DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-10-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.10.2018 um 10.30 UTC



Ruhiges Hochdruckwetter. Am Donnerstag/Freitag Durchschwenken eines
Kurzwellentroges resp. einer sich auffüllenden Tiefdruckrinne.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.10.2018


Am Montag, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes, befindet sich
Deutschland südlich der relativ zonal über Nordeuropa verlaufenden Frontalzone
unter dem Einfluss eines schmalen Rückens, der vom Norden Frankreichs nach
Südwestpolen weist. Am Boden erstreckt sich, ausgehend von einem Hoch mit
Schwerpunkt über Oberlitauen/dem Weißrussischen Höhenrücken, eine Brücke quer
über Deutschland bis zu einem Hoch mit Schwerpunkt bei der Bretagne. Dabei lässt
sich in der Hauptsache eine leichte zyklonale "Schwachstelle" ausmachen, nämlich
da der äußerste Norden, wo zeitweise ein paar dichtere Wolkenfelder streifen.
Zwar gibt es im Bodendruckfeld über Süddeutschland zyklonale Strukturen, jedoch
überwiegt der antizyklonale Einfluss aus der Höhe. Vorstellbar sind da in erster
Linie ein paar Quellungen über dem südlichen Bergland. Bei einer Temperatur im
850-hPa-Niveau um die 10 °C werden in zwei Metern Höhe gebietsweise 20 °C und
mehr hhhherreicht.

Am Dienstag dominiert sowohl in der Höhe als auch am Boden antizyklonaler
Einfluss, wobei sich der Schwerpunkt in 500 hPa über Großpolen befindet und sich
am Boden ein Keil des osteuropäischen Hochs (Schwerpunkt über dem Quellgebiet
des Don) bis zur Normandie erstreckt. Das sorgt für viel Sonnenschein und
gepaart mit T850, die verbreitet um oder über 10 °C liegen, sollte es vielerorts
für Maxima von 20 °C und mehr reichen. Vorausgesetzt natürlich, dass sich Nebel
und Hochnebel, die sich im Oktober ja bekanntermaßen gebietsweise (Donauregion,
Bodensee) schon länger halten können, zügig aufgelöst werden.

Am Mittwoch steilen sowohl Höhen- als auch Bodenströmung auf südöstliche
Richtung auf. Die Temperatur im 850-hPa-Niveau liegt zwischen knapp unter 10 °C
in Südschleswig und knapp 15 °C am Alpenrand. Mit Zunahme des
Luftdruckgradienten über der Osthälfte Deutschlands kommt man in den
entsprechend begünstigten Leelagen sicherlich auch mal an die 25 °C heran.

Am Donnerstag wird das am Samstagabend/in der Nacht zum Sonntag über Frankreich
abtropfende Höhentief, das bis dato über den Pyrenäen und Katalonien
"herumgeeiert" ist, über Frankreich von der Höheströmung eingefangen und von da
an als Kurzwellentrog nordostwärts geführt. Korrespondieren findet sich im
Bodenniveau eine Rinne, die zumindest im Südwesten und in Teilen des Westens für
dichtere Wolken mit etwas Niederschlag sorgen dürfte. Auch wenn die T850 dort
noch bei rund 12 °C liegt, wird es wegen der im Tagesverlauf zunehmenden
Bewölkung schwierig werden mit dem "Sommerfeeling im Herbst". Nach Nordosten hin
zeigt man sich davon indes unbeeindruckt: Die Sonne kann bei
850-hPa-Temperaturen von zum Teil nahe 15 °C unbehelligt scheinen und wegen des
spürbaren Südostwindes wird es in den Leelagen (bspw. des Erzgebirges) zumindest
hier und da für einen Sommertag reichen.

Am Freitag schwenkt der Kurzwellentrog weiter nordostwärts und bildet zum Termin
18 UTC eine abgeschlossene Isohypse (in Form eines Kaltlufttropfens) über dem
Nordosten Deutschlands. Die Bodenrinne schwenkt ebenfalls nordostwärts, wird
aber im Laufe des Tages zugeschüttet, sodass die Induktion von Niederschlägen
mehr und mehr abgehoben vonstattengeht und schließlich am Tagesende nur noch im
unmittelbaren Bereich des Kaltlufttropfens (Berliner Raum) stattfindet. Mit dem
Vorankommen der Tiefdruckrinne wird auch die sehr milde Luft peu-à-peu
abgedrängt, wenngleich besonders im Osten Deutschlands zuvor noch einmal
gebietsweise die 20-Grad-Marke überschritten werden kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der jüngste Lauf des EZMW-IFS brachte gegenüber seinen Vorgängern keine
wesentlichen Änderungen. Lediglich die Rinne am Freitag wird im Vergleich zu den
Vorläufen stärker zugeschüttet und somit am Boden allmählich antizyklonaler
Einfluss etabliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Eine Auswahl anderer Globalmodelle (ICON, GFS, UKMO (soweit verfügbar) und GEM)
offeriert bis einschließlich Mittwoch nahezu identische Felder. Ab Donnerstag
divergieren dann die Lösungen der verschiedenen Modelle. Nach GFS und GEM wird
das Höhentief über Frankreich nicht von der Höhenströmung eingefangen, sondern
zieht vielmehr unter Auffüllung zum Löwengolf. Auch etabliert sich - vor allem
nach GFS - deutlicherer Hochdruckeinfluss am Boden. Indes stützt ICON die Lösung
des IFS, schüttet die Rinne am Freitag jedoch nicht so stark zu wie IFS. Zum
Abend/Tagesende scheint bei ICON die Tendenz zur Ausbildung eines
Kaltlufttropfens nicht gegeben zu sein. Vielmehr vollzieht sich beim deutschen
Modell ab Donnerstag ein Einschnüren des Troges und am Freitag schließlich ein
neuerlicher Abtropfvorgang über Südfrankreich (was GEM übrigens auch so sieht).

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen (IFS-EPS und GFS-EPS) für diverse deutsche Städte zeigen sowohl
bei der Temperatur im 850-hPa-Niveau als auch beim 500-hPa-Geopotenzial zeigen
bis einschließlich Donnerstag einen relativ gebündelten Verlauf, wobei das
Temperaturniveau bis Donnerstag, das Geopotenzial bis Dienstag ansteigt.
Am Mittwoch beginnt das Geopotenzial bei immer noch relativ starker Bündelung
der Kurvenscharen zu sinken, um seinen Tiefpunkt am Donnerstag bzw. frühen
Freitag zu erreichen, wobei der Spread insbesondere am Freitag deutlich zunimmt.
Sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf liegen den ganzen mittelfristigen
Vorhersagezeitraum über relativ mittig in der Kurvenschar.
Die T850 zeigt überall am Freitag einen mehr oder weniger ausgeprägten Knick
nach unten. Diesen Trend macht zwar auch das Gros der Einzelmitglieder mit,
jedoch liegen Haupt- und Kontrolllauf dann eher am unteren Ende der Kurvenschar,
während sie bis einschließlich Donnerstag eher mittig oder im oberen Drittel
lagen.
Beim Niederschlag gibt es für alle Städte am Donnerstag/Freitag von einigen
Ensemblemitgliedern schwache Ausschläge, die mal vom Haupt-, mal vom
Kontrolllauf, aber in zwei Fällen (Hamburg und Essen) von keinem der beiden
mitgetragen werden. Die Mehrzahl der Member belässt es jedoch trocken, womit
deutlich wird, dass ein Niederschlagsereignis gegen Ende des Vorhersagezeitraums
- erst recht in der Fläche - keineswegs als sicher gelten kann. Auffällig ist
der Niederschlagspeak des IFS-Kontrolllaufes für München am frühen Freitag, der
deutlich über allen Membern liegt und knapp 8 mm/6 h erreicht.

Für den Zeitraum T+72...96h (Montag auf Dienstag) zeigt das Clustering des
IFS-EPS drei verschiedene Cluster, wobei Haupt- und Kontrolllauf beide in
zweiten Cluster verortet werden. Allerdings zeigen die drei Cluster für
Deutschland keine wirklich relevanten Unterschiede.
Für den darauf folgenden Zeitraum (T+120...168h, Mittwoch bis Freitag) gibt es
erstaunlicherweise nur ein Cluster, obwohl die Auswirkungen des
Höhentiefs/Troges am Donnerstag und Freitag noch nicht ganz klar sind.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund der Wetterlage ist voraussichtlich nicht mit signifikanten
Wettererscheinungen zu rechnen. Einzig Nebelwarnungen werden in einigen Regionen
längere Zeit auf unserer Warnkarte zu sehen sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS-EPS, DMO
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VBZ Offenbach / M.Sc. Met. Stefan Bach