DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-11-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.11.2018 um 10.30 UTC



Übergang zu frühwinterlichem Wetter mit Niederschlägen meist in fester Phase.
Dabei zeitweise windig mit Sturmböen an einigen Küstenabschnitten sowie im
höheren Bergland.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.11.2018


Am Wochenende liegt Deutschland an der Südflanke eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt über Südskandinavien und der Norwegischen See. Durch dieses
Höhenhoch wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, das sich über
Mittelskandinavien etabliert. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über
Südwesteuropa wird mit einer kräftigen östlichen bis nordöstlichen bodennahen
Strömung bodennah zunächst trockene, aber zusehends kältere Luft advehiert.
Hierdurch sind nach Auflösung von örtlichem Nebel und Hochnebel am Samstag noch
längere sonnige Abschnitte zu erwarten, am Sonntag sind größere Auflockerungen
im Westen am wahrscheinlichsten. Bedingt durch den kräftigen Gradienten können
auf exponierten Berggipfeln sowie an einigen Abschnitten vor allem der
Ostseeküste Sturmböen auftreten.
Ab Montag nähert sich von Osten her ein markanter Kaltlufttropfen, der das o.g.
Hoch südlich "unterwandert". Dies lässt die Temperaturen im 850 hPa-Niveau
flächendeckend auf -5 bis -10 Grad zurückgehen, so dass die Niederschläge, die
zunächst an der Ostseeküste und in den östlichen Mittelgebirgen zu erwarten
sind, in fester Phase fallen oder zumindest in diese übergehen. Zum Dienstag hin
greifen diese Niederschläge auf den zentralen Mittelgebirgsraum und die
Nordseeküste über. Größere Niederschlagssummen sind eher unwahrscheinlich, aber
um 5 cm Schnee können vor allem im Bergland durchaus zusammenkommen.
In der Nacht zum Mittwoch setzen in Verbindung mit einem Kurzwellentrog, der das
Höhentief (den Kaltlufttropfen) umläuft, kräftigere Niederschläge ein, die von
den Ostalpen auf den Osten, Norden und am Mittwoch dann auch auf Teile der Mitte
und Nordwestdeutschlands erfassen. Dabei können 10 bis 15 mm Niederschlag
zusammenkommen, die meist als Schnee fallen, aber in tieferen Lagen zumindest
zeitweise in Schneeregen oder Regen übergehen können. Die geringsten
Niederschläge sind im Westen und Südwesten zu erwarten. Während am Dienstag in
höheren Berglagen und an einigen Abschnitten der Ostseeküste noch Böen bis
Sturmstärke auftreten können, wird am Mittwoch der Wind schwächer.
Bedingt durch den Kaltlufttropfen kann sich ab Dienstag und verstärkt ab
Mittwoch in einigen Regionen Deutschlands auch tagsüber leichter Dauerfrost
einstellen. Im Bergland ist dies ohnehin der Fall. In den Nächten ist dann,
abgesehen von Küstenstreifen, leichter bis mäßiger Frost zu erwarten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der
Kaltlufttropfen westwärts, wobei anfangs noch im Norden teils kräftige
Niederschläge (Schnee oder Schneeregen) zu erwarten sind. Danach setzt sich
erneut von Norden her Hochdruckeinfluss durch, die Niederschläge lassen nach und
es stellt sich dann auch wieder eine östliche bis nordöstliche bodennahe
Strömung ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen noch einigermaßen konsistent. Danach ergeben sich
bzgl. der Verlagerung des Kaltlufttropfens signifikante Unterschiede. So wird
die Bewegung dieses Gebildes nach Westen von Modelllauf zu Modelllauf verzögert.
Bereits Montag 12 UTC wird beim heutigen 00 UTC-Lauf das Zentrum des
Kaltlufttropfens ca. 1200 km weiter östlich gesehen als beim 24 Stunden früher
gestarteten Modell. Bis Mittwoch wachsen diese Positionsunterschiede auf mehr
als 1500 km. Zudem wird vom aktuellsten Lauf auch eine weiter südlich
verlaufende Verlagerung angenommen.
Am Mittwoch wird von der aktuellsten Simulation von den Ostalpen nordwärts
ausgreifend ein Bodentief gerechnet, das die oben beschriebenen Niederschläge
erklärt. Die weiter zurückliegenden Läufe hatten dieses Tief nicht im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum folgt nach dem 00 UTC-Lauf des
Vortages über die Ostsee hinweg ein weiterer Kaltlufttropfen, der Südwestkurs
einschlagen soll. Der aktuellste Lauf betont dann eher wieder den antizyklonalen
Einfluss.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Sonntag entwickeln sich Unterschiede zwischen den Modellen der
einzelnen Vorhersagezentren. So lässt ICON am Sonntag wenig südlich der Alpen
einen Kaltlufttropfen nach Westen ziehen, wodurch nach ICON die Temperaturen im
850 hPa-Niveau über dem Süden Deutschlands weiter zurückgehen als nach den
anderen Modellen. Allerdings wird der oben beschrieben Kaltlufttropfen von EZMW,
ICON und GFS ähnlich simuliert; selbst Dienstag, 00 UTC, d.h. bei der 144-std.
Vorhersage, variiert die Position des Tiefkerns nur um ca. 400 km. Von einer
deutlich langsameren Verlagerung gehen nur das Modell des kanadischen
Wetterdienstes sowie UKMO aus.
Erst zum Mittwoch hin werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen
wieder größer. Während EZMW den Kaltlufttropfen dann noch über dem Süden und
Südwesten Deutschlands belässt, in dieser nach ICON bereits über dem Ärmelkanal
und nach GFS über den Benelux-Staaten angelangt. Das Bodentief, das sich nach
EZMW vom östlichen Alpenrand nordwestwärts verlagern soll, ist bei anderen
Modellen nicht zu finden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird die Version des EZMW am
ehesten noch vom kanadischen Modell gestützt, wogegen sich nach GFS zyklonaler
Einfluss mit weiteren Niederschlägen einstellen soll.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS hat ebenfalls den o.g. Kaltlufttropfen im Programm, wobei die
übergroße Mehrzahl der Lösungen die Version des EZMW stützt. Gegenüber EZMW und
dem Modell des kanadischen Wetterdienstes würde sich erst mit einer weiteren
Verzögerung wieder antizyklonaler Einfluss durchsetzen. Bis einschließlich
Sonntag divergieren die Einzellösungen nur wenig. Etwa ab Wochenmitte liefert
etwa die Hälfte der EPS-Member wieder ein Anstieg der Temperaturen 850
hPa-Niveau (was als Hinweis auf einen relativ raschen Abzug des Kaltlufttropfens
zu werten wäre). Die andere Hälfte der Lösungen ist mit diesem Temperaturanstieg
eher zurückhaltend. Niederschlagssignale sind zwar vorhanden, aber nur schwach
ausgeprägt.
Das EPS des EZMW stützt bis einschließlich Mittwoch die oben beschriebene
Entwicklung, wobei die relativ langsame Verlagerung des Kaltlufttropfens von
annähernd der Hälfte der Einzellösungen angenommen wird. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist bei immerhin einem Drittel der Member von
diesem Kaltlufttropfen nichts mehr zu finden, aber die Hälfte der Member haben
diese Struktur noch im Programm. An einer Andauer der Blockierungslage wird aber
generell festgehalten. Dies sollte sich auch in einem weiteren
Temperaturrückgang niederschlagen, der auch vom EFI abgebildet wird.
Der Spread zeigt ein ähnliches Verhalten wie beim EPS des GFS. Die beiden
ungestörten Läufe (Kontrolllauf und HRES) sind ab Wochenbeginn meist am unteren
Rande der Verteilung zu finden. Hier gilt es zu beobachten, ob bei den
nachfolgenden Modellläufen das EPS dieser Ansicht folgt. Auffallend ist, dass
zwar die Mehrzahl der EPS-Member in Verbindung mit dem Kaltlufttropfen ebenfalls
Niederschläge annehmen, aber eine kräftige Entwicklung, wie oben beschrieben
wurde, eher für unwahrscheinlich halten. Selbst für mehr als 5 cm Schneefall
innerhalb von 72 Stunden werden abseits der östlichen Mittelgebirge mit weniger
als 20 Prozent Wahrscheinlichkeit angenommen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab dem Wochenende sind auf exponierten Berggipfeln und auch an einigen
Abschnitten der Ostseeküste einzelne Böen bis Sturmstärke nicht ganz
auszuschließen. Mit Wochenbeginn können von Südosten und Osten leichte
Niederschläge aufkommen, die zusehends als Schnee fallen oder in Schnee
übergehen. Dabei besteht vor allem in den Nächten und in den Frühstunden
Glättegefahr. Ab Dienstag, sehr wahrscheinlich ab Mittwoch, dürfte sich dann
auch in einigen Regionen abseits der Mittelgebirge leichter Dauerfrost
einstellen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS ist zu warm (zu klimalastig)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann