DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2018 17:01
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Auf einigen Alpen- und Erzgebirgsgipfeln anfangs noch Sturmböen, sonst ruhiges
und außergewöhnlich mildes Hochdruckwetter ohne signifikante
Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland nach wie vor an der Südwestflanke eines
umfangreichen Höhenhoch mit Schwerpunkt über Nordpolen unterhalb einer
südöstlichen Höhenströmung, mit der auch niedertroposphärisch außergewöhnlich
milde Luftmassen subtropischen Ursprungs (13 bis 16 Grad in 850 hPa) ins
Vorhersagegebiet advehiert werden. Als Konterpart fungiert ein Langwellentrog,
dessen Achse sich von der Labradorsee bis ins Seegebiet westlich Irlands
erstreckt, wobei sich bis Donnerstagfrüh ein eigenständiges Drehzentrum
südsüdwestlich von Island etabliert. Trogvorderseitig verlagert sich im Laufe
der Nacht ein Randtrog von der Biskaya über die Bretagne bis nach Südengland.
Trogvorderseitig wird in erster Linie aufgrund von PVA Hebung generiert, die das
Vorhersagegebiet aber nur am Rande tangiert, hauptsächlich in Form hoher und
mittelhoher Wolkenfelder, die über den Südwesten hinweg nordwärts ziehen.
Im Bodenfeld erweist sich das mit der Höhenantizyklone korrespondierende
Bodenhoch als quasistationär und verstärkt sich noch etwas, was über dem
Vorhersagegebiet zu einer leichten Gradientzunahme führt. An den Alpen hat
bereits leichter Föhn eingesetzt, der sich im Laufe der Nacht noch etwas
verstärkt. Dort kann es auf exponierten Gipfeln stürmische Böen oder Sturmböen
(Bft 8 bis 9) aus Süd geben, in föhnanfälligen Tälern sind steife Böen (Bft 7)
aus Süd bis Südost nicht ausgeschlossen. Auch im östlichen und zentralen
Mittelgebirgsraum frischt der Wind aus Südost weiter auf, vor allem auf den
Erzgebirgsgipfeln ist ebenfalls mit stürmischen Böen (Fichtelberg: Sturmböen) zu
rechnen, in einigen Tälern, insbesondere im Elbtal, kann es steife Böen geben.
Inwieweit auch die übrigen Mittelgebirge betroffen sind, lässt sich aktuell nur
schwer abschätzen. Auf einigen Gipfeln bzw. in freien Kammlagen kann es aufgrund
lokaler Low Level Jets bzw. wegen eventueller Kuppeneffekte durchaus mal für
eine stürmische Böe reichen.
Ansonsten steht eine ruhige Nacht ins Haus, wobei die Nebelwahrscheinlichkeit
aufgrund des stärkeren Gradienten als etwas geringer einzustufen ist als in der
vergangenen Nacht. Vor allem im südlichen Oberrheingraben sowie entlang der
Donau (nach MOS auch in Nordhessen) sollte es aber dennoch für gebietsweise
dichten Nebel reichen.

Donnerstag ... verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt ein wenig nach Osten,
zum Baltikum bzw. zum Norden Weißrusslands und auch das Bodenhoch kommt etwas
nach Osten voran. Der kurzwellige Randtrog über Südengland zieht rasch nordwärts
ab, ein weiterer erreicht abends den Westen Frankreichs. Dazwischen wird
mitteltroposphärisch vorübergehend WLA als schwache Hebungskomponente wirksam,
so dass im Tagesverlauf vor allem über den Südwesten und Westen zeitweise hohe
und mittelhohe Wolkenfelder hinwegziehen, es bleibt aber trocken.
Mit der leichten Ostverlagerung des Hochs fächert vor allem nachmittags der
Gradient allmählich etwas auf und der Wind flaut zögernd ab, bis zum Abend
dürfte der Wind wohl dann auch im Erzgebirge bzw. im Elbtal kaum mehr
warnrelevant sein.
Ansonsten lösen sich die Nebelfelder teils wieder nur zögernd auf (am längsten
dauert es wohl an der Donau), danach steht aber einem recht sonnigen Tag nichts
mehr im Wege. Die Temperaturen steigen gegenüber dem Vortag eventuell noch etwas
an, da aufgrund des Gradienten die nächtliche Inversion nicht so mächtig
ausfällt und schneller abgebaut werden kann. Vor allem in den Leelagen der
Mittelgebirge reicht es hier und da für einen Sommertag (25 bis 27 Grad); dort,
wo sich der Nebel länger hält, werden die 20 Grad dagegen wohl kaum erreicht.

Im Laufe der Nacht zum Freitag rückt uns der Randtrog über Westfrankreich etwas
näher auf die Pelle als sein Vorgänger. Morgens erreicht er mit seiner Achse die
Westgrenze Deutschlands und die Nordsee, verliert aber mehr und mehr an
Wetterwirksamkeit, da er von WLA auf der Vorderseite eines markanten Troges
westlich von Irland (an den im Bodenfeld auch eine Orkantiefentwicklung
gekoppelt ist) mehr und mehr zugeschüttet wird.
Im Bodenfeld erreicht eine mit dem Trog korrespondierende Kaltfront in der Früh
Benelux, im Vorfeld der Front ziehen dichtere Wolkenfelder nach Westdeutschland,
aus denen es zumindest nach Lesart des GFS und ECMWF (von 00 UTC) in NRW und
Rheinland-Pfalz auch ein wenig regnen kann. EURO 4 simuliert nur am Niederrhein
leichte Niederschläge, ICON-EU lässt es komplett trocken.
Insgesamt breiten sich lockere mittelhohe Wolkenfelder auch auf die südlichen
und mittleren Landesteile aus, so dass die Tendenz zur Nebelbildung zumindest im
Westen etwas schwächer ausfällt. MOS zeigt allerdings entlang der Donau nach wie
vor hohe Wahrscheinlichkeiten dafür (dagegen deutlich geringere im
Oberrheingraben).

Freitag ... verlagert sich der Randtrog nahezu unter Komplettverlust seiner
Wetterwirksamkeit rasch weiter nordostwärts. WLA auf der Vorderseite des
kräftigen Höhentroges, dessen Drehzentrum sich vom Seegebiet unmittelbar
nordwestlich Irlands bis zum Abend Richtung Färöer verlagert, führt zu einem
Potenzialanstieg über Mitteleuropa und auch im Bodenfeld zu leichtem
Druckanstieg.
Die Reste der ehemaligen Kaltfront über Benelux überqueren noch den Westen bzw.
Nordwesten Deutschlands, ehe sie sich komplett auflöst. Vor allem vormittags ist
es in der Westhälfte somit teils noch etwas stärker bewölkt, Regen sollte aber
keiner (mehr) fallen. Im Tagesverlauf setzt sich dann aber auch dort häufig die
Sonne durch. Ansonsten ändert sich gegenüber den vergangenen Tagen nur wenig am
Wetterablauf. Im Süden lösen sich die Nebelfelder teils nur zögernd auf, sonst
scheint vielerorts die Sonne. Im Tagesverlauf verschärft sich der Gradient im
Westen und in der Mitte des Landes ein wenig, für Windwarnungen reicht es aber
wohl nicht, allerdings für eine bessere Durchmischung insbesondere im Lee
einiger Mittelgebirge. Somit werden trotz in erster Linie im Nordwesten etwas
zurückgegangener Temperaturen in 850 hPa ähnliche Höchstwerte wie am Vortag
erreicht, MOSMIX hat im (aufgrund der vorübergehend dichteren Wolken in der
vergangenen Nacht wohl nebelfreien) südlichen Oberrheingraben sogar Höchstwerte
bis 28 Grad auf der Karte.

In der Nacht zum Samstag kommt es über dem nahen Ostatlantik westlich der
Britischen Inseln zu einer erneuten Austrogung, vorderseitig verstärkt sich die
WLA auch über dem westlichen Mitteleuropa und stützt einen Höhenrücken über
Mitteleuropa, dessen Achse sich allmählich in die Osthälfte Deutschlands
verlagert. Mit der WLA ziehen über den Westen und Nordwesten erneut zeitweise
etwas dichtere hohe und mittelhohe Wolkenfelder hinweg, aus denen es aber kaum
regnen sollte. Sonst verläuft die Nacht locker bewölkt oder klar, wobei vor
allem im Südosten aufgrund der gradientschwachen Bedingungen die Nebelneigung
wieder zunimmt. Ansonsten steht aber eine wettertechnisch ruhige Nacht ins Haus,
die insbesondere im Westen/Nordwesten unter den dichteren Wolkenfeldern mit
Minima deutlich über 10 Grad (eventuell auch um 15 Grad) sehr mild verläuft.

Samstag ... wandert der Höhenrücken allmählich weiter ostnordostwärts und
regeneriert das osteuropäische Höhenhoch. Über dem Vorhersagegebiet beginnt auf
der Vorderseite des sich allmählich den Britischen Inseln annähernden
Langwellentrog das Geopotenzial zu fallen, bleibt aber noch antizyklonal
konturiert.
Im Bodenfeld verlagert sich ein mit einem breiten Warmsektor ausgestattetes Tief
bis zum Abend zur Irischen See. Dadurch verstärkt sich die Zufuhr subtropischer
Warmluft ins Vorhersagegebiet noch etwas, die Temperatur in 850 hPa steigt auf
etwa 13 bis 15 Grad. Mit dem im Tagesverlauf etwas auffrischenden, aber wohl
nicht warnrelevanten Südostwind ist vor allem an den Nordrändern der
Mittelgebirge eine gute Durchmischung gewährleistet, zudem startet der Tag im
Westen aufgrund der nächtlichen Wolken (die tagsüber weniger werden und somit
noch genügend Einstrahlung zulassen) bereits relativ mild. Somit sind vor allem
im Westen/Nordwesten, aber teilweise auch in den mittleren Landesteilen
(dekaden)rekordverdächtige Höchstwerte zwischen 25 und 28 Grad zu erwarten.
Nicht ganz so warm wird es im Südosten, wo der Tag kühler startet und sich vor
allem im Donauraum auch der Nebel wieder länger halten kann. Dort sind - ähnlich
wie im Nordosten und an den Küsten, Höchstwerte zwischen 20 und 25 Grad zu
erwarten (bei zähem Nebel natürlich auch darunter). Des Weiteren stehen keine
warnrelevanten Wetterereignisse auf der Karte.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff