Thema des Tages

03-10-2018 07:50

Einheitliche Einheiten?

Deutschland feiert die Wiedervereinigung. Wie an jedem 03. Oktober
eines Jahres finden auch am heutigen Mittwoch wieder die
Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit statt. Die offizielle
Feier wird übrigens seit 1990 in der Landeshauptstadt des
Bundeslandes ausgerichtet, das zu diesem Zeitpunkt den Vorsitz im
Bundesrat innehat. Wie wir selbstverständlich alle noch aus dem
Politikunterricht wissen, rotiert das Amt des Bundesratspräsidenten
jährlich zwischen den Regierungschefs der 16 deutschen Länder. Zudem
ist der Präsident des Bundesrats gleichzeitig Stellvertreter des
Bundespräsidenten. Amtierender Bundesratspräsident ist Michael Müller
aus Berlin, weshalb die offizielle Party in diesem Jahr in Berlin
unter dem Motto: "Nur mit Euch" steigt. Doch nun will ich Sie nicht
weiter mit diesen uns täglich vertrauten Dingen langweilen ;)
Auch in der Meteorologie werden wir täglich mit einem Sammelsurium an
Einheiten konfrontiert. Diese sind (glücklicherweise) aber
selbstredend nicht politischer, sondern physikalischer Natur -
schließlich beschreibt die Meteorologie die Physik der Atmosphäre.
Nachfolgend ein kleiner Auszug...

Temperatur

Seit Jahren haben wir uns an die Celsius-Skala (°C) gewöhnt, die auf
den am 27. Januar 1701 in Uppsala geborenen Astronomen Anders Celsius
zurückgeht. Ursprünglich teilte er die Temperaturskala auf einem
Quecksilberthermometer in hundert Teile und legte 0 Grad Celsius am
Siedepunkt reinen Wassers und 100 Grad Celsius am Gefrierpunkt
geschmolzenen reinen Eises fest. Carl von Linne tauschte dann die
Fixpunkte, so dass die Einteilung der Skala entstand, wie wir sie
heute kennen. Offizielle SI-Basiseinheit in der Thermodynamik ist
allerdings Kelvin (K), wobei 0 Kelvin als absoluter Nullpunkt der
Temperatur bei -273,15 Grad Celsius definiert ist. Die Abstände
unterschiedlicher Zahlenwerte sind dabei gleich groß, das heißt die
Differenz beispielsweise zwischen 20 und 30 Grad Celsius beträgt
sowohl 10 °C als auch 10 K. Da Temperaturdifferenz in der
Meteorologie offiziell die Einheit Kelvin nach sich zieht, liest man
in Monatsrückblicken hin und wieder auch: "Der September 2018 lag mit
einer Mitteltemperatur von 15,1 Grad Celsius 1,8 K über dem
langjährigen Mittel." Um Missverständnisse in der Öffentlichkeit zu
vermeiden, wird aber diesbezüglich immer häufiger auch mit Grad
Celsius operiert ("um 1,8 Grad zu warm"). Die Reaumur-Skala (°Re)
gilt mittlerweile als veraltet, da sie der Ausdehnung von Ethanol
(und nicht Quecksilber) zugrunde liegt, das kein lineares
Ausdehnungsverhalten aufweist. Diese Nichtlinearität verhindert
gleich große Temperaturdifferenzen für alle Bereiche auf der Skala,
was Auswertungen und Vergleichbarkeit erheblich erschwert. In den USA
erfreut sich nach wie vor die Fahrenheit-Skala (°F) großer
Beliebtheit. Sollten sie dort unterwegs sein und Probleme mit der
Umrechnung haben, so merken sie sich einfach, dass 100 Grad
Fahrenheit in etwa der Körpertemperatur eines gesunden Menschen
entsprechen. "Puuh, was für eine Hitze!"

Druck

Was wäre ein Wetterbericht ohne eine Bodenwetterkarte. In der Regel
sind dabei die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren) und Fronten
dargestellt. Die Einheit des Luftdrucks ist nach dem französischen
Mathematiker und Physiker Blaise Pascal (Pa) benannt und als Kraft
pro Fläche definiert - sprich, welche Schwerkraft übt das Gewicht
einer Luftsäule auf eine bestimmt Fläche aus. Aus historischen
Gründen sowie der Übersichtlichkeit halber wird in der Meteorologie
Hektopascal (hPa, hekto=hundert) verwendet, die praktischerweise der
früheren Einheit Millibar (mbar) eins zu eins entspricht. Auf alten
Quecksilberbarometern findet man noch eine Millimeterskala, um den
Luftdruck in Torr zu ermitteln (1 Torr = 1 mm Quecksilber).

Wind

Die Beaufort-Skala (Bft) hat sich ebenfalls in zahlreichen
Disziplinen mit Bezug zur Meteorologie bewährt. Vor allem in der
maritimen Wettervorhersage sind Stärke von Mittelwinden und Böen an
die Beaufort-Skala gekoppelt. Küstenwarnungen werden beispielsweise
ab mittleren Windstärken von 5 bis 6 Bft ausgegeben. Die offizielle
SI-Einheit ist allerdings Meter pro Sekunde (m/s), deren Einfluss
aber zumindest im täglichen Umgang immer mehr schwindet.
Anschaulicher verhält es sich da schon mit Kilometern pro Stunde
(km/h), erinnert es doch an gängige Fahrtgeschwindigkeiten von Autos,
Motorrädern, Zügen, etc. In der Luftfahrt und Nautik hingegen sind
Knoten (kn/kt) noch fest verankert. Einfache Umrechnungstabellen
zwischen den Einheiten finden sich zuhauf in der Literatur und im
Netz.

Die erwähnten Begriffe und Einheiten und vieles mehr können Sie bei
Bedarf gerne in unserem Wetterlexikon auf der DWD-Homepage
nachschlagen (www.dwd.de/lexikon). Ihnen allen einen einheitlich
entspannten Feiertag!

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.10.2018

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