vier. Auch hier ergeben sich Unterschiede bezüglich der Amplitude
der Höhenströmung. In Cluster vier wird eine nahezu glatte West- bis
Nordwestströmung simuliert, in Cluster drei weist der Höhentrog die größte
Amplitude auf. Der deterministische Lauf befindet sich in Cluster 2. Die meisten
Member befinden sich dagegen in Cluster 1, eine Lösung, die sich von Cluster 2
wenig unterscheidet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Vorfeld der Kaltfront entwickeln sich am Samstag mit Ausnahme des äußersten
Westens und Nordwestens wieder teils kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und
Sturmböen. Unwetterartige Entwicklungen sind in Verbindung mit der Konvergenz
vor allem im Osten und Süden zu erwarten.
Im äußersten Osten und im Südosten Bayerns kommt es nochmal zu einer starken
Wärmebelastung.

Am Sonntag verbleiben der äußerste Osten und der Südosten noch vorderseitig der
Kaltfront, so dass nochmals kräftige Gewitter auftreten. Die Gefahr für
unwetterartige Entwicklungen nimmt im Vergleich zum Vortag ab. Sonst können sich
in der einfließenden kühleren Meeresluft vor allem im Norden einzelne, aber
deutlich schwächere Gewitter bilden.

Am Montag beschränken sich einzelne, teils kräftige Gewitter auf den äußersten
Süden und Südosten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger