Thema des Tages

13-06-2016 14:40

Ostseitenklima

Im Süden Chinas und auf den südlichen Inseln Japans herrscht
"subtropisches Ostseitenklima". Ostseitenklimate sind, nomen est
omen, an den Ost- und Südostseiten der Kontinente anzutreffen, neben
Ostasien findet man sie hauptsächlich in Nord- und Südamerika sowie
in Australien. Die Winter in den küstennahen Gebieten Ostasiens sind
mild bis kühl und trocken, im Sommer wird es feucht und heiß.

Wetter und Klima werden vom Monsun bestimmt, also von der
Süd-Nord-Süd-Verlagerung der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) im
Verlaufe eines halben Jahres. Unter der ITCZ versteht man einen in
West-Ost-Richtung verlaufenden, wenige hundert Kilometer breiten, mit
Verzögerung von etwa einem Monat den Sonnenhöchstständen folgenden,
weltumspannenden Tiefdruckgürtel. Aufgrund der intensiven
Sonneneinstrahlung erwärmt sich dort die untere Atmosphäre stark. Die
warme Luft steigt auf, kühlt sich unter den Taupunkt ab, kondensiert
und bildet mächtige, hoch reichende Quellwolkenkomplexe, aus denen
gewittrige Starkniederschläge fallen können.

Der Großteil des Jahresniederschlages der Region fällt folglich in
den Sommermonaten, dabei organisieren sich die Niederschläge als
monsunartige Regenfront, die in Japan als "Baiu Zensen" bekannt ist
und dort im Mittel im späten Juni und frühen Juli zu beobachten ist.
In diesem Jahr scheint diese Entwicklung zumindest in Japan recht
früh im Gange zu sein, denn bereits in diesen Tagen werden, wie
bereits in Süd- und Südostchina, auch dort eindrucksvolle
Niederschlagsmengen beobachtet.

Im Anschluss finden Sie eine vom koreanischen meteorologischen Dienst
herausgegebene Wetterkarte Ostasiens. Dargestellt sind die Isobaren
des Bodenluftdruckes im Abstand von zwei Hektopascal sowie die
üblichen Hoch- und Tiefdruckgebiete (engl. H - High-Pressure Area, L
- Low-Pressure Area). Warm und Kaltfronten wurden weggelassen,
stattdessen sind die von der "Monsunfront" beeinflussten Regengebiete
durch die grün schraffierte Linie gekennzeichnet. In der unteren
Karte sind die innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis heute Nacht,
13.06.2016, 00:00 Uhr UTC gefallenen und auf ganze mm (=L/m²)
gerundeten Niederschlagsmengen eingetragen.

Spitzenreiter in der ostasiatischen Regenstatistik ist die
chinesische Station Ganzhou (Provinz Jiangxi, 25°50'N, 114°56'E, 125
m Höhe ü.d.M.), wo 143 mm registriert wurden. Auf den Plätzen folgen
Lianzhou (Provinz Guangdong, 24°47'N, 112°23'E, 98 m) mit 141 mm und
Nancheng (Guangdong, 27°31'N, 116°42'E, 82 m) mit 104 mm. Auch in
Japan fiel ergiebiger Regen, beispielsweise auf der Insel Honshu an
der Station Tsu (Präfektur Mie, 34°43'N, 136°30'E, 2 m) 92 mm oder in
Kochi (Insel Shikoku, 33°33'N, 133°31'E, 0 m) 68 mm.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.06.2016