Thema des Tages

05-10-2018 08:20

Anhaltende Dürre in Deutschland

Wer dieser Tage begonnen hat, seinen Garten winterfest zu machen, hat
sicherlich festgestellt, wie trocken immer noch die Böden sind. Die
Gartenhacke durchdringt die obersten Schichten und darunter folgt
meterweise staubtrockene Erde. Man darf sich von den niedrigen
Frühtemperaturen sowie Tau auf den Blättern und Gräsern nicht
täuschen lassen: Auch wenn es sich anfühlt, als wäre es deutlich
feuchter als in den vergangenen Sommermonaten, sind die Böden in
Deutschland weiterhin viel zu trocken. Die Lufttemperatur hat nämlich
keinen direkten Einfluss auf die anhaltende Trockenheit. Auch wenn
die Hitzewellen in diesem Sommer von dem einen oder anderen als
Ursache für die Dürre im Land in Verbindung gebracht wurden, sind
Lufttemperatur und Dürre zwei verschiedene Paar Schuhe. Obwohl die
Dürre im Sommer vielerorts mit heißen Tagen einherging, haben
Trockenheit und Hitze wenig miteinander zu tun. Denn auch bei einer
Höchsttemperatur von 20 bis 25 Grad und keinem einzigen Tropfen Regen
über Monate hinweg wäre das Land von einer Dürre betroffen,
wenngleich sich diese Temperaturen für viele Menschen deutlich
angenehmer anfühlen als 35 bis 40 Grad. Hohe Temperaturen können eine
Dürre mitunter jedoch noch verschärfen, denn je höher die Temperatur
bei gleichbleibender absoluter Feuchte (Infos im DWD-Lexikon) ist,
desto geringer ist die relative Feuchte und desto höher ist die
Verdunstung. So hat in erster Linie der fehlende Niederschlag zur
Dürre in Deutschland geführt. Laut Helmholtz Zentrum für
Umweltforschung (UFZ) litten Ende September etwa 70 Prozent der
Fläche Deutschlands über die gesamte Bodentiefe unter einer extremen
bis außergewöhnlichen Dürre.

Der Höhepunkt der Dürre ist laut UFZ zwar überschritten, dennoch ist
das Niederschlagsdefizit vielerorts geblieben. Im vergangenen Sommer
fielen über Deutschland gemittelt mit rund 130 Liter pro Quadratmeter
nur 54 Prozent des üblichen Niederschlags. Auch im September kamen in
nur wenigen Regionen des Landes - v.a. im Zuge des Sturmtiefs
FABIENNE am 23.09.2018 - überdurchschnittliche Regenmengen zusammen.
Im Alpenvorland gab es bspw. örtlich mehr als 100 l/qm im gesamten
Monat. Dies wird aus der Niederschlagsmenge des Monats September
deutlich. Die beigefügte Grafik (Abb. oben) zeigt u.a. auch die
Abweichung zum langjährigen Mittel (1961 bis 1990). In weiten Teilen
des Nordens und Nordostens (v.a. zwischen Elbmündung und Usedom) fiel
im September weniger als die Hälfte des langjährigen Mittels an
Niederschlag (unter 20 l/qm). Dies spiegelt sich auch im
standardisierten Niederschlagsindex (SPI) wider, der u.a. zur
Identifikation von Niederschlagsdefiziten genutzt wird. Im Monat
September liegt der Index im östlichen Schleswig-Holstein und weiten
Teilen Mecklenburg-Vorpommerns unter -1. In Bezug auf die Monate
April bis September wird die Dürre in Deutschland sichtbar: Die Karte
erscheint tiefrot. Der SPI liegt für das gesamte Land unter -1, was
definitionsgemäß einen Hinweis auf eine landwirtschaftliche Dürre
liefert.

Die Pegelstände der Flüsse zeigen ein ähnlich erschreckendes Bild. In
Wittenberg an der Elbe (Sachsen-Anhalt) etwa wurde heute Morgen um 08
Uhr ein Pegelstand von 72 Zentimeter gemeldet. Der bisher niedrigste
bekannte Wasserstand lag am 14. August 2015 bei 73 Zentimeter. Auch
der Rhein führt seit Monaten Niedrigwasser. Der Pegel in Kaub (RLP)
fiel in der Nacht zum Mittwoch (03.10.2018) auf 54 Zentimeter.
Mittlerweile ist das Wasser dort zwar wieder etwas gestiegen, aber
bis zum bisherigen Niedrigwasserrekord von 35 Zentimeter (28.09.2003)
ist es nicht mehr weit. Bedenken geben dahingehend auch die aktuellen
Wetterprognosen: Am heutigen Freitag sowie am morgigen Samstag zeigt
der Altweibersommer was er drauf hat. Nach Nebelauflösung scheint
verbreitet die Sonne. Lediglich vom Alpenrand bis zur Donau sind am
Samstagnachmittag einzelne Schauer möglich. Sonst wird kein
Niederschlag erwartet. In der Nacht zum Sonntag nähert sich dann von
Westen eine Tiefdruckrinne mit einem Frontensystem, das zumindest
regional für etwas Regen sorgen wird. Den langersehnten Landregen
wird es allerdings nicht geben. Am Montag ist der Niederschlag
bereits abgezogen und abgesehen von dichten Nebelfeldern im Süden
scheint schon wieder häufig die Sonne. Aus heutiger Sicht setzt sich
in der neuen Woche schon wieder Hochdruckeinfluss durch. Wollen Sie
Ihrem Garten etwas Gutes tun, vergessen Sie nicht, Ihre Pflanzen und
Bäume zu gießen!

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.10.2018

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