Thema des Tages

17-10-2018 09:50

Thermik: Mit dem Aufwind in die Höhe, Teil 2

Im Thema des Tages vom 09.09.2018 wurden bereits die Entstehung von
Thermik, die verschiedenen Arten sowie günstige Einflussfaktoren
beleuchtet. Heute werden weitere Fragen beantwortet: Wie lange dauert
Thermik üblicherweise an? Was sind die Gefahren für Gleitschirm- und
Drachenflieger? Und wie sind die aktuellen Thermikbedingungen?

Thermikdauer

Die Thermikdauer ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Im Sommer
ist sie ab ca. 10:00 Uhr nutzbar. Abends hört sie ca. 1-2 Stunden vor
Sonnenuntergang auf. Wenn ein Hochdruckgebiet schon seit mehreren
Tagen besteht, stabilisiert dies die Luftschichten und dadurch
verkürzt sich im Hochsommer oft die Thermik um 1-2 Stunden oder
unterbindet sie sogar komplett. Fließt im Laufe eines Tages in der
Höhe kalte Luft ein (sog. Kaltluftadvektion), labilisiert dies die
Luftsäule und die Thermik kann bis Sonnenuntergang anhalten. Wird
dagegen Warmluft in der Höhe herangeführt, hört die Thermik durch die
Stabilisierung früh auf oder wird so schwach, dass sie zum
thermischen Fliegen nicht mehr ausreicht.
Besonders im Gebirge bildet sich über Nacht in den Tälern
hauptsächlich durch Ausstrahlung oft eine kalte Luftmasse
("Kaltluftsee"), was zur Ausbildung einer Bodeninversion führt (siehe
auch entsprechender Lexikonbeitrag); im Winter wird diese oft als
Bodennebel sichtbar. Thermik kann dann erst tagsüber entstehen, wenn
diese Inversion durch die Sonne "weggeheizt" wurde.

Gefahren

Das Spiel mit der Thermik will beherrscht sein. Bei starkem Wind,
Gewitter, bzw. allgemein bei starken Turbulenzen zu fliegen, kann für
Drachen- und Gleitschirmflieger lebensgefährlich sein. Beim
Einfliegen in Wolken besteht die Gefahr vor allem durch
Orientierungsverlust und Kollisionsgefahr (mit anderen "eingesaugten"
Piloten oder auch mit Berggipfeln), in Gewitterwolken zudem durch
Erfrieren oder Ersticken in großen Höhen.

Wettervorhersage

Wie hoch hinaus geht's heute? Um diese Frage zu beantworten, können
Drachen- und Gleitschirmflieger, bzw. Piloten jeglicher Fluggeräte
auf sie spezifizierte Wettervorhersagen heranziehen. Auch der
Deutsche Wetterdienst erstellt Flugwettervorhersagen, wobei
beispielsweise Vorhersagen des Sichtflug-, Ballon- und des
Segelflugwetters frei verfügbar sind (siehe die Links unten).

Am heutigen Mittwoch sorgt das schon lange wetterbestimmende
Hochdruckgebiet VIKTOR über Osteuropa bei uns in Deutschland kaum
noch für nutzbare Blauthermik (siehe TdT vom 09.09). Bessere
Bedingungen herrschen noch im Osten Deutschlands, wo ein Höhentief zu
der notwendigen Labilisierung der unteren Luftschichten führt.
Dadurch können Flugsportler dort tatsächlich noch in etwas größere
Höhen geschraubt werden.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.10.2018

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