DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-10-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.10.2018 um 10.30 UTC



Vorerst noch ruhiges und meist mildes bis sehr mildes, im Südwesten auch warmes
Herbstwetter ohne markante Wetterereignisse. Erst zu Wochenbeginn wechselhaft
und deutlich kühler, an der See und in höheren Berglagen Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.10.2018


Die Kaltfront eines Tiefs über Nordwestrussland erreicht in abgeschwächter Form
den Norden und Osten Deutschlands, wird aber im Tagesverlauf wieder rückläufig.
Der zugehörige Höhentrog fängt von Norden den alten ´Kaltlufttropfen´ über
Südpolen vorübergehend ein und driftet weiter nach Osteuropa. Der vom
Nordostatlantik ausgehende Höhenrücken wandert anschließend über den Norden
hinweg und es folgt zum Tagesende ein flacher Kurzwellentrog von der Nordsee. Am
Boden dehnt sich die Hochdruckzone vom Atlantik über Norddeutschland weiter nach
Polen aus.

Am Samstag zieht dieser Trog über Deutschland südostwärts und rückseitig dehnt
sich vom Atlantik der Höhenrücken bis nach Dänemark aus. Damit verstärkt sich
das Hoch mit Kern über Südwestirland und weitet sich mit 1030 hPa bis Tagesende
zum mittleren Deutschland aus.

Am Sonntag löst sich von dem umfangreichen Höhenkeil über Westeuropa ein
Höhenhoch ab, welches langsam ostwärts nach Nordfrankreich wandert. Der Keil des
Hochs bewegt sich von Südskandinavien zur polnischen Ostseeküste und zum
Baltikum. Damit wird über Osteuropa ein Hoch gekräftigt und über Mitteleuropa
entsteht zum Tagesende eine Schwachstelle. Gleichzeitig erreicht ein neuer
Höhentrog die Britischen Inseln. Die vorgelagerte Kaltfront erreicht lediglich
die mittlere Nordsee.

Montag schwächt sich das Höhenhoch ab und wird von Nordwesten von einer neuen
Höhenantizyklone eingefangen, welche westlich von Irland ein ungewöhnlich hohes
Geopotential von über 592 geopotentielle Dekameter erreicht. Gleichzeitig
schwenkt der o. e. Trog von den Britischen Inseln nach Deutschland und die
korrespondierende Kaltfront erreicht bis Tagesende Süddeutschland. Postfrontal
sinkt in 850 hPa die Temperatur auf -1 bis -3 Grad!

Am Dienstag dauert am Rande des kräftigen Hochs westlich von Irland (Kerndruck
über 1045 hPa!) die lebhafte und kühle Nordwestströmung zunächst an. In der 2.
Tageshälfte kommt aber auf der Nordseite des nach Süddeutschland gerichteten
Hochkeils von Westen und Nordwesten WLA auf und die niedertroposphärische
Strömung kippt in der Nordhälfte auf West.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des EZMW simuliert die synoptischen Basisfelder ähnlich wie
die beiden Runs von gestern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei ICON ist der für den Samstag oben beschriebene Höhentrog kräftiger
entwickelt und tropft nach Tschechien, später nach Oberösterreich ab. Damit
produziert ICON von Brandenburg und Sachsen-Anhalt bis nach Ostbayern deutlich
mehr Regen (bzw. Schauer) als die anderen Modelle, nämlich immerhin 3 bis 9 mm,
in Staulagen gar über 10 mm innerhalb eines Tages. Bei EZMW und GFS befindet
sich der Trog bzw. das Cut-Off-Tief (EZMW) deutlich weiter im Osten und wir
liegen allenfalls im leicht zyklonalen Randbereich. Dabei gibt es nur vereinzelt
Regen bis höchstens mal 1 mm.
Bei GEM (Kanada) ist der Trog dagegen deutlich schwächer als beim EZMW
ausgeprägt und nur als schwacher Randtrog erkennbar.

Einig sind sich die Modelle darin, dass am Montag, spätestens am Dienstag (GEM)
ein kräftiger atlantischer Höhentrog nach Mitteleuropa zieht und sich ein
intensives, steuerndes Hoch westlich von Irland bildet.
Damit ist eine deutliche Abkühlung am Montag oder spätestens am Dienstag
Besonders im Südwesten) verbunden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis zum 7. Tag werden vom EZMW 5 Cluster ermittelt, die am Sonntag noch eine
blockierende Lage zeigen mit einem vom Atlantik ausgehenden, nach Mitteleuropa
weisenden Höhenkeil, der am Montag nach Südosten abwandert. Die Cluster
unterscheiden sich durch die unterschiedliche Geschwindigkeiten des
nachfolgenden Höhentroges. In den ersten 3 Clustern mit insgesamt 36 Modell-Runs
erreicht der Trog Montag, 00 UTC die Nordsee und Nordfrankreich und damit im
Tagesverlauf Deutschland. In den beiden letzten Clustern mit zusammen 15 Runs
herrscht am Montag noch Hochdruckeinfluss in weiten Teilen Deutschlands und der
Höhentrog erreicht erst in der Nacht zum Dienstag Deutschland.
Im letzten Cluster mit 6 Fällen ist der Trog nur schwach ausgeprägt und
beeinflusst hauptsächlich den Norden. Dabei wäre das Einströmen kühler Luft nach
Süddeutschland deutlich schwächer.
In den ersten 4 Clustern nimmt der Gradient besonders an der Küste stark zu.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt die Nordwestlage im Wesentlichen erhalten,
im 1. Cluster mit 17 Modellläufen allerdings mit im Westen und Süden stark
antizyklonalem Einfluss.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Sonntag im Mittel noch recht hohe
850-hPa-Temperaturen zwischen 9 und 12 Grad. Rund 1/3 der Läufe zeigen
allerdings schon im Laufe des Samstags einen vorübergehenden schwachen
Kaltlufteinbruch. Im Osten ist es nicht so mild und der Kaltlufteinbruch zum
Samstag ist deutlich ausgeprägt.
Am Montag gehen aber im Norden und Osten und teils auch im Südwesten die
Temperatur stark zurück auf Werte um oder wenig unter null Grad. Nach Südwesten
hin tritt in einigen Modell-Runs die Abkühlung verzögert und nicht so intensiv
ein. Ab Montag steigt insgesamt die Regenwahrscheinlichkeit.

Die EPS-Meteogrammen zeigen im Norden und Osten bereits einen ersten
Kaltlufteinbruch zum Freitag, während es im Südwesten nur wenig abkühlt. Hier
bleibt es noch bis Sonntag, ganz weit im Sdüwesten sogar bis Montag noch milde
mit 16 bis 21 Grad. Ab Dienstag ist es dann allgemein nicht mehr so warm mit
Werten zwischen 11 und 15 Grad mit den mildesten Werten am Oberrhein. Damit
wären die Temperaturen in etwa im Normalbereich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist bis Sonntag
nach CosmoLEPS, EZMW-EPS und ICON-EPS gering. Erst am Montag sind an der See
stürmische Böen, ab Dienstag auch in höheren Gebirgslagen wahrscheinlich.
Sturmböen sind dann mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EZMW-EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden