DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-12-2018 08:01
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
WW (Winkel-West-Lage).
"Frontenfriedhof", im Nordosten, Südosten sowie in den östlichen Mittelgebirgen
Gefahr von örtlichem Glatteis. In der Nacht zum Donnerstag und Donnerstagfrüh im
Südosten mit Unwettergefahr. Außerdem auf exponierten Berggipfeln zeitweise Böen
bis Sturmstärke nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland anfangs noch im Randbereich eines nach Osteuropa
abziehenden breiten Troges. Dieser wird durch ein blockierendes Hoch mit
Schwerpunkt über Westrussland an einer zügigen Verlagerung nach Osten gehindert.
Im Tagesverlauf greift ein Keil von Frankreich her unter Verkürzung der
Wellenlänge über.
Der nachfolgende breite Trog rückt bereits in den nahen Ostatlantik vor. Das mit
diesem Trog korrespondierende Tief, das den Charakter eines Zentraltiefs
aufweist, verlagert sich nur wenig ostwärts. Dessen okkludierendes Frontensystem
überquert die Britischen Inseln weitgehend; präfrontal einsetzender Druckfall
führt im Nordwesten und ganz im Westen Deutschlands zu einer Gradientzunahme, so
dass es in den hierfür anfälligen Lagen der westlichen Mittelgebirge sowie auf
höheren Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge für warnrelevante Böen,
exponiert vielleicht auch für stürmische Böen, reicht. Immerhin könnte die
Zunahme der Luftdruckunterschiede bewirken, dass in weiten Teilen Deutschlands
die tiefe Bewölkung auflockert. In den südwestdeutschen Mittelgebirgen und in
Alpennähe sind, bedingt durch Absinken im Randbereich des o.g. Hochs, durchaus
längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Aber auch dort, wo sich noch stärkere
Bewölkung hält, was am ehesten im Nordosten und ganz im Norden der Fall ist,
sind keine nennenswerten Niederschläge mehr zu erwarten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 8, in den höheren Lagen der
Mittelgebirge Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch erreicht der Keil bereits die polnische Westgrenze,
wodurch sich über dem Vorhersagegebiet eine südwestliche Strömung einstellt. Im
Bodendruckfeld hält sich eine südliche bis südöstliche Komponente. Auf den
äußersten Westen greifen die Niederschläge eines weiteren Frontensystems über.
Diese fallen durchweg als Regen und sind fernab von jeglicher Warnrelevanz. Im
Osten, Süden und in weiten Teilen Mitteldeutschlands ist leichter Frost zu
erwarten. Über dem schneebedeckten Alpenvorland dürfte es sich in den Bereich
mäßigen Frostes abkühlen. Aufgrund der zuvor erfolgten Abtrocknung ist die
Glättegefahr gering und auf die Gebiete, in denen sich dichter Nebel bildet,
beschränkt. Der Gradient beginnt von Westen her wieder aufzuweichen, aber
warnrelevante Böen können in hierfür anfälligen Berglagen noch auftreten.

Mittwoch... greift der Trog auf Westeuropa über, wodurch sich mit einer
südwestlichen Strömung die mildere Luft weiter nach Osten vorarbeitet. Hier
kommt ein weiteres okkludiertes Frontensystem zum Tragen, was geringe
Niederschläge im Norden Deutschlands bis nach Osten ausgreifen lässt und
aufgrund des Schleifens der Front im Südwesten die Niederschläge etwas
verstärkt. Nach Osten hin, bevorzugt im östlichen Mittelgebirgsraum, aber auch
in Teilen von Niederbayern, kann die gefrierende Phase weiterhin nicht ganz
ausgeschlossen werden, so dass die Gefahr von örtlichem Glatteis auch tagsüber
gegeben ist. Wie weit die Niederschläge noch nach Osten vordringen, ist noch
nicht sicher. Auch nicht sicher ist, ob sich in diesen Gebieten aus der Nacht
heraus leichter Dauerfrost hält. Zumindest im Nordosten ist das im Gegensatz zu
den Annahmen der Vortage sehr wahrscheinlich nicht mehr der Fall. Im Südosten,
d.h. vor allem in Niederbayern, ist, bedingt durch die erneut erfolgende
Gradientabnahme, ganztägiger Dauerfrost wahrscheinlicher. Gegenüber dem Vortag
macht sich die Sonne dann wieder rar, ein paar Wolkenlücken sind am ehesten ganz
im Osten, an den Nordrändern der westlichen Mittelgebirge und am Alpenrand
vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber dem Vortag nur unwesentlich.
Lediglich im Rheinland sind Maxima um 10 Grad möglich.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das gesamte Zirkulationsmuster ein
wenig nach Osten, wodurch Deutschland eher in den Trogbereich gelangt, aber noch
an der Vorderseite der Hauptachse des Troges und somit unter einer südwestlichen
Strömung verbleibt. Diese setzt sich dann auch in tieferen Troposphärenschichten
durch. Mit dem Übergreifen des Frontensystems auf den Osten und Südosten und den
damit einhergehenden Niederschlägen lebt die Gefahr von Glatteis, nicht zuletzt
auch durch die östliche bis südöstliche bodennahe Strömung, mit welcher
weiterhin Kaltluft advehiert wird, in diesen Gebieten noch einmal auf. Bedingt
durch die höheren Niederschlagssummen (immerhin können einige Millimeter
zusammenkommen) kann im östlichen Bayern Unwetter durch Glatteis nicht
ausgeschlossen werden. Sollte sich am Tage zuvor in diesen Gebieten leichter
Dauerfrost halten, wäre eine Unwetter-Vorabinformation in Erwägung zu ziehen.
Oberhalb von 600 bis 800 Metern in den östlichen Mittelgebirgen und ab etwa 1000
Metern in den Alpen fällt noch meist Schnee, wobei aber mehr als 10 cm Neuschnee
selbst in Staulagen eher unwahrscheinlich sind.

Donnerstag... greift die Hauptachse des Troges auf Deutschland über, wobei sich
im Süden eine raschere Verlagerung des Troges abzeichnet als im Norden. Nach
Abzug des Frontensystems nach Polen lassen die Niederschläge vorübergehend nach,
einzelne Schauer sind jedoch nicht auszuschließen. Nachfolgend stellt sich
stromaufwärts bis in den mittleren Nordatlantik hinein eine Zonalisierung ein.
Bis zum Abend setzt im Westen bereits wieder Warmluftadvektion ein, was dort
erneut Niederschläge aufkommen lässt, die skaligen Charakter aufweisen.
Mit dem Durchgreifen der west- südwestlichen Strömung nach Osten sollte sich
spätestens am Vormittag auch in den östlichen Mittelgebirgen und in Teilen von
Niederbayern die Glatteissituation entspannen. Bedingt durch die Zunahme des
Gradienten im Westen und Südwesten sind dann zumindest im Bergland dieser
Gebiete wieder warnrelevante Böen, exponiert vielleicht auch stürmische Böen,
vorstellbar.
Ein paar Wolkenlücken sind in den Leegebieten der östlichen Mittelgebirge und
vor allem aber auch an den Alpen möglich. Sonst hält sich meist starke bis
geschlossene Bewölkung.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 8, am Oberrhein bis 10, in den
Hochlagen der östlichen Mittelgebirge Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Freitag setzt sich dann auch über dem Vorhersagegebiet eine
westliche Strömung durch. An der Vorderseite eines Frontensystems, das
Westfrankreich erreicht, verstärkt sich über Deutschland die Warmluftadvektion,
wodurch sich im Westen die Niederschläge intensivieren, ohne dass Warnschwellen
erreicht werden. Mit der erneuten Gradientverschärfung frischt der Wind auf. In
den westlichen und nördlichen Mittelgebirgen sind warnrelevante Böen, exponiert
(Brocken, Feldberg im Schw.) durchaus auch Böen bis Sturmstärke möglich.
Mit der Zonalisierung steigt dann auch in den östlichen Mittelgebirgen die
Schneefallgrenze auf etwa 1000 m, an den Alpen darüber, an. Ob es in
windgeschützten Tallagen der östlichen Mittelgebirge und der Alpen dann noch
einmal örtliches Glatteis geben kann, ist noch nicht sicher. Abgesehen hiervon
bleibt es durchweg frostfrei, so dass winterbedingte Warnparameter vorerst kein
Thema sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Probabilistische Verfahren stützen die oben getroffenen Aussagen. Da
warnrelevante Wetterereignisse vorerst durch Grundschichtprozesse dominiert
werden, ist für derartige Vorhersagen Nowcasting und kontinuierliches Monitoring
der Situation unabdingbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann