DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-09-2018 07:30
SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.09.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL:
Heute in der Nordosthälfte in Böen noch stürmischer Wind. Nachfolgend deutliche
Wetterberuhigung. Am Mittwoch in Küstennähe erneut stürmischer Wind, auf den
Inseln Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich ein Trog über Osteuropa. Deutschland liegt auf seiner
Rückseite in einer lebhaften Nordwestströmung. Mit dieser nordwestlichen
Strömung werden Luftmassen polaren Ursprungs herangeführt. So liegt die 850 hPa
Temperatur in der Nordhälfte unter 0 Grad.

Im Laufe des Tages verstärkt sich mit der Verlagerung des Troges weiter nach
Osten der Hochdruckeinfluss von Westen und Südwesten her. Das Zentrum des
Bodenhochs befindet sich mit einem Kerndruck von 1040 hPa bei den Britischen
Inseln

Mit der eingeflossenen Höhenkaltluft kommt es vornehmlich in der Nordosthälfte
zu Schauern. So liegt die Temperatur im 500 hPa zwischen -26 und -32 Grad.
Zusammen mit der tagesgangbedingten Erwärmung der Grenzschicht ergeben sich
damit ausreichend steile Lapse Rates für die Bildung von Schauern und auch
kurzen Gewittern. Allerdings mangelt es an bodennaher Feuchte, was wohl in einem
Streifen von Ostholstein bis nach Brandenburg der Überströmung des
Skandinavischen Gebirges und damit Leeeffekten zuzuschreiben ist. Damit dürfte
sich der Großteil der Schauer auf Niedersachsen bis Thüringen und zum
Erzgebirge, sowie angrenzend auch auf Teile von NRW und Hessen konzentrieren.
Außerdem sind Schauer auch im Ostseeumfeld und besonders in Ostvorpommern (Rügen
bis Usedom). In letzterer Region ist das Auftreten von einzelnen Gewittern
aufgrund der kältesten 500 hPa Temperatur auch am wahrscheinlichsten (vertikale
Temperaturdifferenz immerhin bei rund 30 K).

Warntechnisch relevant ist heute vor allem der Wind. Im Südwesten und Westen
nimmt der Gradient mit dem Vorrücken des Bodenhochs und der Ausbildung eines
Luvhochs nördlich der Alpen, deutlich ab. Weiter nach Nordwesten ist dieser
zwischen dem abziehenden Sturmtief Fabienne noch ausreichend kräftig um im
Tagesverlauf zu einem deutlichen Aufleben des Windes zu führen. Von nahezu allen
Modellen und Ensembleverfahren werden hohe Wahrscheinlichkeiten für das
Auftreten von Windböen und stürmischen Böen im Nordosten und Osten vorhergesagt.
Selbiges gilt allgemein für die Küstenabschnitte von Nord- und Ostsee sowie die
Hochlagen der Berge, wo auch einzelne Sturmböen zu erwarten sind. An exponierten
Küstenabschnitten der Ostsee kann es vor allem in der ersten Tageshälfte auch
noch einzelne schwere Sturmböen geben.
Insgesamt ist die Tendenz, dass die Windsituation sich im Laufe des Nachmittags
mit der stromabwärtigen Verlagerung der Druckgebilde etwas entspannt.

Mit viel Sonne im Südwesten werden am Oberrhein bis 19 Grad erreicht, sonst
bleibt es bei herbstlichen Höchstwerten zwischen 12 und 17 Grad.

In der Nacht auf Dienstag verlagert sich der Trog weiter ostwärts, sodass der
Vorhersageraum zunehmend von dem von Westen heranrückenden Höhenrücken
profitieren kann. Das Bodenhoch greift mit seinem Zentrum ebenfalls auf
Deutschland über. Damit nehmen auch die Luftdruckgegensätze vielerorts deutlich
ab. Einzig im Nordosten sind diese noch recht üppig. Da gleichzeitig auch der
Tagesgang eine Rolle spielt, dürfte der Wind im Binnen- bzw. Tiefland rasch
nachlassen. Windböen und anfänglich auch noch stürmische Böen sind am ehesten
noch ein Thema an den Küsten und auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge. Im
Laufe der zweiten Nachthälfe sollten die Windgeschwindigkeiten aber auch dort
unter die Warnschwellen rutschen.

Mit dem weiter abnehmenden Wind rücken dann vor allem die zu erwartenden Minima
in den Fokus. In der Luftmasse polaren Ursprungs können die Werte weit
zurückgehen. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 6 und 1 Grad, in den
Hochlagen der süd- und ostdeutschen Mittelgebirge ist sogar leichter Frost zu
erwarten. Milder bleibt es eigentlich nur an den Küsten mit zweistelligen Minima
auf den Nordseeinseln bei auflandigem Wind.
Bodenfrost dürfte häufiger ein Thema sein und nicht nur die Berglagen betreffen.


Niederschlag fällt mit dem sich kräftigendem Hoch eigentlich kaum noch. Am
wahrscheinlichsten sind Schauer entlang der Küsten, sowie anfänglich auch noch
im Nordstau des Erzgebirges.


Dienstag... greift der Höhenrücken und das Zentrum des Bodenhochs endgültig auf
Deutschland über. Damit ist der Wind allgemein kein Thema mehr. Am ehesten
vorstellbar ist, dass es am Südrand des Hochkerns über dem südwestdeutschen
Bergland für Windböen, auf den Gipfeln auch einzelne stürmische Böen reicht.
Sonst ist Wind kein Thema.

Mit der Antizyklonalität wird auch vielerorts freundliches Wetter erwartet,
wobei die Sonne teils länger anhaltend scheint. Eine Ausnahme bildet der
Nordwesten. Dort sorgt die nordwestliche Strömung in mittleren
Troposphärenniveaus dafür, dass feuchte Luftmassen von der Nordsee landeinwärts
vorankommen. Die Prognosesoundings zeigen eine Inversion bei etwa 700 hPa,
wobei sich darunter eine dünne Feuchtschicht bei etwa 800 hPa ausbilden kann. Es
handelt sich dabei also wohl um eine dünne Stratusdecke in mittleren Niveaus,
die aber dafür sorgen wird, dass es zeitweise stark bewölkt ist. Die
Feuchtfelder beeinflussen einen Streifen von der Nordsee etwa bis zu den
zentralen Mittelgebirgen (Rothaargebirge, Thüringer Wald). Möglicherweise fällt
auch etwas Sprühregen aus der Stratusdecke ... zumindest deuten das die Modelle
auch an.

Die Höchstwerte liegen zwischen 13 und 18 Grad.

In der Nacht auf Mittwoch liegt Deutschland weiter im Einflussbereich des
Höhenrückens, wobei sich das Zentrum des Bodenhochs allmählich in Richtung
Osteuropa verschiebt. Während dies allgemein für wenige Wolken bzw. klaren
Himmel sorgt, macht sich am Rande des nur flachen Rückens im Norden
Warmluftadvektion bemerkbar, sodass sich dort hohe und mittelhohe Wolkenfelder
zeigen. Regen sollte aber nicht fallen. Vielleicht ist noch etwas Sprühregen
über dem Norden von Schleswig-Holstein denkbar. Mit der Drehung der Windrichtung
auf westlichen Richtungen, wird die Stratusdecke nun eher dorthin gedrückt.

Mit der Verlagerung des Hochzentrums nimmt der Gradient am Nordrand des Hochs
und in Verbindung mit einem Nordmeertief im Norden wieder deutlich zu. Damit
sind an der See Windböen, auf den Nordseeinseln auch stürmische Böen zu
erwarten.

Die Temperatur geht abgesehen vom Norden (dort 9 bis 6 Grad) wieder deutlich in
den Keller. In der noch vorhandenen Kaltluft werden 5 bis -3 Grad erwartet,
sodass dies wohl die erste Nacht des Herbstes sein wird, wo auch außerhalb der
Berge das erste Mal Luftfrost auftritt. Bodenfrost ist in der Mitte und im Süden
allgemein als recht wahrscheinlich einzustufen, vereinzelt ist im Süden auch
mäßiger Bodenfrost denkbar.

Mittwoch... dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss, wobei sich das Bodenhoch noch
etwas weiter nach Ost-Südost verlagert. Am Nordrand des Hochs kann allerdings
etwas feuchtere und mildere Luft einsickern, die sich auch in Form von
andauernder Warmluftadvektion bemerkbar macht.
Damit ist es im äußersten Norden häufig stärker bewölkt, im Norden von
Schleswig-Holstein teils auch bedeckt und es kann dort gelegentlich ein wenig
Regen fallen.

Im Rest des Landes dominiert der Hochdruckeinfluss, sodass nach der kalten Nacht
ein verbreitet sonniger Tag erwartet wird. Bei langanhaltendem Sonnenschein
werden Höchstwerte zwischen 17 und 20 Grad vorhergesagt.

Warntechnisch relevant ist der Wind. Mit dem am Nordrand des Hochs weiter
zunehmenden Gradienten muss im Norden bis in das angrenzende Binnenland mit
Windböen gerechnet werden. An der Küste und im Norden von Schleswig-Holstein
treten zudem stürmische Böen auf. An exponierten Küstenabschnitten ist auch die
eine oder andere Sturmböe zu erwarten.

In der Nacht auf Donnerstag ändert sich nichts Wesentliches. Der Norden befindet
sich weiter unter teils dichten Wolkenfeldern, die sich im Laufe der Nacht auch
in die östlichen Landesteile ausbreiten. Gelegentlich kann daraus vor allem im
Norden ein wenig Regen fallen.
Der Wind bleibt weiter lebhaft mit starken bis stürmischen Böen an der See.
Dafür fällt die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 15 und 10 Grad deutlich milder
aus.

Von der Mitte bis in den Süden merkt man davon allerdings nicht viel. Unter dem
Einfluss des Hochs ist es oft nur gering bewölkt und windschwach, sodass die
Tiefstwerte wieder zwischen 6 und 1 Grad erwartet werden und das Potential für
Bodenfrost besteht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen die kurzfristige Entwicklung konsistent, sodass keine
nennenswerten Unterschiede zu verzeichnen sind. Allenfalls kann man anmerken,
dass die dichten Wolkenfelder am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag von
ICON stärker landeinwärts vorankommen, als nach ECMWF und GFS.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer