DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-11-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.11.2018 um 10.30 UTC



Anfangs im Norden windig, sonst ruhiges Herbstwetter und meist trocken, mäßig
kalt. Zum Wochenende unbeständiger mit Regen.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.11.2018


Am Mittwoch, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, liegt
Deutschland auf der Ostseite eines kalten Höhentiefs, das sich vom Kanal und
Süd-England bis in das Seegebiet südlich von Irland erstreckt. Auf seiner
Südseite hat sich über der Biskaya ein Bodentief entwickelt, während über
Skandinavien nach wie vor ein kräftiges Hoch liegt. Daraus entsteht bei uns eine
kräftige östliche bis südöstliche Strömung mit der gealterte Polarluft zu uns
geführt wird, die aber zunehmend unter Hochdruckeinfluss gerät. Daher ist
abgesehen vom äußersten Norden am Mittwoch kaum mit Niederschlägen zu rechnen.
Der Wind ist allerdings an den Küsten noch ein Thema mit starken bis stürmischen
Böen (meist Bft 7, vereinzelt auch 8). Der Himmel zeigt sich meist bedeckt bei
mäßig kalten Temperaturen zwischen 2 und 7 Grad.

Am Donnerstag wandert das kalte Höhentief weiter nach Westen ab, während sich
ausgehend von dem Höhenhoch über Skandinavien über Mitteleuropa eine
Omega-artige Höhenströmung aufbaut. Wir liegen an der Westflanke des Omegas und
im Tagesverlauf schwenkt ein Randtrog über den Südwesten und Westen nordwärts.
Das Bodenhoch dämpft allerdings den Hebungsantrieb und daher bleibt es abgesehen
von ein paar Spritzern Regen im Südwesten trocken. Der Wind ist anfangs noch an
der Nordseeküste ein Thema. Die Böen erreichen aber meist nur noch Bft 7.

Am Freitag schwenkt der Randtrog weiter nordwärts, die Hochdruckbrücke über
Norddeutschland dämpft aber seine Wetteraktivität deutlich. Südlich davon baut
sich über dem mittleren Mittelmeerraum erneut ein kräftiger Höhenrücken auf und
gewinnt im Tagesverlauf an Einfluss auf Süddeutschland.

Am Samstag dominiert in den meisten Teilen des Landes noch der Rücken,
allerdings greift im Tagesverlauf von Westen her ein weiterer Randtrog auf den
Südwesten über. Dadurch entsteht über dem Südwesten ein flaches Bodentief und
daran gekoppelt ein Regengebiet. Es greift vom Südwesten bis in die Mitte aus.
Da die 0°C-Isotherme in 850 hPa aber über Norddeutschland liegt, fallen die
Niederschläge bis in höhere Lagen als Regen. Allerdings wird auf der Rückseite
des Bodentiefs mit einer nördlichen Strömung wieder etwas kühlere Luft nach
Süden geführt. Am Sonntag verlagert sich ein abgeschnürtes Höhentief vom
Ostatlantik in Richtung Bretagne, korrespondiert dazu erreicht ein Bodentief
ebenfalls am Abend die Bretagne. Das Bodentief über dem Süden schwächt sich
weiter ab und verlagert sich über Sachsen hinweg bis zum Abend nach Südpolen.
Damit kann es vor allem im Erzgebirge noch Niederschläge geben, in höheren Lagen
dann auch als Schnee.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag gelangen wir in den Einflussbereich des
Höhentiefs, das von der Bretagne kommend, am Dienstag Süddeutschland erreicht
und dabei nach Süden austrogt. Es sorgt vor allem im Süden für etwas
Niederschlag, in höheren Lagen auch für Schnee. Erst zum Mittwoch hin kommen wir
von Westen her wieder auf die Vorderseite eines langwelligen Rückens und damit
wieder unter ein zunehmend antizyklonales Regime.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum kann die Konsistenz des aktuellen
IFS-Laufs im Vergleich zu den Vorläufen als recht gut bezeichnet werden. Erst in
der erweiterten Mittelfrist gehen die Läufe etwas auseinander. Das Übergreifen
des Höhentiefs von Westen her wird von Lauf zu Lauf weiter südlich simuliert.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Freitag stimmt IFS sehr gut mit ICON und GFS überein. Der Hochkeil, der
am Samstag nach IFS uns von West nach Ost überqueren soll, wird aber weder von
ICON noch von GFS simuliert. Die letzteren simulieren dagegen einen zonal
ausgerichteten Trog über Deutschland mit entsprechenden kräftigen
Niederschlägen. Am Sonntag wiederum sorgt der Randtrog nach IFS bis in die Mitte
und den Osten für Regen, bei ICON und GFS reduziert sich das allenfalls auf
Süddeutschland. Demnach erscheint die Entwicklung ab dem kommenden Wochenende
recht unsicher zu sein.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Mittwoch und Donnerstag 3 Cluster, wobei der
aktuelle IFS-Lauf im Cluster 1 befindet. Allerdings unterscheiden sich auch die
Cluster 2 und 3 in unserem Vorhersagegebiet nur wenig von der deterministischen
Lösung. Im anschließenden Zeitraum von Freitag bis Sonntag liegt der aktuelle
IFS-Lauf im Cluster 2, unterscheidet sich aber bei uns nicht signifikant zum
IFS-Lauf. Insgesamt werden 4 Cluster gerechnet. Im Trendzeitraum ab Montag
übernächster Woche wird nur 1 Cluster berechnet, dessen Clustermittel sich aber
im Detail doch recht stark vom deterministischen IFS-Lauf unterscheidet. Von
daher muss die Entwicklung im Trendzeitraum doch als recht unsicher eingeschätzt
werden.

Betrachtet man die Rauchfahne für Norddeutschland so erkennt man, dass der
aktuelle Lauf ab Freitag recht deutlich kälter ist als das Gros der
Ensemblelösungen (Temperatur in 850 hPa). Am Sonntag liegt der IFS-Lauf dann
schon etwa 5K unter dem Kontrolllauf und den Großteil der Members. Weiter
südlich geht die Schere zwischen Kontrolllauf und aktuellem Lauf des IFS zwar
erst am Samstag auseinander, das Verhalten der Kurven im Rest des Zeitraums bis
Mittwoch ist allerdings ähnlich, d.h. das der aktuelle Lauf des IFS im Vergleich
dazu zu kalt ist.

Die Niederschlagsprognosen der Rauchfahnen zeigen einen trockenen Abschnitt von
Mittwoch bis Freitag. Erst am Wochenende wird unbeständiger, obwohl auch die
einzelnen Members kaum über 5 mm/6h hinauskommen.

Ein Blick auf die GEFS Meteogramme offenbart dann eine Einordnung des
Temperaturregimes gegenüber dem Klima. Dabei sieht man, dass das GEFS
Ensemblemittel für die Temperatur in 850 hPa deutlich über dem der
Modellklimatologie (1981-2010) liegt. Die Tagesmaxima und Minima in 2m liegen
aber meist unter der Kurve der Modellklimatologie, ein Hinweis auf die fehlende
Durchmischung.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) deutet am Mittwoch noch die erhöhte
Wahrscheinlichkeit für Windböen für Teile Deutschlands an. Von Mittwoch bis
Samstag deutet der EFI mit -0,5 bis -0,75 auf einen recht kühlen
Witterungsabschnitt hin. Ansonsten gibt es keine Signale für im Vergleich zur
Modellklimatologie abweichende Niederschlagsmengen oder Windereignisse.

Für Mittwoch simulieren die Ensembles im Bereich der Nordseeküste Signale für
Böen der Stärke 8. Im Verlauf des Donnerstags schwächt sich der Wind dann rasch
ab und daraufhin sind bis zum Ende des Vorhersagezeitraums voraussichtlich keine
markanten Böen mehr zu erwarten.
Signale für signifikante Niederschlagsmengen sind auch nicht zu erwarten.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW, EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich