DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-10-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.10.2018 um 10.30 UTC



Übergang zu unbeständiger und nasskalter Witterung, an den Küsten zeitweilig
stürmische Böen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.10.2018


Nach vorangegangener zyklonaler Tätigkeit ist der Donnerstag als erster Tag des
Mittelfritzeitraumes überwiegend antizyklonal geprägt. Ursache dafür ist ein
breitgefächerter Höhenrücken über West- und Mitteleuropa, unter dem sich in
Bodennähe ein Keil über die Mitte und den Süden Deutschlands bis nach Kroatien
und Montenegro erstreckt. Nur der äußerste Norden liegt noch nahe an der
nördlich davon verlaufenden Frontalzone, dort bleibt der Witterungscharakter
leicht wechselhaft. Am Alpennordrand ist noch eine leichte Staukomponente des
Windes für geringe Niederschläge verantwortlich.
Bis Freitag Mittag ändert sich an der leicht antizyklonal geprägten
Wettersituation wenig, danach gewinnt ein vom Nordatlantik südostwärts
schwenkender Höhentrog nach und nach entscheidende Bedeutung für den Fortgang
der Entwicklung in Mitteleuropa. Dieser Höhentrog intensiviert sich in den
darauffolgenden Tagen massiv, indem er sich bis zur Iberischen Halbinsel und
Nordwestafrika ausweitet. Unter seiner Vorderseite entwickelt sich, ausgehend
von einem Tief südlich von Island, im Laufe des Freitag über dem Seegebiet
westlich Südnorwegens ein Tief. Dessen Kaltfront überquert etwa die
Nordwesthälfte Deutschlands bis Freitag Nacht. An dieser Kaltfront entsteht vor
dem inzwischen sehr weit nach Süden vorgestoßenen Höhentrog über dem südlichen
Frankreich ein weiteres Tief. Es verlagert sich unter Vertiefung nordostwärts,
so dass Hebungsprozesse an seiner Nordflanke wahrscheinlich schon ab Freitag
Abend zunächst im Süden und in der Mitte Deutschlands für reichlich Regen sorgen
werden. Diese Situation bleibt auch am Samstag bestehen, am Sonntag wird
voraussichtlich die Nordwesthälfte Deutschland von reichlich Regen profitieren.
Mit nordöstlichem Wind wird dabei sehr kühle Luft herantransportiert. Am Montag
deutet sich eine Wetterberuhigung an, nachdem das verantwortliche Tief sich ins
östliche Mitteleuropa verabschiedet hat.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten drei Modellläufe des ECMWF stimmen zumindest bis Sonntag 00 UTC im
Wesentlichen überein. Zu Beginn des Mittelfristzeitraums, am Donnerstag, ist
demnach die Wetterlage noch weitgehend antizyklonal geprägt, auch wenn die
Frontalzone, die von Nordwest nach Südost über das östliche Mitteleuropa hinweg
verläuft, immer noch recht nahe an das östliche Deutschland heranreicht. Danach
kommt immer mehr ein anfangs noch wenig auffälliger Höhentrog ins Spiel, der vom
nördlichen Atlantik Richtung Westeuropa zieht und sich dabei markant nach Süden
ausweitet. Unter seiner Vorderseite entwickelt sich ab Freitag in Mitteleuropa
rege zyklonale Tätigkeit, wobei endlich auch einmalnennenswerte Regenmengen in
der Nordwesthälfte Deutschlands erwartet werden. Die Lage der dabei
entstehenden Tiefs entstehenden variiert ab Sonntag allerdings recht deutlich.
Im neuesten Lauf liegt Deutschland zu Beginn des Sonntags an der Nordflanke
eines Tiefs mit Kern über dem Alpenraum in einer nasskalten nordöstlichen
Bodenströmung. Währenddessen prognostizierte der gestrige 12 UTC Lauf zur
gleichen Zeit ein Zentraltief mit Kern über Nordfrankreich, von dem aus sich
eine Rinne ostwärts über Deutschland erstreckte.
Abgesehen von diesen Unterschieden zeichnet sich aber generell ein unbeständiger
und nasskalter bis kalter Witterungsabschnitt ab.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auffällig ähnlich sind die Ergebnisse von ECMWF und ICO. Kleine Unterschiede
sind kaum der Erwähnung wert. Auch GFS zeigt zumindest in den Höhendruckfeldern
eine ganz ähnliche Entwicklung wie die beiden vorgenannten Modelle. Abweichungen
ergeben sich später allerdings bei der Position und Intensität der vor diesem
Höhentrog entstehenden Bodentiefs. Spätestens ab Sonntag stimmen dann die
Niederschlagsprognosen nicht mehr mit den Prognosen von ICON und ECMWF überein.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Donnerstag 00 UTC bis Freitag 00 UTC liegen 5 Cluster vor, wobei
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 mit 15 Membern fallen. In allen Clustern
ist bis Freitag 00 UTC der breitgefächerte Höhenkeil über Mitteleuropa
erkennbar, der für eine vergleichsweise ruhige Wetterlage bei uns verantwortlich
ist.

Im Zeitraum Samstag 00 UTC bis Montag 00 UTC existieren 4 Cluster. Der Hauptlauf
findet sich in Cluster 2 (12 Member), der Kontrolllauf in Cluster 1 (17 Member)
wieder. Die Cluster unterscheiden sich lediglich in der Ausgestaltung des
inzwischen markant hervortretenden Höhentroges, der sich am Montag 00 UTC von
Mittel- nach Südwesteuropa erstreckt.

Die Rauchfahne der 850 hPa Temperatur für Offenbach zeigt den ab Freitag
einsetzenden Temperaturrückgang, der sich bei den meisten Lösungen bis zum
Montag fortsetzt und bis zu 10 K betragen kann. Eine deutliche Zunahme der
Niederschlagssignale ist ab Samstag erkennbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wahrscheinlichkeiten für Niederschläge von mehr als 20 l/m² in 24
Stunden liegen nur vom ECMWF EPS und da auch nur für den Samstag für Teile
Süddeutschlands, speziell des Alpenraumes vor.
Sturmböen werden mit signifikanten Wahrscheinlichkeiten im Küstengeiet der
nordfriesischen Inseln und der Ostsee sowohl von Cosmo-Leps als auch von ECMWF
EPS besonders am Donnerstag, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch noch am
Freitag erwartet. Danach sind die Wahrscheinlichkeiten so gering, dass nicht
mehr auf dieses Ereignis zu schließen ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM EPS, ECM, MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer